Sonntag, Juni 30, 2024

Die Krise der Baubranche zieht an den Branchengrößten scheinbar vorüber: Wienerberger fährt im dritten Quartal ein starkes Umsatzplus von 33 Prozent ein und outperformt mit einem starkem organischem Wachstum das Marktumfeld.

Wienerberger konnte auch im dritten Quartal an die gute Performance der ersten beide Quartale anschließen. Die Gruppe erzielte im bisherigen Geschäftsjahr 2022 einen Konzernumsatz von insgesamt 3,8 Milliarden Euro. Darin enthalten sind Konsolidierungsbeiträge von im zweiten Halbjahr 2021 erworbenen Unternehmen in Höhe von 391,7 Millionen Euro. Das EBITDA konnte trotz des herausfordernden Marktumfelds im selben Zeitraum mit 835,4 Millionen Euro erheblich über das Vorjahresniveau von 510,1 Millionen Euro gesteigert werden. Das operative Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern betrug 629,1 Millionen Euro und hat sich damit gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt (2021: 323,3 Millionen Euro).

„Der bisherige Jahresverlauf war infolge geopolitischer Spannungen von signifikant gestiegenen Energiepreisen und Inputkosten geprägt. Dank unserer vorausschauenden Einkaufs- und Preispolitik gelang es uns, die deutlich gestiegene Kosteninflation erfolgreich abzudecken und gleichzeitig während des gesamten Jahresverlaufs die Verfügbarkeit von Energie sicherzustellen. In den rückläufigen Märkten haben wir einmal mehr die Resilienz unseres nachhaltigen Geschäftsmodells unter Beweis gestellt, unseren organischen Wachstumskurs erfolgreich fortgeführt und in den ersten neun Monaten 2022 ein Rekord-Ergebnis erzielt“, erklärt CEO Heimo Scheuch das herausragende Ergebnis.

Erfolgsfaktoren

Das starke Wachstum sei laut Konzern auf die erfolgreiche Repositionierung hin zu einem Anbieter von Systemlösungen und ein breit diversifiziertes Portfolio zurückzuführen. Auch das eigene Self‑help‑Programm zur Ergebnis- und Effizienzsteigerung leistete einen Beitrag -  von 38 Millionen Euro. Der Integrationsprozess der im Vorjahr akquirierten Unternehmen in Europa und Nordamerika sei besser verlaufen als erwartet und leistete bereits einen starken Ergebnisbeitrag von 77 Millionen Euro.

Probleme mit der eigenen Energieversorgung gab es nicht. Faktor dabei ist auch der Fokus auf den Umstieg auf erneuerbare Energiequellen. So hat Wienerberger etwa bereits die gesamte Rohr- und Flächenbefestigungsproduktion auf grünen Strom umgestellt. In der keramischen Produktion arbeitet das Unternehmen, je nach lokaler Verfügbarkeit, an der Umstellung auf nachhaltige Energieträger wie Elektrizität, Wasserstoff oder Biogas und evaluiert den verstärkten Einsatz von Elektrizität – beispielsweise für Brennöfen oder im Rahmen des Trocknungsprozesses. Der erhöhte Strombedarf soll durch Photovoltaik oder Windenergie direkt an den Produktionsstandorten abgedeckt werden. Ziel ist, damit in Zukunft autark arbeiten zu können. 

Performance der Business Units

Die Wienerberger Business Unit Building Solutions verzeichnete einen starken Umsatz- und Ergebnisbeitrag in den ersten neun Monaten. Die Renovierungsaktivitäten – allen voran im Dachbereich – stellten sich regionsübergreifend als anhaltend stark dar. Die deutlichen Energiepreissteigerungen haben die Bedeutung der energieeffizienten Gebäudesanierung nun noch stärker ins Zentrum gerückt. Insgesamt erzielte die Business Unit im dritten Quartal 2022 unter herausfordernden Rahmenbedingungen ein Umsatzplus von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.  

