Mittwoch, Juli 17, 2024
Ungenutztes Potenzial KI
Zeppelin Rental integriert Informationen und Daten in digitale Modelle, um KI-Dienste zu speisen.

Die Baustellenlogistik ist stark digitalisiert. Drohnen und autonome Systeme bieten unbegrenzte Optimierungsmöglichkeiten. Künstliche Intelligenz spielt noch kaum eine Rolle.


In der Baustellenlogistik geht es darum, das Produkt zur richtigen Zeit, der richtigen Menge und mit den richtigen Kosten am richtigen Ort zu haben. »Das zu koordinieren, ist eine Herausforderung«, weiß Dietmar Schuhmann, Teamleiterin Baumanagement und Baulogistik bei Delta. Hier kommt die Künstliche Intelligenz (KI) ins Spiel. Mit selbstlernenden Algorithmen unterstützt KI bei der Planung und Organisation von Arbeitsabläufen und Ressourcenverteilung, hilft bei der Automatisierung von Aufgaben und der Planung von Transportwegen. Für Hubert Wetschnig, CEO der Habau Group, können digitale Tools vor allem bei der optimalen Abstimmung von Prozessen, der Wirtschaftlichkeit der Lieferkette mit Just-in-time-Lieferungen, der Bereitstellung von Liefer- und Lagerflächen sowie der Zusammenarbeit verschiedener Gewerke helfen. »Späte Umplanungen können den gesamten Bauprozess beeinträchtigen, daher ist eine gut koordinierte Planung entscheidend.«

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Bild: »Die Vorstellung einer leistungsfähigen KI, die Vorschläge für Bauzeitenpläne und Baustelleneinrichtungsmodelle liefert und Termine mit allen Projektbeteiligten automatisch koordiniert, klingt verlockend«, betont Hubert Wetschnig. 

KI für die Umsetzung
Sebastian Kummer, Leiter des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik an der WU Wien, sieht das größte KI-Potenzial in den Bereichen Supply Chain, Logistik und Transporte. »Da wird nicht mit Large Language Modellen gearbeitet, sondern eher mit neuronalen Netzen. Die sind noch nicht so bekannt, aber man kann sehr viel besser Prognosen abgeben.« Bei Baulogistik ist Veränderung das Entscheidende. »Jeden Tag ändern sich die Rahmenbedingungen. Darauf richtig zu reagieren und weiterhin das Optimum erreichen zu können, ist die besondere Herausforderung der Baulogistik«, erklärt Schuhmann. Die unzähligen Informationen zusammenzutragen und sie in Echtzeit den Projektbeteiligten in geeigneter Weise zukommen zu lassen, dabei kann die KI hilfreich sein. Sie müsse dafür aber leicht und intuitiv steuerbar sein, damit der Zugriff auf Ist-Daten schnell, einfach und standardisiert erfolgen kann.

Hilfestellung bei der Datenerfassung und -verarbeitung bietet die Plattform von Sequello. »Damit wird es in Zukunft möglich sein, neben der Optimierung der Materialauswahl auch den besten Zeitpunkt für Lieferungen basierend auf Verkehrsdaten zu ermitteln oder Vorschläge für die effizienteste Entladezone zu erhalten sowie den Einsatz von Baugeräten und -materialien zu optimieren«, berichtet Geschäftsführer Josef Kurz.

Ein weiterer Use Case für KI könnte auch die Optimierung der Sortenwahl von zum Beispiel Beton sein. Mithilfe von KI könnte bereits in der Planungsphase für jedes Bauteil eine CO₂-optimierte Rezeptur ermittelt werden, um unnötige CO2-Emissionen zu verhindern. Ein weiteres KI-Anwendungsfeld betrifft die Auswertung von Videobildern. »Ziel ist es, Fahrzeugtypen zu identifizieren, mit Gewerken zu kombinieren, Logistikketten zu analysieren und in der Folge Anlieferungsprozesse und Bevorratungsstrategien zu optimieren«, beschreibt Hilmar Troitzsch, Leiter Forschung & Geschäftsfeldentwicklung bei Zeppelin Rental Deutschland, die Abwicklung. Leider fehlen noch ausreichend Daten.

