In der Rubrik »Fragen an die Politik« haben Vertreter der Bau- und Immobilienwirtschaft die Möglichkeit, konkrete Fragen an Spitzenpolitiker zu richten. In der aktuellen Ausgabe kommen die Fragen von Carsten Nentwig, Geschäftsführer Fakro, und Stefan Gubi, Geschäftsführer Windhager Zentralheizung. Gerichtet wurde sie an den niederösterreichischen LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf und an das Klimaschutzministerium.
Thema: Elektromobilität
Carsten Nentwig, Geschäftsführer Fakro: »Im KFZ-Bereich soll es ab 2030 ein Verbot für Benzin- und Dieselmotoren geben, soll heißen nur noch E-Autos. Wie kann oder soll seitens der Politik der Umstieg für Private und Unternehmen noch attraktiver gestaltet werden, denn die Anschaffungskosten sind nach wie vor zu hoch, die Reichweite der E-Autos noch immer zu gering und das ›Tankstellennetz‹ noch nicht ausreichend?«
(Bild: Weinfranz)
Stephan Pernkopf, Landeshauptfrau-Stellvertreter Niederösterreich: »Bei der E-Mobilität sehen wir gerade in den vergangenen Jahren eine äußerst positive Entwicklung. Allein im letzten Jahr gab es 8.450 Neuzulassungen von E-Fahrzeugen, was einer Verdoppelung des gesamten Bestandes an E-Fahrzeugen entspricht. Erstmals haben wir in Niederösterreich vernommen, das in einzelnen Monaten mehr E-Fahrzeuge als Diesel zugelassen wurden und mittlerweile jede fünfte Neuzulassung ein E-Fahrzeug ist. Das ist schon eine positive Entwicklung, die man natürlich noch mehr ausbauen kann und muss.
Bei der elektrischen Mobilitätswende setzen wir deshalb auf viele Maßnahmen, die den Kauf eines E-Fahrzeuges noch attraktiver machen. Neben großzügigen finanziellen Förderungen ist es wichtig, dass sich jeder selbst von der E-Mobilität überzeugen kann und einmal selbst mit einem E-Auto Probe fährt. Dafür gibt es seitens der Energie- und Umweltagentur NÖ sowie von den Gemeinden immer wieder Testmöglichkeiten.
Denn was wir merken ist, dass die E-Mobilität ansteckend sein kann und wenn eine Gemeinde oder ein Betrieb auf ein E-Fahrzeug setzt, folgen in Kürze viele weitere in der Umgebung. Aber auch die Grundvoraussetzungen sind notwendig und deshalb haben wir bereits vor Jahren damit begonnen ein flächendeckendes E-Tankstellennetz aufzubauen. Eine weitere Maßnahme, mit der die E-Mobilität forciert wird, ist unter anderem die Bauordnung, die sicherstellt, dass in allen neuen Wohnbauten kostengünstig und einfach Ladeinfrastruktur eingebaut werden kann. Nur so schaffen wir die E-Mobilitätswende: indem wir alle Lebensbereiche mitdenken und mitgestalten.«
Thema: Förderpolitik - Klimafreundliche Heizungslösungen
Stefan Gubi, Geschäftsführer Windhager Zentralheizung: »Warum wird der Einbau einer modernen und umweltfreundliche Heizlösung, wie beispielsweise Pelletskessel oder Wärmepumpe, nur dann gefördert, wenn kein Nah- oder Fernwärmeanschluss in der Nähe ist?
Erfahrungen zeigen, dass das individuell maßgeschneiderte Heizsystem im eigenen Objekt die effizienteste Lösung ist, Wärme zu erzeugen und unmittelbar vor Ort auch gleich zu nutzen. Zudem wird immer noch eine Vielzahl der Nah- und Fernwärme-Anlagen vorwiegend mit fossiler Energie betrieben – allem voran mit Gas, und das auch in Zukunft.«
Die Stellungnahme aus dem Klimaschutzministerium: »Die Klimakrise zeigt klar, dass es vernünftigere Lösungen für die Warmwassererzeugung braucht, als fossile Energieträger zu verbrennen. Durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine wird aktuell zudem die Abhängigkeit dieser Energieträger – russisches Gas und Öl – eindeutig und deutlich.
Um dieser Verwundbarkeit entgegenzuwirken, unterstützen wir den Umstieg auf klimafreundliche Heizungslösungen und insbesondere die Dekarbonisierung der Fernwärme etwa durch Großwärmepumpen, Geothermie oder Biomasse. Jeder getauschte Ölkessel oder Gasheizung ist dabei ein Schritt zu mehr Freiheit. Klimafreundliche Heizungssysteme sind ein wichtiger Baustein für ein krisenfestes, sauberes und leistbares Energiesystem, das unabhängig von fossilen Importen ist.
Wirtschaftlich besonders sinnvoll ist es in einem Fernwärmegebiet möglichst viele Gebäude an das Netz anzuschließen. Umgekehrt ist es wenig sinnvoll, ein Fernwärmenetz auszubauen und gleichzeitig Einzellösungen zu fördern. Aus diesem Grund gibt es in der Umweltförderung im Inland und in der Förderaktion »Raus aus Öl und Gas« einen klaren Schwerpunkt auf die Fernwärme. Überall dort, wo es keine Fernwärme gibt, werden aber auch andere klimafreundliche Lösungen wie Wärmepumpen oder Pelletskessel gefördert.«