Sonntag, Dezember 22, 2024
Branchencheck - Das war 2021! - Teil 2

Mitte Juli 2021 erhob Branchenradar.com Marktanalyse bei den wichtigsten Baustoffproduzenten auf Basis der Ergebnisse des ersten Halbjahres, mit welchen Zahlen sie für das Gesamtjahr rechnen. Für jeden der untersuchten Bereiche hat Studienautor Andreas Kreutzer die Stimmung und Erwartungshaltung zur Jahresmitte für den Bau & Immobilien Report zusammengefasst. Der Report wiederum hat bei ausgewählten Herstellern nachgefragt und zeigt, ob sich die mitunter äußerst optimistischen Prognosen erfüllt haben. Im zweiten Teil des Branchenchecks haben wir die Produktgruppen »Mauersteine«, »Schrauben & Dübel«, »Bodenspachtelmassen« und »Fertighäuser« unter die Lupe genommen.

Mauersteine (Marktabdeckung 79,9 %)

Andreas Kreutzer, Branchenradar.com Marktanalyse: 

»Die hohe Bautätigkeit bei Ein- und Zweifamilienhäusern schob offenbar auch den Bedarf an Mauersteinen an. Für 2021 rechnen wir auf Basis der umsatzgewichteten Unternehmensangaben mit einem Absatzplus von etwa acht Prozent, bei um vier Prozent höheren Preisen.«



Walter Eder,
Geschäftsführer Ziegelwerk Eder

»Das Auftragsvolumen 2021 lag um ca. acht Prozent über dem schon sehr gut ausgelasteten Vorjahr. Sehr positiv war der Trend in Richtung hochwertiger Außenwände mit gefüllten Vollwertziegeln und Planziegeln in der Wandstärke 50 cm. Dank der durchlaufenden Produktion letzten Winter konnten wir die Lieferfähigkeit für unsere Stammkunden immer garantieren, mussten allerdings das Ziegelsortiment optimieren und haben einige Ziegelformate aus dem Programm genommen. Etwas längere Vorlaufzeiten und die Digitalisierung unserer Lagerplätze haben uns sehr dabei geholfen die richtigen Ziegelformate zur richtigen Zeit zu produzieren, was teilweise schon einer ›just in time‹-Produktion glich.«

Johann Marchner, Geschäftsführer Wienerberger Österreich

»2021 war für den gesamten Baumarkt und für Wienerberger ein sehr erfolgreiches, aber auch sehr bewegtes Jahr: Viele Häuslbauer und Baumeister, die ursprünglich mit Holz oder mit Beton und Stahl bauen wollten, sind aufgrund der mangelnden Verfügbarkeit dieser Baustoffe auf Ziegel und somit auf Wienerberger umgestiegen. Diese gestiegene Nachfrage hat dazu geführt, dass wir seit dem Frühjahr 2021 um 30 Prozent mehr Baustellen beliefert haben als noch im Vorjahr und wir somit Engpässe bei anderen Baustoffen abgefangen haben.

Wir konnten mit einer Investition von mehr als 500.000 Euro in den Standort Hennersdorf die dortige Produktionskapazität kurzfristig um fünf Prozent und mittelfristig um 15 Prozent steigern. Zudem haben wir auf das internationale Produktionsnetzwerk der Wienerberger Gruppe zurückgegriffen und Ziegel aus anderen Produktionsländern auf den heimischen Markt gebracht.«

Bodenspachtelmassen (Marktabdeckung 95,5 %)

Andreas Kreutzer

»Analog zu Fliesenklebern war man zur Jahresmitte für das Gesamtjahr auch bei Bodenspachtelmassen nahezu euphorisch. Der umsatzgewichtete Mittelwert der Unternehmensangaben ergab absatzseitig ein Plus von acht Prozent geg. VJ und um vier Prozent geg. VJ steigende Preise.«

Reinhard Bischof, Verkaufsdirektor von Henkel Österreich Adhesive Technologies Consumer & Craftsmen:

»Unsere Gesamtentwicklung in der Kategorie Bodenspachtelmassen – das sind unter der Marke Cimsec Nivellier- und Ausgleichsprodukte – lag bei einem Plus von knapp vier Prozent. Dies war für uns eine großartige Entwicklung, weil der Vergleich gegen ein herausragendes Jahr 2020 mit Lockdowns, Menschenschlangen vor den Baumärkten und der Devise ›Renovieren statt Urlauben‹ gezogen werden muss. Der generelle Druck von Mitbewerbern, Privat Labels und Preiseinstiegsprodukten sowie durch Rohstoffpreisentwicklung und Lieferfähigkeitshürden war zwar stark spürbar, aber Cimsec hat sich als verlässliche Marke im DIY-Bereich abermals durchgesetzt. Der stärkste Zuwachs ist aus dem Bereich der selbstverlaufenden Standard-Nivelliermasse gekommen.«

Bernhard Mucherl, Geschäftsführer Murexin GmbH

»Unsere Erwartungen für 2021 waren von der pandemiebedingten Unsicherheit geprägt und fielen verhalten aus. Umso mehr waren wir von der starken Nachfrage schon im ersten Quartal des Jahres positiv überrascht. Rohstoff­engpässe und -preissteigerungen beschäftigten uns in bisher unbekanntem Ausmaß, aber letztendlich konnten wir unsere bestehenden Kunden gut bedienen und darüber hinaus auch einige Neukunden aus dieser Situation heraus gewinnen.

