Dieses Mal: Reinhold Lindner, Sprecher von BauMassiv, hakt bei Klimaschutzministerin Leonore Gewessler nach: Was tut die Politik, um die Sanierungsquote zu erhöhen?
In der Rubrik »Fragen an die Politik« haben Vertreter*innen der Bau- und Immobilienwirtschaft die Möglichkeit, konkrete Fragen an Spitzenpolitiker*innen zu richten. In der aktuellen Ausgabe kommt die Frage von Reinhold Lindner, Sprecher von BauMassiv. Gerichtet wurde sie an Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Reinhold Lindner
BauMassiv
»Rund drei Viertel der Gebäude in Österreich wurden vor 1990 errichtet. Davon gelten etwa 60 Prozent aus energetischer Sicht als sanierungsbedürftig. Der Gebäudesektor ist damit unumstritten weltweit und auch in Österreich ein zentraler Hebel zur Erreichung der Klimaziele von Paris. Was kann seitens der Politik kurz bzw. mittelfristig noch zusätzlich unternommen werden, um die Sanierungsquote, die derzeit bei rund 1,5 Prozent liegt, so zu erhöhen (auf rund 3 Prozent), dass die Vorgaben der EU zu den Treibhausgasemissionen tatsächlich erfüllt werden können?«
Leonore Gewessler
Klimaschutzministerin
»Die thermische Sanierung sowie der Tausch von fossilen Heizungen gegen klimafreundliche Heizalternativen sind der Schlüssel, um die Sanierungsquote der EU zu erreichen sowie die Emissionen im Gebäudesektor rasch zu senken. Die Kompetenzen zur Regelung der Sanierung von (Wohn-)Gebäuden liegt vornehmlich bei den Bundesländern. Die wichtigsten Landesrechtsmaterien sind dabei die jeweiligen Bau-und Heizungsanlagenregelungen.
Daneben erhalten die Länder im Rahmen des Finanzausgleich Mittel zur Wohnraumschaffung und zur Sanierung von Wohngebäuden, bekannt als Wohnbauförderungsmittel. Die Quote der geförderten Gebäudesanierungen lag im Zeitraum 2009 bis 2021 bei 0,9 Prozent, die regionale Quote ist unterschiedlich. Im Rahmen des Finanzausgleichsgesetzes wurden Ziele mit den Bundesländern vereinbart: 30 Prozent der durchschnittlichen Jahreserträge am Wohnbauförderungsbeitrag sollen für Sanierung verwendet werden, das Ziel wird jährlich um zwei Prozentpunkte angehoben.
Die Bundesregierung setzt mit dem Erneuerbare-Wärme-Paket auf attraktive Förderungen als Anreiz, die zusätzlich zu den Förderungen der Bundesländer in Anspruch genommen werden können. Die Mittel für die Sanierungsoffensive für Zwecke der thermisch-energetischen Sanierung und für den Umstieg auf klimafreundliche Heizungen wurden aufgestockt. Zusätzlich zu den 2.445 Millionen Euro für den Zeitraum 2023 bis 2027 stehen von 2024 bis 2026 weitere 1.200 Millionen Euro zur Verfügung.
Der Bund setzt daher in der Sanierungsoffensive neben dem Kesseltausch auch im Sanierungsbonus 2024 einen Schwerpunkt und verdreifacht ab dem 1.1.2024 die Förderpauschalen in dieser Förderschiene sowohl im Einfamilienhaus als auch im Mehrgeschoßwohnbau. Eine österreichweite Informationskampagne informiert darüber und die Klimaschutzinitiative klimaaktiv unterstützt zudem die Berater*innen der Länder. Zusätzlich sollen auch Mittel in die Beratungsstrukturen im Mehrgeschoßwohnbau fließen. Dazu befindet sich der Bund derzeit auf Fachebene im Austausch mit den Bundesländern.«
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