Der Wärmesektor spielt entgegen der allgemeinen Wahrnehmung eine entscheidende Rolle für die Energiewende. Knapp die Hälfte des Endenergiebedarfs entfällt darauf, wobei 60 Prozent noch fossil erzeugt werden. Bauteilaktivierung schafft einen Ausweg.
Die Thermische Bauteilaktivierung ist keine Rocket Science«, bringt es Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds, auf den Punkt. Sie sei eine vergleichsweise simple Technologie, aber mit großem Potential für die Klimaneutralität. Kunststoffrohre aus Polyethylen werden im Abstand von etwa 15 bis 20 cm zueinander in massive Betonteile eingebettet, das darin strömende warme oder kalte Wasser aktiviert Geschoßdecken und Fußböden. Mehrkosten fallen im Vergleich zu traditionellen Heiz- und Kühlsystemen keine an. Dennoch ist Thermische Bauteilaktivierung (TBA) im Wohnbau wenig verbreitet, ganz im Gegensatz zum Gewerbebau. Den Grund sieht Höbarth in der nach wie vor fehlenden Bekanntheit in der Branche und dem erforderlichen Wandel in der Planung – denn Bauteilaktivierung muss von Anfang an berücksichtigt werden.
Anschub erforderlich
Der Klimafonds hat daher im Dezember 2020 das Programm »Energieflexibilität durch Thermische Bauteilaktivierung« gestartet (Projektende der ersten Phase 2023). Unternehmen werden über Vorteile und das Potential von TBA informiert, Planungsleistungen für gesamte Wärmeversorgungskonzepte mit TBA als Wärmespeicher unterstützt. Es stehen zwei Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung. Der Pauschalbetrag beträgt 40.000 bis 85.000 Euro, innovative Maßnahmen können die Förderung auf bis zu 100.000 Euro steigern. »Unser Ziel ist die rasche Verbreitung der Thermischen Bauteilaktivierung im großvolumigen Wohnbau in ganz Österreich.« Das Programm zielt in erster Linie auf Wohnungsneubauten mit mindestens fünf Wohneinheiten, auch innovative Sanierungen von Geschoßwohnbauten sind teilnahmeberechtigt. 600.000 Euro Förderung sind bereits reserviert, vor allem für Projekte im Osten Österreichs.
Wissensbasis erstellen
Das Programm sieht ein Betriebsmonitoring für ein bis zwei Jahre nach erfolgter Umsetzung des Bauvorhabens sowie bei ausgewählten Projekten Begleitforschung vor. Diese sollen als Wissensbasis zur Verfügung stehen. Besonders innovative Projekte nehmen an einem mindestens einjährigen wissenschaftlichen Monitoring teil. Beauftragt mit der Programmbegleitung ist das Kompetenzzentrum Bauforschung. Nach sieben Monaten zieht Geschäftsführer Gunther Graupner eine positive Zwischenbilanz. Mit neun Förderwerbern werden bereits Gespräche geführt, die Projekte sind in einer Größenordnung von 520 m² bis 30.000 m² Bruttogeschoßfläche. Insgesamt umfassen die 976 Wohnungen 88.000 m². »In Gesprächen mit Fachplanern haben wir festgestellt, dass viele Büros einfach einen Anschub brauchen, um sich mit dem Thema zu beschäftigen«, berichtet Graupner. Positiv bewertet er, dass durch die Projekte Druck auf die Energieanbieter ausgeübt wird, sich verstärkt mit dem Thema zu beschäftigen.