Die Krise der deutschen Bauindustrie hält an. In der aktuellen Studie von Roland Berger, dem »Construction Radar«, erwarten die Experten am deutschen Markt 2023 ein Minus in Höhe von 6,2 Prozent. Dieser Abwärtstrend setzt sich Befürchtungen nach im kommenden Jahr fort.
Externe Schocks - die Inflation, steigende Zinsen und geopolitische Konflikte belasten die Baubranche. Kurzfristig wird die Situation wohl auch angespannt bleiben: Unternehmen und Investoren müssen sich 2024 auf einen erneuten Rückgang um wieder 6,2 Prozent einstellen. Nach diesem voraussichtlichen Tiefpunkt rechnen die Autoren der Studie realistisch erst 2025 mit einer Erholung (um + 3 Prozent).
Für Unternehmen bedeutet dieser Ausblick eine Gratwanderung. Sie müssen sich kurzfristig gegen die Risiken absichern, Margen in einem schrumpfenden Markt verteidigen und gleichzeitig eine Strategie für die anstehende Markterholung entwickeln. »Es geht für Unternehmen um Geschwindigkeit«, sagt Kai-Stefan Schober, Partner bei Roland Berger. »Sie müssen spätestens jetzt ihre Strukturen auf den noch weiter zu erwartenden Markteinbruch anpassen, um sich so effektiv und effizient wie möglich aufzustellen, sodass sie im Aufschwung einen strategischen und operativen Vorteil gegenüber der Konkurrenz haben.«
Schwache Auftragslage im Wohnungsbau
Die gestiegenen Baukosten und hohen Zinssätze machen Neubauprojekte, insbesondere im privaten Wohnungsbau, für viele unerschwinglich und senken die Bereitschaft zur Investition. Gleichzeitig sorgen Zins- und Kostensprünge zu mehr Projektprüfungen, Verzögerungen und sogar Stornierungen. Zwar hebt sich der Tiefbau mit einer soliden Auftragslage vom Gesamtmarkt ab (Auftragseingänge + 9,1 Prozent im Vgl. zu 2022). Schlechter steht es um den Wohnungsbau. Die Auftragseingänge sind seit Beginn des Jahres 2023 um 17,6 Prozent zurückgegangen. Auch der Nichtwohnungsbau verzeichnet einen Rückgang von insgesamt 6 Prozent. »Wir erwarten keine signifikante Verbesserung bei der Auftragslage in den kommenden Monaten«, so Kai-Stefan Schober, »allerdings gehen wir davon aus, dass sie sich Ende 2024 stabilisieren und dann langsam, aber kontinuierlich wachsen wird.«
Normalisierung des Marktes in 2025
Vor diesem Hintergrund bestehe laut Studienautoren kurzfristiger Handlungsbedarf, um die Margen zu sichern. Viele Akteure haben bereits Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen der Rezession abzufangen. Doch eine Kostensenkung und die Erhöhung der Liquidität allein reiche nicht aus: »Die geschwächte Marktsituation bietet die Möglichkeit für Unternehmen, Prozesse und Strukturen zu verbessern und sich auf verschiedenste Wachstumsszenarien nach der Normalisierung des Marktes in 2025 vorzubereiten«, meint Schober.
Mehr zur Studie: Die vollständige Studie können Sie unter folgendem Link abrufen: https://content.rolandberger.com