Nach den vollen Auftragsbüchern der letzten Jahre ist die österreichische Betonfertigteilindustrie heuer mit einer getrübten Konjunkturlage konfrontiert. Das geht aus dem halbjährlichen Konjunkturbarometer der VÖB hervor. Trotzdem erwarten fast 60 Prozent der befragten Unternehmen für 2023 ein gutes Geschäftsjahr.
Die schwächere Konjunktur macht sich vor allem im Wohnbau bemerkbar – mehr als 50 Prozent der Unternehmen klagen hier über sinkende Umsätze. Neben einem schwächelnden Wohnbau haben vor allem steigende Rohstoff- und Energiepreise, geänderte Kreditvergaben und die damit verbundenen höheren Zinsen Auswirkungen auf die Wirtschaftslage der Branche. Trotzdem gehen rund 64 Prozent der Befragten heuer von einem „eher“ oder sogar „sehr“ zufriedenstellenden Geschäftsjahr aus.
„Trotz einer Konjunkturverlangsamung herrscht in unserer Branche keine Alarmstimmung. Die andauernde Inflationsspirale wird aber zu einem wachsenden Problem für unsere Betriebe“, warnt Franz Josef Eder, VÖB Präsident. Gleichzeitig gewinnt das Thema Employer Branding in den heimischen Betonfertigteilwerken zunehmend an Bedeutung, da trotz geringerer Auslastung Mitarbeiter*innen fehlen.
Gestiegene Preise und stagnierende Auftragslage
Die österreichische Betonfertigteilbranche konnte das Vorjahr zwar stabil abschließen. So meldeten 84 Prozent der befragten Unternehmen gleichbleibende oder steigende Umsätze im zweiten Halbjahr 2022 im Vergleich zum selben Zeitraum 2021. Bei einem Drittel der Befragten ist das Umsatzplus allerdings auf Preiserhöhungen aufgrund der gesteigerten Energie- und Rohstoffpreise zurückzuführen.
Den stärksten Konjunkturrückgang sehen die VÖB-Mitglieder im Wohnbaubereich – hier klagen 58 Prozent der Unternehmen über sinkende Umsätze. Eine stagnierende Konjunkturlage macht sich auch im Bürobau bemerkbar, verursacht durch eine weiterhin niedrigere Auslastung der Büroflächen im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit. Demgegenüber steht eine relativ stabile Konjunkturlage im Industriebau – dort haben 67 Prozent der Unternehmen gleichbleibende oder steigende Umsätze gemeldet. Ähnlich ist es auch im Tiefbau mit 46 Prozent. „Im Unterschied zum Wohnbau werden im Industrie- und Tiefbau nach wie vor bedeutende Investitionen seitens Unternehmen bzw. des Staates getätigt, was momentan zu einer zufriedenstellenden Auftragslage führt“, erklärt Eder.
VÖB-Präsident Franz Josef Eder warnt vor der andauernden Inflationsspirale - die sich besonders im Wohnbau bemerkbar macht. (Bild: VÖB)
2023 mit schwächerer Konjunktur
Für den Rest des Geschäftsjahres 2023 geben sich die Unternehmen der heimischen Betonfertigteilbranche vorsichtig optimistisch. So geht mehr als die Hälfte von ihnen (58 Prozent) von einem „eher“ oder „sehr“ zufriedenstellenden ersten Halbjahr 2023 aus, rund 55 Prozent von ihnen rechnen mit steigenden bzw. gleichbleibenden Umsätzen. Ein Drittel (33 Prozent) prognostiziert sinkende Umsätze für den eigenen Betrieb. „Diese positiven Umsatzprognosen sind in erster Linie neuen Aufträgen, aber auch einer hohen Inflation geschuldet“, erklärt Anton Glasmaier, VÖB Geschäftsführer.
Die Einschätzungen fürs Gesamtjahr unterscheiden sich nicht bedeutend von denen des ersten Halbjahres: Rund 64 Prozent gehen von einem mindestens zufriedenenstellenden Geschäftsjähr 2023 aus. (Grafik: VÖB/ TQS)
Mehr Investitionen in Mitarbeiter*innen
Die österreichischen Betonfertigteilunternehmen bleiben nach wie vor stabile Arbeitgeber. Fast drei Viertel planen, den derzeitigen Mitarbeiterstand zu behalten oder sogar auszubauen. Allerdings leidet die Branche nach wie vor an einem Fachkräftemangel: 50 Prozent der Betriebe klagen über zu wenige Interessenten und zu viele offene Stellen. „Aus diesem Grund investieren mittlerweile mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen in konkrete Maßnahmen aus dem Bereich Employer Branding“, erläutert Glasmaier. Dazu zählten beisipelsweise flexible Arbeitszeitmodelle, Weiterbildungsangebote oder diverse Benefits.
Branche mit Zukunft
Betonfertigteile haben Potenzial: So sind drei Viertel der Unternehmen beispielsweise überzeugt, dass diese Bauweise zu einer Reduktion der Bauzeiten beiträgt. Als wichtigste Innovationsimpulse sehen sie vor allem die Entwicklung höherer Vorfertigungsgrade, die Steigerung der Präzision von Betonfertigteilen und eine höhere Planungsqualität. „Außerdem beschäftigt sich die Branche nach wie vor intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Eine CO2-Reduktion durch Anwendung klimafitter Zemente, die Ressourcenschonung bei der Herstellung von Betonfertigteilen sowie deren Wiederverwertung werden uns in den kommenden Jahren intensiv begleiten“, so Eder abschließend.
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