Expandiertes Polystyrol, auch als Styropor oder EPS bekannt, ist recyclingfähig - wird aber nicht immer kreislaufwirtschaftlich verwertet. Das soll sich durch das Forschungsprojekt „EPSolutely“ ändern: Unter der Leitung von Fraunhofer Austria entwickeln nun zwölf Partner aus allen Bereichen des Wertschöpfungssystems Konzepte für eine funktionierende EPS-Kreislaufwirtschaft.
(Titelbild: Die Arbeitsgruppe für den EPS-Abbruch beim neuen EPSolutely - Projekt. Quelle: Fraunhofer Austria)
EPS wird häufig als Wärmedämmung und Verpackungsmaterial eingesetzt. Weil es zu 98 % aus Luft besteht, hat EPS nicht nur eine hervorragende Dämmwirkung, sondern verbraucht auch wenig Energie bei Herstellung und Transport. Beim Recycling fließt allerdings noch immer in die energetische Verwertung, wodurch das EPS aus dem Wertschöpfungskreislauf ausscheidet.
Eine zusätzliche Herausforderung stellen die künftig steigenden Mengen an EPS-Abfällen aus Abbrüchen, die Hexabromcyclododecan (HBCD) enthalten, dar. Ein Recycling ohne die Abtrennung des bis 2016 verwendeten Flammschutzmittels HBCD ist aufgrund des Zerstörungsgebotes nicht erlaubt.
Die österreichische EPS-Industrie erreicht laut aktuellen Studien nur Recyclingquoten von 26 % bei Bauware bzw. 56 % bei Verpackungen. (Bild: Fraunhofer Austria)
Nachhaltigkeit steigern
Ziel des Forschungsprojekts EPSolutely ist, die Recyclingquote von EPS-Abfällen (Bauware und Verpackungen) zu erhöhen und dadurch den Primärrohstoffbedarf der neuen EPS-Produkte drastisch zu verringern. Die Initiative zu diesem Forschungsprojekt ging von der GPH – Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-Hartschaum, der Interessenvertretung und Verbandsorganisation der Styropor-Hersteller und Rohstofflieferanten in Österreich, aus. Fünf der Projektpartner sind dort auch Mitglied.
Mit EPSolutely soll vor allem die Akzeptanz und Nachhaltigkeit von EPS erhöht werden. Außerdem ist es Ziel, privaten Endverbrauchern ihre Gestaltungspotenziale zum Umweltschutz aufzuzeigen. Prinzipiell eignet sich EPS bei sortenreiner Verarbeitung hervorragend für die Kreislaufwirtschaft – auch als Verpackungsmaterial, bspw. für Elektronikartikel. Das Potenzial zur CO2-Reduktion gegenüber dem Primärrohstoff liegt hier bei immerhin 80 %.
Erstmals alle Akteure in einem Boot
Durch die Zusammenarbeit aller relevanten Akteure des Wertschöpfungssystems werden unternehmensübergreifende und interdisziplinäre Konzepte, Technologien und Methoden für eine EPS-Kreislaufwirtschaft entwickelt. Das betrifft alle Glieder der Wertschöpfungskette, auch Rückbau, Sammlung, Sortierung, Reinigung und Aufbereitung.
Der maschinelle Rückbau einer EPS-Fassade. (Bild: Fraunhofer Austria)
Genau das macht EPSolutely für Karl Ott, Gruppenleiter Intralogistik und Materialwirtschaft bei Fraunhofer Austria, so einzigartig: „Erstmals ist es gelungen, sämtliche Akteure innerhalb der Wertschöpfungskette für expandiertes Polystyrol zusammen mit der Forschung sowie weiteren relevanten Partnern an einen Tisch zu bringen. Diese noch nie dagewesene Konstellation ermöglicht uns, gemeinsame Lösungen zu entwickeln.“
Valide Daten zum Recycling
Einen besonderen Stellenwert nimmt die Quantifizierung der EPS-Abfall- und Recyclingmengen ein. „Vom nun gestarteten Projekt erhoffen wir uns erstmalig valide Daten zur aktuellen Recyclingquote in Österreich“, betont GPH-Geschäftsführer Clemens Demacsek. In weiterer Folge liegt der Fokus auf der Erhöhung der Recyclingquote, die durch technische, organisatorische und behördliche Maßnahmen wesentlich beeinflusst bzw. gesteuert wird. Durch das Erfassen der Abfallströme, den Bau von Prototypen, Tests auf Komponenten- und Systemebene sowie Recyclingversuche sollen wichtige praxisrelevante Erkenntnisse gewonnen werden.
Umsetzungsplan für EPS-Kreislaufwirtschaft
Verschiedene Konzepte, Technologien und Methoden werden zu innovativen Gesamtkonzepten kombiniert. Das Projektkonsortium bewertet diese sowohl ökologisch als auch ökonomisch. Für die Entscheidung, welche Konzepte prototypisch realisiert werden sollen, spielt die Abschätzung der technischen und organisatorischen Umsetzbarkeit eine wichtige Rolle. Am Ende steht eine Roadmap mit erforderlichen Maßnahmen, die für einen optimierten EPS-Kreislauf in Österreich erforderlich sind.
Gesamte Wertschöpfungskette im Kreislauf
Karl Ott, Fraunhofer Austria: „Oft wird auf dem Weg in die Nachhaltigkeit nur an einzelnen Schrauben gedreht und gewisse Aspekte werden verändert. In diesem Projekt können wir aber echte Kreislaufwirtschaftskonzepte mit maximalem Nutzen für das gesamte Wertschöpfungssystem finden.“ (Bild: Fraunhofer Austria.)
In einer abschließenden Analyse werden die Konzepte, Technologien und Methoden sowie Erkenntnisse aus den Demonstrationen auf andere Länder und Industrien umgelegt. Hierzu gab es bereits erste Workshops mit Branchenexperten anderer EU-Länder. „Bis 2025 sollen mithilfe der entwickelten Lösungen die Recyclingquoten auf bis zu 80 % gesteigert und so im Sinne einer Kreislaufwirtschaft recycelt werden“, so Ott.