Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report spricht Christoph Ressler, Geschäftsführer des Güteverbands Transportbeton und stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Beton Dialog Österreich, über den neu geschaffenen Österreichischen Betonpreis, klimaneutrales Bauen und die Positionierung von Beton als nachhaltigem Baustoff.
Seit 2013 hat der Güteverband Transportbeton den GVTB-Betonpreis verliehen. Der ist jetzt Geschichte, dafür gibt es ab heuer den Österreichischen Betonpreis. Was sind die Überlegungen hinter dieser Neuausrichtung?
Christoph Ressler: Als Initiator und langjähriger Veranstalter dieses Preises sehe ich den Österreichischen Betonpreis als logische Weiterentwicklung des GVTB-Preises. Es gibt zwei Gründe, warum wir den Preis nun neu organisieren: Zum einen wollen wir das Spektrum erweitern und damit auf alle Bauweisen mit Beton ausdehnen. Das heißt, neben dem Transportbeton können nun auch Bauwerke in Betonfertigteil-Bauweise eingereicht werden.
Zum anderen haben wir die Auslobung des Preises auf die höhere Ebene unserer gemeinsamen Interessensgemeinschaft Beton Dialog Österreich (BDÖ) gehoben, die die Transportbeton-, Betonfertigteil- und Zementhersteller in Österreich repräsentiert. BDÖ ist eine perfekte Plattform, diese innovativen Einreichungen öffentlichkeitswirksam zu positionieren. Schließlich ist der neue Österreichische Betonpreis ein weiterer Beweis für eine exzellente Kooperation zwischen dem Güteverband Transportbeton, dem Verband Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke und der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie.
An welche Projekte oder Art von Projekten denken Sie, wenn Sie an den Betonpreis denken?
Ressler: Wir richten uns in erster Linie an Bauprojekte, bei denen der Baustoff Beton eine maßgebende Rolle spielt. Wir wollen uns hier bewusst nicht einschränken, sondern laden nicht nur Projekte im Hochbau, sondern auch im Tief- und Infrastrukturbau zur Einreichung ein. Damit wollen wir die Vielfalt dieses Baustoffes aufzeigen. Ein starker Fokus liegt auf dem Thema Nachhaltigkeit. Neben der Nachhaltigkeit werden Funktionalität, Ausführungsleistung, Innovation und Design als ausschlaggebende Kriterien bewertet.
»Am Beispiel des Bildungscampus Liselotte-Hansen-Schmidt in der Seestadt Aspern sehen wir, wie der Baustoff Beton zu klimaeffizienten Gebäuden konkret beitragen kann«, ist Christoph Ressler überzeugt. (Bild: BDÖ)
Apropos Nachhaltigkeit: Klimaneutrales Bauen gilt als ehrgeiziges Ziel der Bauwirtschaft. Welche Rolle kann der Baustoff Beton dabei spielen?
Ressler: Eine sehr wesentliche! Nehmen wir zum Beispiel den Bildungscampus Liselotte-Hansen-Schmidt in der Seestadt Aspern in Wien, das Gewinnerprojekt des GVTB-Betonpreises 2021. Hier sehen wir, wie der Baustoff Beton zu klimaeffizienten Gebäuden konkret beitragen kann. Dabei geht es nicht nur um den Bauprozess, sondern viel wichtiger um den ganzen Lebenszyklus des Gebäudes. Dieses ist thermisch bauteilaktiviert und ermöglicht ein energieschonendes Heizen im Winter bzw. Kühlen im Sommer. Dabei spielt Beton die wichtige Rolle eines Energiespeichers für Gebäude.
Wenn man dies, wie beim Projekt des Bildungscampus, mit den erneuerbaren Energien wie Photovoltaik und Geothermie kombiniert, dann ergibt sich ein perfektes Beispiel, wie man ein Gebäude über den gesamten Lebenszyklus nachhaltig, ohne fossile Brennstoffe und äußerst kosteneffizient instand halten kann. Und da liegt auch ein großer Vorteil des Baustoffs Beton – über seine Dauerhaftigkeit und Energiespeicherfähigkeit gewährleistet dieser nämlich eine langfristige Nachhaltigkeit in der Bewirtschaftung von Gebäuden.
Wie schwierig ist es, den Baustoff Beton, der in der öffentlichen Wahrnehmung nicht immer den besten Ruf genießt, gegenüber anderen Baustoffen als »nachhaltig« zu positionieren?
