Gerade wieder angelaufen, hat sich das Wachstum der Baubranche bereits wieder verlangsamt: Von +14 Prozent nach Corona sanken die Umsätze 2022 global auf +6,2 Prozent. Auch 2023 bleibt das Baugewerbe unter Druck - für die nächsten fünf Jahre wird nur ein moderater Anstieg erwartet.
Grundlage für die Analyse bietet der weltweit vom Beratungsunternehmen Deloitte erhobene Bericht „Global Powers of Construction“. „Unser Report zeigt, dass die Baubranche weltweit im vergangenen Jahr deutlich langsamer gewachsen ist als in den Vorjahren – aus bekannten Gründen“, erklärt Michael Müller, Partner und Real Estate Leader bei Deloitte. „Die Branche steht weiterhin vor erheblichen Herausforderungen, unter anderem durch Unterbrechungen in den Lieferketten sowie durch Rohstoff- und Arbeitskräftemangel, was die Baukosten in die Höhe treibt und die Bauzeit in die Länge zieht.“
Zusätzliche Hürden seien gestiegene Energie- und Materialkosten, die weiterhin andauernde hohe Inflation als auch dadurch bedingter Rückgang von Investitionen - und das, nachdem sich die Baubranche vor zwei Jahren gerade von Corona erholt hatte.
Den vollständigen Report können Sie hier nachlesen: Global Powers of Construction 2023
Top-Ranking mit China an der Spitze und Europa in der Breite
In der aktuellen Erhebung führt China mit 54 Prozent des Umsatz-Gesamtvolumens (1048 Milliarden USD mit elf Firmen) das Ranking wie auch in den Vorjahren mit einem enormen Vorsprung vor Japan (190 Milliarden USD mit 14 Firmen), USA (165 Milliarden USD mit 13 Firmen) und Frankreich (133 Milliarden USD mit drei Firmen) an.
(Der Bau- & Immobilienreport berichtete: China dominiert globales Branchenwachstum - Link)
Europas größte Baufirma, der französische Konzern Vinci mit einem Umsatz von 64 Milliarden USD, belegt gleich nach dem chinesischen Führungsblock Platz sieben. Vinci führt zudem erstmals das Ranking im Segment der internationalen Umsätze an. Gemessen an der Anzahl der Unternehmen hat Europa mit 41 Unternehmen in der Top-100-Rangliste die größte Präsenz in der Branche. Die größten Baufirmen nach Umsatz sind drei französische Konzerne – Vinci (7. Platz), Bouygues (9.) und Eiffage S.A. (17.) sowie die spanische Gruppe Actividades de Construccion y Servicios, S.A. (12. Platz).
Der Gesamtumsatz europäischer Vertreter im Ranking stieg gegenüber dem Vorjahr um sechs Prozent auf 373 Milliarden USD, während die Marktkapitalisierung um erstaunliche 21,6 Prozent zurückging. Umso interessanter, dass die größte europäische Baufirma Vinci zwar gerade mal ein Fünftel des Umsatzes der erstplatzierten chinesischen CSCEC erreicht, diese jedoch bei der Marktkapitalisierung um das 1,7-fache übertrifft.
Marktkapitalisierung weltweit gesunken
Zusammengerechnet sank allerdings die Marktkapitalisierung der Unternehmen (in den Top-30) 2022 um rund 10 Prozent - auf gut 461 Milliarden US-Dollar. China ist in dem Top-30-Ranking mit acht Unternehmen vertreten, während die Vereinigten Staaten mit KBR nun auf sieben Unternehmen kommen. Europa stellte 2022 nur acht Unternehmen.
Aus dem Report: Die Top 30 Bauunternehmen, sortiert nach Marktkapitalisierung. (Grafik: Deloitte, Quelle: Bloomberg)
Der Rückgang des Marktwerts ist in allen geografischen Gebieten zu beobachten und reicht von einem Rückgang um 20 Prozent bei den US-Konzernen von einem beinahe durchgehend zweistelligen Schwund in Europa bis hin zu einer moderaten Reduzierung von 6,5 Prozent bei asiatischen Unternehmen. Nur sechs der 30 im Ranking enthaltenen Unternehmen konnten einen Anstieg bei der Marktkapitalisierung verzeichnen: Darunter die türkischen Firma Enka mit bemerkenswerten 66,7 Prozent Anstieg und 29,3 Prozent bei der mexikanischen Grupo Carso.
Baugewerbe weiterhin unter Druck
Bisher wirkende Kräfte werden ihre Macht auch im Jahr 2023 nicht verlieren. Die Zinsen sind weiter gestiegen, die Inflation bleibt hoch und die geopolitischen Spannungen halten an. Das globale Wachstum von 3,4 Prozent im Jahr 2022 wird Erwartungen zufolge 2023 auf 2,8 Prozent sinken. Erst dann soll es langsam ansteigen und sich in fünf Jahren bei drei Prozent einpendeln - die niedrigste mittelfristige Prognose seit Jahrzehnten.
„Die kurzfristigen Aussichten für die globale Bauwirtschaft werden durch die Unsicherheiten getrübt, die die weltwirtschaftliche Lage umgeben. Viele Faktoren – von der Demografie über das allgemeine Wirtschaftswachstum bis hin zu den Prioritäten der Staatsausgaben – haben erhebliche Auswirkungen auf die Bautätigkeit“, prognostiziert Michael Müller. „Die weltweiten Anstrengungen und Aktivitäten im Bereich ESG und Net-Zero dürften der Branche in 2023 und den darauffolgenden Jahren jedoch einen wichtigen Push geben.“
Das reale Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (GDP) in Prozent. Datengrundlage ist der Jahresdurchschnitt 2022. (Grafik: IMF)