Die 185 gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBVs) können auf ein erfolgreiches Baujahr 2021 zurückblicken.
„Letztes Jahr konnten wir 16.500 neue Wohnungen in ganz Österreich errichten. Das entspricht zwar einem Rückgang im Vergleich zum Spitzenjahr 2020 (zweitbestes Jahr seit 1945), liegt aber trotz Corona-Pandemie über dem 10-jährigen Schnitt von 16.200 Wohnungen“, so Bernd Rießland, Obmann des Verbandes der gemeinnützigen Bauvereinigungen.
Während es in anderen europäischen Ländern zu Problemen beim Bau von leistbaren Wohnungen kam, konnten die Gemeinnützigen in Österreich 2021 trotz der angespannten Situation in der Bauwirtschaft eine überdurchschnittliche Bauleistung erzielen.
Dem bundesweitem Rückgang zum Trotz
Während die gesamt-österreichische Entwicklung heuer im Vergleich zum Rekordjahr 2020 einen Rückgang aufweist, zeigt sich in vier Bundesländern (OÖ, NÖ, Tirol und Salzburg) sogar ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Mit Ausnahme von Kärnten, wo sich ein weiterer Rückgang der GBV-Fertigstellungen zeigt (2021: 270 fertiggestellte Wohnungen), liegen die restlichen Bundesländer im Bereich des langjährigen Durchschnitts.
Anfang 2022 befanden sich rund 32.000 GBV-Wohnungen in Bau. „Aufgrund der aktuell äußerst herausfordernden Situation hinsichtlich Baukosten und Lieferverzögerungen ist jedoch eine Prognose für die Fertigstellungen in diesem und dem kommenden Jahr schwierig“, betont Obmannstellvertreter Herwig Pernsteiner.
GBV zwischen Wohnungseigentum und Miete
Die jüngsten Verbesserungen (WGG-Novelle 2019) für GBV-Bewohner*innen beim Eigentumserwerb laden zu einem Blick auf den Beitrag der GBVs zur Schaffung von Wohnungseigentum ein. Seit den 2000er Jahren ging der Anteil der reinen Mietwohnungen (ohne Kaufoption) bei den Fertigstellungen auf ca. 35% zurück, jene der Direkt-Eigentumswohnungen auf unter 10%. Der Großteil wurde als Mietwohnungen mit dem Rechtsanspruch auf späteren Erwerb errichtet. Das gibt den Bewohnerinnen und Bewohnern die erforderliche Möglichkeit, zwischen Eigentum und Miete zu wählen.
Die große Bedeutung dieses flexiblen und günstigen Angebots für Wohnungseigentum zeigt sich auch an einem jüngst publizierten Beitrag in der Steuer- und Wirtschaftszeitung SWK. Aus Sicht der gewerblichen Anbieter wird die Begünstigung der Erlangung von Wohnungseigentum von GBVs über die Eigentumsoption nach § 15c WGG als zusätzliche Verstärkung der preisdämpfenden Wirkung des gemeinnützigen Sektors wahrgenommen.
OECD empfiehlt einen dritten, kostendeckenden Sektor
Der Verband der gemeinnützigen Bauvereinigungen ist seit mittlerweile zwei Jahren von der OECD zur Unterstützung der Beratung in Fragen der Wohnungspolitik eingeladen. Bemerkenswert ist hier, dass die OECD mittlerweile unter Zitat des „österreichischen Wohnungsmarktmodells“ aktiv den Aufbau eines „Dritten Sektors“ mit Verweis auf die österreichische Wohnungsgemeinnützigkeit auch in anderen europäischen Ländern empfiehlt, um die Effizienz des Wohnungsmarktes zu stärken. Das GBV-System wird dabei als Instrument zur Stärkung des Wettbewerbs angesehen.
„Die GBVs zeigten trotz Pandemie, dass sie auch weiterhin eine stabile Konstante bei den Investitionen sind“, streicht Bernd Rießland die Rolle der Gemeinnützigen hervor. „Diese Investitionen schaffen nicht nur leistbaren Wohnraum, sondern sichern auch über 85.000 Arbeitsplätze in ganz Österreich“.
Soziale Aufgabe gerade in Krisenzeiten
Der Krieg in der Ukraine betrifft natürlich auch die GBVs, die sich ihrer Rolle in der Bewältigung dieser Situation in Österreich bewusst sind. Allerdings sind den GBVs auf Grund des geringen Leerstandes in den gemeinnützigen Wohnhäusern (unter 2%) Grenzen in der Unterbringung von Vertriebenen gesetzt. Dieser geringe Wert ist für die Fluktuation und Sanierungen notwendig.
Dennoch haben die GBVs in vielen Bundesländern ihre langjährige Zusammenarbeit mit sozialen Trägern wie Volkshilfe oder Caritas weiter verstärkt und kurzfristig Wohnungen für Geflüchtete zur Verfügung gestellt. Es wurden neben zusätzlichem Wohnraum auch temporäre Unterkünfte in leerstehenden Lokalen eingerichtet.
„Wir, die ISG Ried, haben unser altes Bürogebäude zur Verfügung gestellt. Das Rote Kreuz konnte so schnell eine Erstunterkunft für 150 Personen einrichten“, stellt Herwig Pernsteiner ein Projekt exemplarisch vor. „Die 185 österreichischen GBVs waren und sind sich ihrer Rolle als sozialverantwortliche Akteure bewusst und werden sich weiterhin auch in dieser Krise einbringen“, so Verbandsobmann Rießland abschließend.