Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report erklärt Harald Greger, Geschäftsführer des Aluminium-Fenster-Instituts, wie er seinen Mitgliedsunternehmen hilft, sich gegen unfaire Vertragsbedingungen zu wehren, welche Erwartungen er an das Weißbuch »Alu-Fenster« hat und wo in Bezug auf Aluminium-Konstruktionen die größten Wissenslücken klaffen.
Report: Die derzeit alles beherrschenden Themen sind die Rohstoffknappheit und Preissteigerungen. Sind Aluminiumfenster derzeit lieferbar und wenn ja, zu welchem Preis?
Harald Greger: Über die zukünftgen Verkaufspreise und -strategien der einzelnen Unternehmen weiß ich natürlich nicht Bescheid, aber wir haben schon am Beginn dieser Rohstoff-Preissteigerungen gemeinsam mit unserer Partnerorganisation, der AMFT (Arbeitsgemeinschaft von Metall-Fenster/Türen/Tore/Fassaden) auf diese Marktentwicklung hingewiesen. Die AMFT hat empfohlen, Verträge mit veränderlichen Preisen abzuschließen. Jedenfalls sind Aluminiumprofilsysteme für Fenster, Fassaden und alle anderen üblichen Anwendungen verfügbar. Dass die Preise steigen werden liegt auf der Hand.
Report: Bei anderen Materialien gibt es teils enorme Preisanstiege. Ein Wettbewerbsvorteil für Aluminiumfenster?
Greger: Das hängt davon ab, wie stark die Preise steigen. Aber als wir von 50 % Steigerungen betroffen waren, haben sich die Preise bei Holz zum Teil mehr als verdreifacht. Es ist natürlich schwer zu beurteilen, welche Auswirkungen das auf die Marktpreise hat. Aber es kann natürlich ein Vorteil sein.
Report: Sie haben die Verträge angesprochen. Was empfehlen Sie aktuell?
Greger: Ganz wichtig ist es, sich die allgemeinen Vertragsbedingungen ganz genau anzusehen und die eine oder andere vielleicht ungünstige Klausel zu diskutieren. Dafür braucht es Rückgrat und vor allem Wissen. Dort setzen wir mit unserer Online-Suchmaschine »Paroli« an. Damit bieten wir die Rechtsgrundlagen und wollen den Usern das Wissen und die Möglichkeit zur Verfügung stellen, selbst zu beurteilen, ob sie einer Klausel zustimmen oder sie mit dem Vertragspartner neu verhandeln wollen – und zwar auf Augenhöhe. Wir wollen einfach selbstbewusst zeigen, dass wir uns nicht alles gefallen lassen.
Report: Wir reagieren die Auftraggeber auf »Paroli«?
Greger: Es gibt schon Verständnis. Mit der ÖNORM B 2110 wird versucht, ein gerechtes und faires Miteinander zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer herzustellen. Diese Norm hat aber leider in Österreich anders als die VOB (Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen) in Deutschland keinen Gesetzescharakter. Mit den AVB des AG kann hier viel ausgehebelt werden. Viele Metallbaubetriebe hatten bislang das Gefühl, ohnmächtig zu sein und die AVBs hinnehmen zu müssen. Hier wollen wir sensibilisieren und aufzeigen, was möglich ist und welche Klauseln angefochten werden können und welche nicht.
Report: Richtet sich »Paroli« explizit und ausschließlich an Metallbaubetriebe?
Greger: Im Moment schon, obwohl die ÖNORM B 2110 natürlich für alle Gewerke gilt.
Report: Wie ist das Feedback auf »Paroli«?
Greger: Das ist sehr gut. Viele haben schon in der Testphase mitgemacht. Jetzt wird man sehen, wie viele Abonnenten wir gewinnen können. Finanzielle Hürden sollte es keine geben. Die Lizenzgebühr für Metallbaubetriebe ist sehr moderat.
Report: Ist eine Öffnung für andere Branchen geplant oder denkbar?
Greger: Grundsätzlich ist es für alle Gewerke denkbar. Aber in einem ersten Schritt ist »Paroli« für den Metallbau gedacht. Eine Öffnung ist sicher auch davon abhängig, wie unsere Branche mit dem Tool agiert.
Report: Sie haben Ende April ein Weißbuch mit Daten und Fakten zu Aluminiumfenstern herausgebracht. Was war die Idee dahinter und wie wird das Weißbuch von den Professionisten angenommen?