Die Business Unit Wienerberger Piping Solutions konnte trotz leicht rückläufiger Mengenentwicklung dank der konsequenten Erweiterung des Portfolios um kundenspezifische Komplettlösungen und Fokus auf Operational Excellence eine gute Performance erzielen. Die Business Unit Wienerberger Piping Solutions war hier vor allem mit volatilen Preisentwicklungen der Inputfaktoren, allen voran der Kunststoffgranulate, konfrontiert. Dank eines umfassenden Beschaffungsmanagements blieb Wienerberger jedoch lieferfähig und konnte die hohen Preissteigerungen durch Preisanpassungen kompensieren.

Die Akquisitionen des Vorjahres in Großbritannien und Irland trugen mit einem nunmehr optimierten Produktportfolio und breiterer Marktpräsenz hier erfolgreich zur Performance bei. Der Außenumsatz erhöhte sich im dritten Quartal um 5 Prozent auf 327,7 Millionen Euro (Vorjahr: 312,2 Millionen Euro). Die Bildung einer Rückstellung betreffend Rechtsstreitigkeiten und die signifikante Abwertung der türkischen Lira wirkten sich allerdings negativ aus. Somit reduzierte sich das operative EBITDA gegenüber dem Vorjahresquartal von 42,9 Millionen Euro auf 29,8 Millionen Euro. 

Die Business Unit North America entwickelte sich im US-Kunststoffrohrgeschäft weiterhin gut, in ihrem Geschäft mit Lösungen für die Gebäudehülle verzeichnete die Business Unit im dritten Quartal 2022 eine Abkühlung der Neubauaktivitäten sowohl in den USA als auch in Kanada. Der Grund dafür liegt – wie auch in Europa – insbesondere in den deutlichen Hypothekar-Zinssteigerungen. Die teils starken Kostensteigerungen konnten allerdings durch aktives Preismanagement ausgeglichen werden. Die Integration von Meridian Brick setzte erhebliche Synergien frei, sodass ein hervorragender Ergebnisbeitrag aus der Akquisition erwirtschaftet werden konnte, so Wienerberger. Insgesamt generierte die Business Unit North America im dritten Quartal 2022 einen Außenumsatz von 266,6 Millionen Euro (Vorjahr: 111,7 Millionen Euro) und ein operatives EBITDA von 71,4 Millionen Euro (Vorjahr: 23 Millionen Euro).

Konzern-CEO Heimo Scheuch erwartet auch fürs kommende Quartal - und darüber hinaus - starkes Wachstum. (Bild: Daniel Hinterramskogler)

Ausblick 2022

Der Konzern geht davon aus, dass sich die geopolitische und wirtschaftliche Instabilität fortsetzen wird. Zwar zeichnen sich im Bereich der Rohmaterialpreise vereinzelt Entspannungstendenzen ab, jedoch erwartet Wienerberger anhaltend hohe Energiepreise und steigende Personalkosten, sodass die Inflation hoch bleiben und der Druck auf höhere Zinsen bestehen bleiben wird. „In diesem herausfordernden Umfeld rechnen wir für das gesamte Geschäftsjahr 2022 mit einem Rückgang der Märkte für Neubau um 10-12 % und im Bereich der Infrastruktur von ca. 5-7 %, während wir für den Renovierungsbereich einer stabile Marktentwicklung erwarten“, schätzt Heimo Scheuch. Fürs eigene Unternehmen sieht er allerdings bessere Chancen: „Über die Erreichung der Ziele des EU Green Deals hinaus, kommt der Erhöhung der Energieeffizienz bestehender Gebäude angesichts der hohen Energiepreise eine nun noch größere Bedeutung zu, sodass wir von einer guten Nachfrage nach unseren thermisch hoch-effizienten Lösungen ausgehen.“

Ausblick 2023

Wienerberger will auch in 2023 weiter wachsen. Dafür legt das Unternehmen den Fokus weiterhin auf Innovation, den Ausbau an Systemlösungen und verstärkte Akquisitionen in den Bereichen Renovierung und Wassermanagement. Mittels Operational Excellence implementiert Wienerberger laufend Effizienzverbesserungen und gewährleiste dadurch eine wettbewerbsfähige Kostenbasis, so das Unternehmen. 

(Titelbild: Robert Oberbichler) 

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