Donnerstag, Juli 18, 2024

Josef Wegenberger, Gesellschaft für Wirtschaftspsychologie und Organisationsdynamik – Unternehmensberatung GmbH, hat das Vergabeverfahren beim kürzlich fertiggestellten Pilot-Allianzprojekt der Asfinag, »Sieggraben«, begleitet. Im Interview erklärt er, wie wichtig die psychologische Komponente bei Allianzprojekten ist. 

Titelbild: »Alle Partner im Projekt ›müssen‹ sich nicht an diese Werte halten, sondern ›wollen‹ aus tiefster Überzeugung danach leben«, ist Josef Wegenberger überzeugt. (Credit: Joel Kernasenko)

Was macht aus Sicht des Psychologen Vergabeverfahren bei Allianzprojekten aus?

Josef Wegenberger: Die Grundhaltung bei Allianzprojekten ist die Partnerschaft von Auftragnehmer*in und Auftraggeber*in. Vertrauen, offene Kommunikation, Transparenz, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen, das sind dabei die Grundwerte. Es geht um eine »Win-Win-Situation« für alle Beteiligten. Im Vergabeverfahren gilt es, die erfolgsrelevanten Kompetenzen in geeigneter Form zu bewerten.

Sie haben das Vergabeverfahren beim Projekt Sieggraben begleitet. Was waren für Sie die größten Herausforderungen?

Wegenberger: Die größte Herausforderung ist wahrscheinlich für alle Beteiligten, eine jahrzehntelange, praxiserprobte Vorgangsweise im Denken und Handeln »hinter sich zu lassen« und neue Wege mit dem Allianzprojekt zu beschreiten. In vielen Projekten ist man sich »gegenüber gestanden« und plötzlich ist man in einem Team und gewinnt oder verliert gemeinsam das Spiel. Das bedeutet auch, dass die Projektmanagementwerkzeuge und Prozesse adaptiert werden müssen. Jahrzehntelang optimierte Instrumente im Projektmanagement sind zu überdenken und gegebenenfalls neu zu gestalten.

Wie haben Sie das Zusammenspiel von Auftraggeber und Auftragnehmer erlebt?

Wegenberger: Wir, die Gesellschaft für Wirtschaftspsychologie und Organisationsdynamik, haben die letzten Jahre vielfach an derartigen Projekten und Vergabeverfahren mitwirken dürfen. Wir haben sowohl mit unseren Auftraggeber*innen und den Auftragnehmer*innen, aber auch im gesamten Vergabeteam nur die positivsten Erfahrungen gemacht. Die Allianz zu einem »Winning Team« zu machen, wirkt für alle motivierend.

Was sind die größten Vorteile dieser Art von Vergabeverfahren, was die Nachteile?

Wegenberger: Die größten Vorteile liegen darin, dass man das künftige Team nicht nur »in der Papierform« kennt, sondern dass man alle »Schlüsselpersonen« in praxisnahen Simulationen beobachten und daraus das beste Team bilden kann. Wie auch im Fußball elf Superstars noch keine gute Mannschaft ergeben, zählt auch in einem Allianzteam mehr als nur die Fachkompetenz. Selbstverständlich sind diese Vergabeverfahren aufwändiger als klassische Verfahren. Stellen wir aber den Nutzen gegenüber, dass wir Kosten und andere Schäden reduzieren können, dann lohnt sich die Investition.

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