Bei den Nivellier-, Füll- und Spachtelmassen beobachten wir in den letzten drei bis fünf Jahren konstante Zuwächse im mittleren, einstelligen Prozentbereich. Auch im Jahr 2021 setzte sich dieser Trend fort – sowohl bei Bodenspachtelmassen in Objektqualität als auch bei höherwertigen, die bei besonderen Anforderungen zum Einsatz kommen. Generell sind wir mit dem Umsatz 2021 sehr zufrieden, denn er lag erneut über dem des Vorjahres.«

Schrauben & Dübel (Marktabdeckung 82,2 %)

Andreas Kreutzer

»Von der regen Baukonjunktur profitierten erwartungsgemäß auch die Hersteller von Schrauben und Dübeln. Umsatzgewichtet erwarten die Anbieter im Juli 2021 bis Ende des Jahres für ihr Unternehmen einen Anstieg der Nachfrage um rund sechs Prozent geg. VJ. Bei den Preisen ging man von einer Erhöhung um knapp elf Prozent aus.«

Andreas Gebert, Geschäftsführer Schmid Schrauben

»Wir konnten im Jahr 2021 massiv von den zusammenbrechenden Lieferketten aus Asien profitieren. Trotz steigender Rohstoffpreise und längerer Lieferzeiten erkennen immer mehr Kunden den Wert von Qualität ›Made in Austria‹. Der Umsatz wurde 2021 erstmals auf über 40 Millionen Euro gehoben und ist damit in eine neue Dimension vorgestoßen. Einige wenige Schrauben haben auf die erste Milliarde in einem Jahr in der Firmengeschichte gefehlt und auch beim Gewicht hat man neue Maßstäbe gesetzt. Mehr als 9.000 Tonnen standen am Ende des Tages in den Büchern und der Höhepunkt der Nachfrage scheint noch lange nicht erreicht.«

Christian Greicha, Geschäftsführer Fischer

»Den Markt für Befestigungstechnik haben wir bei fischer Austria im Gesamtjahr 2021 in gleicher Weise dynamisch wie herausfordernd erlebt. Nach einem eher zögerlichen Jahresbeginn war der Frühling sowohl bei Heimwerkern als auch bei Profis sehr stark. Im Sommer war es dann im DIY-Bereich spürbar, dass im Unterschied zu 2020 wieder Urlaubsreisen möglich waren. Gleichzeitig haben sich Lieferkettenstörungen und Rohstoffpreiserhöhungen immer stärker bemerkbar gemacht.

Zwar produzieren wir praktisch ausschließlich in Europa, allerdings ist auch fischer z. B. bei Montagesets und Schrauben nicht völlig autark. Das zweite Halbjahr war somit von starker Nachfrage, Preisanpassungen und Lieferthemen gekennzeichnet und wir sind stolz auf das ganze Team, das unter schwierigsten Umständen die Ziele deutlich übertreffen konnte.«

Fertighäuser EFH+ZFH (Marktabdeckung 79,3 %)

Andreas Kreutzer

»Die deutlich steigende Anzahl an Baubeginnen bei Eigenheimen schlug auch auf den Markt für Fertighäuser durch. Die Hersteller rechneten zur Jahresmitte mit einem Anstieg der Verkaufszahlen um neun Prozent geg. VJ (gMW), gleichzeitig sollten auch die Verkaufspreise im Durchschnitt um acht Prozent geg. VJ anziehen (gMW).«

Thomas Scheriau, Geschäftsführer Elk

»Das Jahr 2021 wird als ein außergewöhnliches Jahr in unsere Geschichtsbücher eingehen. Die Coronapandemie sowie Lieferengpässe und Preissteigerungen haben uns alle vor große Herausforderungen gestellt. Wir haben im vergangenen Jahr knapp 900 Häuser erfolgreich abgewickelt und einen historischen Auftragsbestand von 1.600 Häusern erreicht.

Ende des letzten Jahres haben wir einen weiteren Meilenstein in der Geschichte des Fertighauses erreicht. Mit ›ELK Prime‹ wird das neue Zuhause schon nach drei Monaten geliefert und ist komplett ausgestattet, inkl. Bodenplatte, Küche, Bad und vielen zusätzlichen Leistungen. In nur wenigen Schritten kann online mit dem neuen Haus-Designer das eigene Traumhaus gestaltet werden.«

Christian Murhammer, Geschäftsführer Fertighausverband

»Wenn eine Branche, so wie im vergangenen Jahr, bei den Verkaufszahlen deutlich zulegen kann, ist das grundsätzlich erfreulich – wären da nicht gleichzeitig auch Situationen eingetreten, mit denen niemand rechnen konnte: Lieferverzögerungen bei wichtigen Materialien, kombiniert mit teils absurden Preissteigerungen und einem immer schlimmer werdenden Mangel an Fachkräften.

Schön, dass es trotz dieser ungünstigen Rahmenbedingungen gelungen ist, an der Fixpreisgarantie festzuhalten, also gestiegene Materialpreise nicht an die Konsument*innen weiterzugeben, die beauftragten Fertighäuser ohne wesentliche Verzögerungen sowie in konstanter Qualität zu errichten und auch noch den Mehraufwand durch das Verkaufsplus trotz der Personalknappheit zu bewältigen.«

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