Gelebte KI
»Beim Einsatz von KI steckt die Branche noch in den Kinderschuhen«, befindet Josef Kurz. Besonders in der Baubranche würde vieles noch analog passieren, damit kann eine KI nicht arbeiten. Eine umfassende digitale Datenbank ist notwendig. »KI hilft immer dann, wenn die Disposition unter mehr oder weniger stabilen Verhältnissen erfolgt,« ergänzt Kummer. Es braucht allerdings noch viel Standardisierung und Abstimmung, bis KI sinnvoll unterstützen kann.

»Bei der Bauplanung sind wir mit BIM bereits gut aufgestellt, es fehlt aber noch die abgestimmte Planung der Baustelle, zum Beispiel der Baustelleneinrichtung«, zeigt Troitzsch auf. Baustellen würden nach durchschnittlich 18 Monaten auf ein neues Baufeld mit neuen Bauwegen, neuen Materialbezeichnungen und neuen Transportgelegenheiten wechseln. »Die Datenmenge, auf die KI aufbaut, ist aktuell noch zu gering, um aussagefähig zu werden.« Delta geht proaktiv an eine KI-Lösung heran.

»Wir haben eine eigene interne KI-Gruppe mit Mitarbeitern aus unterschiedlichen Ländern und Abteilungen gebildet«, berichtet Dietmar Schuhmann. Für ihn wird sich bei KI rasch viel verändern, denn der technische Fortschritt erfolgt immer schneller, Entwicklungen brauchen nicht mehr Jahre, das geht in Monaten. »Wir leben in einem 5D-Raum, das heißt 3D plus Zeit und Kosten.« Die KI kann das noch nicht zusammenfügen. Es werde aber sicher nicht lange auf sich warten lassen, bis alles zu einem großen Ganzen zusammengesetzt ist. Die Bauwirtschaft sei dafür bereit, ist unisono zu hören.

 


Metaebene: Wo KI KI einsetzen würde

Die Antworten von ChatGPT auf die Frage, wo KI auf der Baustelle eingesetzt werden kann.

Bauprojektmanagement
KI kann eingesetzt werden, um Projektzeitpläne zu optimieren, Ressourcen zu planen und Risiken vorherzusagen.

Bauüberwachung und -inspektion
KI-gestützte Systeme können Bilder und Videos von Baustellen analysieren, um potenzielle Sicherheitsrisiken zu identifizieren, Qualitätskontrollen durchzuführen und den Baufortschritt zu überwachen.

Baugenehmigungen 
KI kann bei der Verarbeitung von Baugenehmigungen und der Überprüfung von Bauplänen helfen, um sicherzustellen, dass sie den geltenden Vorschriften und Standards entsprechen.

Entwurf und Planung
KI kann Architekten und Ingenieuren dabei helfen, komplexe Entwurfsprobleme zu lösen, indem sie Designvorschläge generiert, Materialauswahlen optimiert und Energieeffizienzanalysen durchführt.

Energiemanagement
KI kann dabei helfen, den Energieverbrauch von Gebäuden zu optimieren, indem sie Echtzeitdaten überwacht und automatisierte Systeme zur Steuerung von Beleuchtung, Heizung, Lüftung und Klimatisierung implementiert.

Baurobotik
KI-gesteuerte Roboter können im Bauwesen eingesetzt werden, um repetitive Aufgaben wie Betonieren und Schweißen durchzuführen.

Nachhaltiges Bauen
KI kann bei nachhaltigen Projekten unterstützen, indem sie Analysen zur Lebenszyklusbewertung durchführt, Materialien für Recycling und Wiederverwendung identifiziert und energieeffiziente Konstruktionsmethoden empfiehlt.

Fotos: Zeppelin, Philipp Horak

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