Ressler: Nachhaltigkeit ist mittlerweile in der Bauwirtschaft in aller Munde. Wir gehen davon aus, dass der Baustoff Beton sinnvoll eingesetzt werden muss. Dabei sind – wie gesagt – seine Vorteile in der energetischen Bewirtschaftung von Gebäuden immer noch nicht genug erkannt. Dazu kommen auch weitere wichtige Eigenschaften von Beton wie Tragfähigkeit, Langlebigkeit und Flexibilität, die über den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden wichtige Faktoren der Nachhaltigkeit sind. Diese Potenziale von Beton gehören besser genutzt und auch bekannt und bewusst gemacht. Auch da soll unser Preis dazu beitragen!
Unser Ansatz hier ist klar: Beton ist ein vielfältiger, zuverlässiger und innovativer Baustoff, wenn es um die Transformation hin zu klimaneutralem Bauen geht. Darüber hinaus ist er im Bereich Infrastruktur schlichtweg unersetzbar. Sei es der Ausbau der Bahninfrastruktur oder der anderen öffentlichen Verkehrsmittel wie der U-Bahn: Hier ist Beton ein wesentlicher Hebel in der Mobilitätswende. Auch im Bereich der erneuerbaren Energien hat der Baustoff praktisch keine Alternative, wenn es um den Ausbau der Wasser- und Windkraftanlagen geht. Hier kann Beton einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, den Anteil der grünen Energie auszubauen und den CO2-Ausstoß bei der Energiegewinnung zu reduzieren.
Was ist das Ziel des Betonpreises? Woran werden Sie sich messen lassen?
Ressler: Ziel des Österreichischen Betonpreises ist es, anhand exzellenter österreichischer Bauprojekte der Öffentlichkeit die Bedeutung und den Beitrag von Beton zum intelligenten Bauen aufzuzeigen. In Österreich werden alljährlich tolle zukunftsfitte Projekte mit Beton umgesetzt. Wir wollen diesen Projekten eine Bühne in der Öffentlichkeit geben und die Projekte selbstbewusst mit allen ihren Vorzügen präsentieren.
Unser Ziel ist es, Architektur- und Planungsbüros, Bauherren, Bauträger und nicht zuletzt unsere Zement-, Transportbeton- und Fertigteilhersteller zu motivieren, mit ihren Projekten ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Wir geben ihnen dafür eine Plattform mit Beton Dialog Österreich, die bereits sehr gut vernetzt ist. Unser Ziel ist es auch, alle Beteiligten durch diesen Preis zu ermutigen, sich mit dem Baustoff Beton weiter auseinanderzusetzen, für andere Projekte Ideengeber zu sein, um damit die Nachhaltigkeit und Innovation beim Baustoff Beton zu stärken. Denn Beton bleibt zweifelsohne der Baustoff der Zukunft!
(Titelbild: nadinestudeny-photography)
Der Österreichische Betonpreis
Der Österreichische Betonpreis 2023 ist eine neue Initiative von Beton Dialog Österreich, der Interessensgemeinschaft von Zement-, Betonfertigteil- sowie Transportbetonherstellern in Österreich. Mit dem Preis sollen nachhaltige Bauprojekte mit dem Baustoff Beton gewürdigt werden. Neben der Nachhaltigkeit werden Funktionalität, Ausführungsleistung, Innovation und Design als ausschlaggebende Kriterien bewertet. Ziel des Österreichischen Betonpreises 2023 ist es, anhand exzellenter österreichischer Bauprojekte der Öffentlichkeit die Bedeutung und den Beitrag von Zement und Beton zum intelligenten Bauen aufzuzeigen. Die Teilnahme ist kostenlos.
Teilnahmebedingungen
Eingereicht werden können von 2020 bis 2023 in Österreich fertiggestellte Bauprojekte – Neubau, Nachverdichtung und Sanierung – aus folgenden Bereichen: Wohnbau, Verwaltungs-, Kultur- und Bildungsbau, Gewerbe- und Industriebau, Infrastrukturbau sowie Tiefbau.
Einreichen können Architekturbüros, Planungsbüros, ausführende Unternehmen, Bauherren, Bauträger, Zement-, Transportbeton- und Betonfertigteil-Lieferanten. Beton muss bei jedem eingereichten Projekt ein maßgebende Rolle spielen – folgende Kategorien sind entscheidend: Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung, Funktionalität, Ausführungsleistung, Innovation und Design.
Termine
Einreichfrist: 3. April 2023
Verleihung: 22. Juni 2023
Einreichunterlagen und weitere Infos unter: https://betondialog.at/betonpreis/