Greger: Die Zielgruppe sind Architekten und Bauherren, die wir umfassend informieren und bei ihrer Werkstoffentscheidung unterstützen wollen. Wir wollen ein ganzheitliches Bild der ökologischen, technologischen und wirtschaftlichen Aspekte der drei wichtigsten Werkstoffe Holz, Kunststoff und Aluminium zeichnen. Wir haben im letzten Jahrzehnt zahlreiche Studien und Untersuchungen durchgeführt. Dieses geballte Wissen wurde jetzt in kompakter Form im Weißbuch aufbereitet.
Zusätzlich haben wir uns angesehen, was in einem regional abgegrenzten Bereich in einem Zeitraum von drei Jahren ausgeschrieben und realisiert wurde. Es ist interessant zu sehen, wie oft gerade bei Sanierungen oder Zubauten innerhalb eines Gebäudes auf verschiedene Materialien gesetzt wird. Das hat natürlich enorme Auswirkungen auf Wartungsaufwand und -kosten. Die Gründe für diese Materialwahl ist in den meisten Fällen ebenfalls unzureichendes Wissen. Mit diesem Materialmix ist eigentlich niemandem geholfen.
Report: Sie haben jetzt schon öfter das Thema Know-how angesprochen. Anscheinend ist es um das Wissen bezüglich Aluminiumfenster und -lösungen nicht zum besten bestellt. Wo klaffen die größten Lücken? Vor einigen Jahren war Ihre Hauptstoßrichtung die Lebenszyklusbetrachtung...
Greger: Der Lebenszyklus spielt immer noch eine zentrale Rolle. Nicht nur hinsichtlich der Kosten über die Lebensdauer. Da geht es auch um ein ordentliches Recycling. Überall da punktet Aluminium. Dieses Wissen verbreitet sich auch mehr und mehr und es gibt entsprechende Zertifizierungen. Da helfen natürlich auch Initiativen wie die IG Lebenszyklus Bau, die sich genau dieses Thema auf die Fahnen geschrieben hat.
Das heißt der Lebenszyklus wird zwar immer ernster genommen, aber wenn es konkret wird, also z. B. bei der Realisierung von Gebäudezertifikaten gibt es immer noch Luft nach oben.
Dass Aluminium, über den Lebenszyklus betrachtet, die günstigste Lösung ist, stößt aber immer noch auf Skepsis. Aus dem einfachen Grund, weil das Recycling zu wenig Beachtung findet. Für all diese Tatsachen ist es umso wichtiger, eine solide und seriöse Datenlage zu haben. Behaupten kann man viel – wir können auch beweisen, was wir sagen.
Report: Sie haben mit Schüco und Hueck aktuell zwei Partner, früher waren es vier. Gibt es Überlegungen, die Gemeinschaft wieder zu vergrößern?
Greger: Das liegt am Willen, Teil einer Gemeinschaft zu sein und auch etwas zu dieser Gemeinschaft beizutragen. Nur einen Mitgliedsbeitrag zu zahlen, ist zu wenig. Vielmehr ist es eine Verpflichtung auf höchster Managementebene, regelmäßig mitzuarbeiten und sich aktiv einzubringen. Initiativen wie »Paroli«, das Weißbuch oder der Aluminium-Architektur-Preis erfordern eine enge Zusammenarbeit. Dafür braucht es die richtigen Strukturen und Ressourcen bei den Mitgliedsbetrieben.
Report: Laut einer Imas-Studie hat sich die Bekanntheit der Gemeinschaftsmarke Alu-Fenster in den letzten zehn Jahren auf 40% verdoppelt. Welche Schritte und Maßnahmen waren aus Ihrer Sicht für dieses erfreuliche Wachstum verantwortlich?
Greger: Wir untersuchen seit den 90er-Jahren, wie bekannt und sympathisch Aluminiumkonstruktionen sind. Da gab es enorme Sprünge. Heute sind Alufenster in Österreich bekannt und sympathisch. Sehr erfreulich ist, dass sich der Bekanntheitsgrad der Gemeinschaftsmarke ebenfalls deutlich erhöht hat, obwohl wir in den letzten Jahren keine große, breitenwirksame Werbekampagne mehr gestartet haben. Heute sind wir sehr zielgruppenspezifisch. Dazu kommen zahlreichen Kooperationen und die Aktivitäten der Partnerunternehmen.