Der geförderte Wiener Wohnbau bekommt eine neue Säule. Den Grundkriterien Planung, Ökonomie und Ökologie wird die soziale Nachhaltigkeit zur Seite gestellt. Neuer Jury-Vorsitzender ist der Direktor des Architekturzentrums Wien Dietmar Steiner.
Der geförderte Wiener Wohnbau wird in Zukunft noch stärker auf die individuellen Wohnbedürfnisse der Zukunft eingehen, verspricht Wohnbaustadtrat Michael Ludwig. Er wünscht sich maßgeschneiderte Wohnlösungen, die „den soziodemographischen Veränderungen und den unterschiedlichen Bedürfnissen der Menschen in allen Lebenslagen entsprechen“. Dafür wird es künftig einige Neuerungen bei den Kriterien für Bauträgerwettbewerbe geben. Alle an den Wettbewerben teilnehmenden Projekte werden neben den bisher gültigen Grundkriterien Planung, Ökonomie und Ökologie ab 2009 auch hinsichtlich ihrer sozialen Nachhaltigkeit bewertet. Damit will Ludwig einen Schwerpunkt auf die Entwicklung und Realisierung von Wohnformen legen, die Innovation mit Kostenbewusstsein verbinden.
Verantwortlich für die Umsetzung dieses Vier-Säulen-Modells wird der neue Jury-Vorsitzende Dietmar Steiner sein. Der Direktor des Architekturzentrums Wien ist davon überzeugt, dass der geförderte Wohnbau in Wien funktioniert. Er attestiert der Bundeshauptstadt ein führendes Preis-Leistungs-Verhältnis, sieht aber durchaus auch noch Verbesserungspotenzial. „Die Anforderungen haben sich geändert. Während früher ein großes Wohnzimmer, ein mittleres Schlafzimmer und ein sehr kleines Kinderzimmer gebaut wurden, heißt die Direktive heute: Ein Mensch, ein Raum.“ Diese Erkenntnisse aus der Wohnbauforschung gelte es nun in die Realität umzusetzen.
Seit 1995 werden Wiener Wohnprojekte ab einer geplanten Wohnungszahl von 300 Wohnungen von einer Fachjury bewertet, um die beste Lösung zu finden. Projekte, die unter dieser Wohnungszahl liegen, werden durch den Grundstücksbeirat beurteilt. Beide Instrumente haben laut Ludwig für deutlich mehr Wettbewerb gesorgt und sichern die Leistbarkeit des Wohnens. Die Einsparungen bei den durchschnittlichen Baukosten liegen laut Ludwig bei 15 Prozent und werden direkt an die Mieter weiter gegeben.
Die vierte Säule: Soziale Nachhaltigkeit
Im geförderten Wiener Wohnbau werden die bisherigen Grundkriterien Planung, Ökonomie und Ökologie um die soziale Nachhaltigkeit ergänzt. Damit soll den sozialen Aspekten der Architektur mehr Gewicht verliehen werden. Ausschlaggebend sind folgende Aspekte:
- Nutzungsneutrale, flexible Räume
- Kompaktheit des Baukörpers (Verhältnis Außenflächen zu Kubatur)
- Wirtschaftliche Grundrisse (Verhältnis Erschließungsflächen zu Wohnnutzfläche)
- Allgemeinflächen: Mehrfachnutzung, kommunikative Qualitäten
- Alltagstauglichkeit und angstfreie (Frei-)Räume
- (Soziale) Qualität der wohnungseigenen und hauseigenen Grün- und Freiräume
- Robustheit
- Möblierbarkeit
- Einbindung unterschiedlicher Wohnformen
- Mindestens drei innovative Elemente, die das Kriterium der Kostengünstigkeit erfüllen
- Berücksichtigung von Betriebs- und Erhaltungskosten
- Berücksichtigung von Aspekten des Quartiersmanagement