In Erlangen geht ein neues Projekt der bislang größten klimaneutralen Gebäudesanierung in Planung: Insgesamt 276 Wohneinheiten sollen seriell saniert und aufgestockt werden. So können Wohnanlagen verdichtet werden, ohne dabei weitere Flächen zu versiegeln.
Das städtische Wohnungsunternehmen Gewobau Erlangen vergibt den großen Auftrag im Gesamtwert von rund 40 Millionen Euro an das Berliner Unternehmen ecoworks. Das Wohnungsunternehmen will 6.000 seiner Wohneinheiten in den nächsten Jahren seriell sanieren.
ecoworks hat die Technologie hinter dem Vorhaben als Pionierunternehmen in Deutschland weiterentwickelt. Dafür werden die Gebäude mit 3D-Scans zunächst von innen und außen vollständig erfasst. Mithilfe dieser Daten erstellen die Planer*innen eine energieeffiziente Gebäudehülle, die wie eine zweite Haut um Dach und bestehende Fassaden gelegt werden Durch die Vorfertigung von bis zu 80 Prozent können die Tätigkeiten auf der Baustelle so in Fabriken verlagert werden. Innerhalb weniger Wochen kann das Unternehmen so hochgradig ineffiziente Gebäude zu Plusenergiehäusern sanieren.
„Mit der seriellen Sanierung und Einfachaufstockung der Wohnanlagen starten wir das nächste große Pilotprojekt zur seriellen Sanierung in unseren Beständen und bereiten die Skalierung der technologischen Verfahren vor“ , sagt Gernot Küchler, Geschäftsführer der Gewobau Erlangen. „Das wichtigste Ziel aller Maßnahmen liegt neben der Klimaneutralität in dauerhaft niedrigen Nebenkosten für die Mieter*innen“, betont Küchler. „Die serielle Sanierung lässt eine Sanierung im bewohnten Zustand mit einer insgesamt ausgesprochen geringen Mieterbelastung zu.“
Nachfrage am Sanierungsmarkt wächst
75 Prozent der Gebäude in Deutschland sind sanierungsbedürftig. 3,4 Millionen Wohneinheiten sind dabei akut von EU-Regulierungen, den Mindeststandards für Energieeffizienz, bedroht. Aufgrund verschärfter europäischer und deutscher Klimaregulierung ist absehbar, dass sich das Marktwachstum für klimaneutrale Sanierung weiter beschleunigen wird. Vor Kurzem kündigte die EU außerdem eine neue Verordnung an, die die Vermietung von Häusern mit den schlechtesten Energieeffizienzklassen G und H untersagen wird.
Derzeit wird der Renovierungsmarkt in Europa auf ein jährliches Volumen von 770 Milliarden Euro geschätzt – davon 151 Milliarden Euro allein in Deutschland. Angesichts steigender Materialkosten, rückläufiger Produktivität und eines zunehmenden Fachkräftemangels benötigt die Baubranche hier dringend neue Technologien, um die Nachfrage zu bedienen.
Auf Youtube zeigt ein interessanter Clip, wie die klimaneutrale Sanierung von ecoworks genau funktioniert: Mit serieller Sanierung gegen die Klimakrise
(Bild: iStock)