Digitalisierung und BIM sind für Sabine Hruschka die Zukunft des Bauens. In der Asfinag gilt sie als Expertin für digitales Bauen.
Den Einstieg in die Technik hat Sabine Hruschka früh gefunden. »Ich komme aus einer Unternehmerfamilie, die in der IT-Branche zu Hause ist. Mit Bau hatte ich vorerst überhaupt nichts am Hut, außer dass ich mich mit meinem Papa immer wieder handwerklich betätigt habe. Ich wollte auch ursprünglich Kindergärtnerin werden, da meine Mutter in einem Kindergarten gearbeitet hat und ich nach der Schule immer hingefahren bin.«
Da es aber keinen freien Ausbildungsplatz in der Kindergartenschule gab, entschied sie sich für die HTL Camillo Sitte. Brücken haben sie immer fasziniert, daher hat sie sich für den Ausbildungsschwerpunkt Tiefbau entschieden. Nach der HTL begann sie ihre Karriere als Anwendungstechnikerin bei Hünnebeck Schalungstechnik. »Da wurde ich sprichwörtlich gesehen gleich ins kalte Wasser gestoßen.«
Frauen traf man im technischen Bereich ganz selten, er war rein männerdominiert. Nach drei Jahren wechselte sie in die Abteilung internationaler Ingenieurbau zu Alpine Bau. Die Tätigkeit bei der Asfinag hat sich dann zufällig ergeben. »Es wurde ein Techniker am Standort Oeynhausen gesucht,« berichtet sie. Rasch folgte der Aufstieg zur Projektleiterin in der Abteilung bauliche Erhaltung für die Region Wien/Niederösterreich, anschließend in der Abteilung Hochbau. »2019 bin ich dann aus dem Projektleitergeschäft aus- und voll in die Digitalisierung eingestiegen.«
Zunächst galt ihre Aufmerksamkeit vor allem BIM, dann hat sich der Themenbereich auf Digitalisierung allgemein, auf Tabletanwendungen auf der Baustelle und auf VR- und AR-Brillen ausgedehnt. In den letzten Jahren hat die 38-jährige viele Standards innerhalb der Asfinag entwickelt. »Wir haben inzwischen einen gut funktionierenden Prozess bei der Abwicklung von BIM-Projekten«, betont die Wienerin, die parallel das berufsbegleitende Masterstudium Building Information Modeling absolviert. Es sei wichtig auszuprobieren, welchen Mehrwert digitale Lösungen für den Konzern bringen.
Die Asfinag hat eine eigene Schulung für BIM, die Sabine Hruschka leitet und die auch für alle weiteren öffentlichen Auftraggeber zugänglich ist. Im Juli ist sie zum Beispiel Vortragende bei der imh-Fachkonferenz Building Information Modeling. Für all ihre Vorträge benötigt sie viel Energie. »Diese hole ich mir bei meinen Pferden«, erzählt die Technikerin, die eine eigene kleine Pferdezucht in Mariakalnok, Ungarn, nahe Nickelsdorf betreibt und mit ihrem fünfjährigen Fuchswallach Ben Kingsley Junior regelmäßig Dressurturniere bestreitet.
Weibliche Technik
»In der Technik erfolgreich zu sein, ist heute leichter als vor 17, 18 Jahren«, sagt Hruschka. Früher war es sehr durchwachsen. »Es hat Kollegen gegeben, die Frauen in einer Technikerrolle schlichtweg nicht akzeptiert haben.« Heute sei das einfach anders, die Akzeptanz sei grundsätzlich höher, auch bei Polieren und Bauleitern auf der Baustelle.
»Es ist nun wichtig, dass die Menschen diese Akzeptanz erkennen und erfahren, wie harmonisch es zugeht, wenn eine Frau auf der Baustelle ist. Da überlegen die männlichen Kollegen schon, wie und worüber sie sprechen«, lacht Hruschka. »Ich lade alle Frauen ein, einmal auf eine Baustelle zu kommen, sich den Ablauf anzusehen und festzustellen, welche Tätigkeiten es für Frauen gibt.«