Sonntag, Juni 30, 2024
Porträt: Erfolg mit Nachhaltigkeit
Monika Leithäusl ist überzeugt von der Zukunft einer Viertagewoche mit reduzierten Arbeitszeiten, um den Bausektor attraktiver zu machen. (Credit: Wirlphoto/Barbara Wirl)

Nachhaltigkeit ist das Erfolgsrezept des Tiefbauunternehmens Leithäusl. Ökologie und Ökonomie gehen dabei für Geschäftsführerin Monika Leithäusl Hand in Hand. Teil 15 der Serie »Frauen in der Bauwirtschaft«.

Je kürzer und effizienter Maschinen im Einsatz sind, desto besser für Umwelt und profitabler für ein Unternehmen – Leithäusl setzt dieses Motto um. Im März 2022 hat das Tiefbauunternehmen die Viertagewoche sowohl im Büro als auch auf der Baustelle eingeführt, Ausnahmen gibt es lediglich, wenn der Auftraggeber auf Freitag-Arbeit besteht. Geschäftsführerin Monika Leithäusl erinnert sich: »Wir sind zuerst mit der Idee an unsere Führungskräfte herangetreten. Erstes Feedback war, dass das nicht umzusetzen ist, die Skepsis war recht hoch. Bei den Gesprächen mit den Mitarbeiter*innen war die Stimmung dagegen von Anfang an bei allen Altersgruppen positiv.«

Das Unternehmen hat im März 2022 die neue Strategie als Pilotprojekt für ein Jahr gestartet, mittlerweile ist die Viertagewoche voll integriert. Die Wochenarbeitszeit wird dabei nicht weniger, sie ist nur anders verteilt. »Prinzipiell funktioniert es sehr gut«, erstellt Leithäusl ein sehr gutes Zeugnis und verweist auf die nochmalige Umfrage im vergangenen November. Auf die Frage, ob eine Rückkehr zum alten System erfolgen soll, antworteten 95 Prozent der Mitarbeiter*innen ablehnend. Die Zukunft kann laut Monika Leithäusl sogar noch weitergehen: in Richtung Viertagewoche mit reduzierter Arbeitszeit, um den Bau attraktiver machen.

»Man muss neue Ideen und Strukturen testen, es einfach versuchen«, ist die 42-jährige überzeugt, die in Ausschüssen der Wirtschaftskammer Niederösterreich und Österreich mitarbeitet und immer wieder auf ihr Arbeitszeitmodell angesprochen wird. Allfällige Anpassungen versucht die Tiefbaufirma bei regelmäßigen Treffen wie z. B. dem Ausbilderfrühstück zu finden. »Hier diskutieren wir gemeinsam mit unseren Ausbildnern (Poliere) Probleme und Herausforderungen für die jungen Mitarbeiter*innen. Und wir suchen Lösungen und Ideen zu den Themen Lehre und Förderung des Nachwuchses«, berichtet die Unternehmerin.

Profit für Leithäusl

Die Sparte Bau wird hauptsächlich verbunden mit harter und schwerer Arbeit, der Fachkräftemangel blüht. Um zusätzliches Personal zu finden, braucht es neue Strukturen. »Bereits in den ersten Monaten nach der Einführung der Viertagewoche haben wir eine deutliche Steigerung der Bewerbungseingänge verzeichnet, auch die Medienpräsenz hat sich erhöht«, zeigt sich Leithäusl vom Modell überzeugt und verweist auch auf die ökologischen Auswirkungen. »Nach einem Jahr haben wir im Nutzfahrzeugbereich 202.519 Fahrkilometer und 72 Tonnen CO2-Emissionen eingespart.« Der damit verbundene ökonomische Effekt lässt sich sehen: 50.160 Euro Kostenersparnis bei Treibstoff und 109.360 Euro bei Abnutzung, Reifen und Service. Internationale Studien bestätigen die Vorzüge eines freien Freitags – der Stromverbrauch in Büros sinkt, ebenso der Pendelverkehr, der Konsum wird klimafreundlicher, mehr Freizeit stärkt die Gesundheit.

Nachhaltiger Umgang

»Wir haben sehr gute und loyale Mitarbeiter, die hinter der Marke stehen. Es zählen Namen und Personen, nicht nur der Konzern.« Dieses familiäre Klima war ein Grund für Leithäusl, die heute mit Partner, zwei Kindern und einem jungen Golden Retriever in Perchtoldsdorf wohnt, im Unternehmen zu starten. Zunächst hatte die 42-jährige Pädagogik studiert, war einige Zeit in der Bildungspolitik tätig, hat daran das Studium der Unternehmensführung angeschlossen und im Bankenbereich als Projektleiterin gearbeitet. Seit 2005 ist sie in der dritten Generation in der Geschäftsführung von Leithäusl. Die aktuelle Auftragslage bewertet sie wieder als ganz gut. »Letztes Jahr war mit den gestiegenen Preisen eine schwierige Zeit. Leider zählt noch immer das Billigstbieterprinzip, weshalb wir sehr effizient arbeiten müssen. Hier haben wir durch langjährige und sehr erfahrene Mitarbeiter einen großen Vorteil.«


In der nächsten Ausgabe: Ulrike Rabmer-Koller, CEO Rabmer Gruppe

Weitere Teile unserer Reihe: www.report.at/tag/frauen-in-der-bauwirtschaft

Meistgelesene BLOGS

Firmen | News
14. März 2024
Bereits zum dritten Mal verleiht die auf Informationssicherheit spezialisierte Zertifizierungsinstanz CIS - Certification & Information Security Services GmbH die begehrte Personenauszeichnung „CI...
Firmen | News
25. März 2024
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Unternehmen weltweit erkennen zunehmend die Bedeutung von KI für ihre Produktivität und W...
Alfons A. Flatscher
21. März 2024
 Mit KI-Technologien bleibt kein Stein auf dem anderen. Ganze Berufsstände, die sich bisher unangreifbar fühlten, geraten plötzlich in eine Krise. Legionen von Programmierern arbeiten gerade an d...
Firmen | News
15. März 2024
Moos auf dem Dach sieht zwar eine Weile ganz hübsch aus, aber zu viel kann dann doch auch die Funktion des Daches beeinträchtigen. Flechten, Algen, Vogelkot und andere Schmutzablagerungen hingegen seh...
Andreas Pfeiler
27. März 2024
Die Bundesregierung hat ein lang überfälliges Wohnbauprogramm gestartet. Ausschlaggebend dafür war ein Vorschlag der Sozialpartner, der medial aber zu Unrecht auf einen Punkt reduziert und ebenso inte...
Redaktion
09. April 2024
Die Baubranche befindet sich gerade in einem riesigen Transformationsprozess. Dabei gilt es nicht nur, das Bauen CO2-ärmer und insgesamt nachhaltiger zu gestalten, sondern auch Wege zu finden, wie man...
Mario Buchinger
04. März 2024
Der Faktor Mensch wird noch von vielen Manager*innen unterschätzt und oft nur auf Kostenaspekte reduziert. Diese Einschätzung ist fatal und fällt betreffenden Unternehmen zunehmend auf die Füße. Warum...
Firmen | News
27. Mai 2024
Die Zeiten, in denen man eine Bankfiliale besuchen musste, um sich über finanzielle Produkte zu informieren, sind längst vorbei. Heute, in einer Ära, in der praktisch jede Information nur einen Klick ...

Log in or Sign up