Sonntag, November 24, 2024
Projektmanagement: Vier Methoden im Vergleich

Lean Construction ist eines der großen Trendthemen der Baubranche. Gemeinsam mit Delta und M.o.o.con hat der Bau & Immobilien Report diese Form des Projektmanagements unter die Lupe genommen und mit anderen Methoden verglichen. Der große Überblick über Besonderheiten, Vor- und Nachteile.

Folgende Übersicht (PDF) ist in Zusammenarbeit mit Delta und M.o.o.con entstanden.

>>Hier gehts zur Tabelle "Projektmanagementmethoden im Vergleich"<<


Neben Building Information Modeling (BIM) ist Lean Management bzw. Lean Construction zweifellos eines der aktuell großen Themen der Branche. Die Fachmedien sind voll davon und es gibt kaum ein Unternehmen, das sich nicht damit beschäftigt. Was nicht sonderlich verwundert. Schließlich verspricht Lean Construction, Verschwendung zu vermeiden und das Projektmanagement zu optimieren. Aber Lean Construction ist nicht das Ende der Fahnenstange, sondern laut Bernhard Herzog, Partner beim Strategieberater M.o.o.con, ein gutes Einstiegswerkzeug.

»Lean ist klar und straff und passt gut in die Taktplanung des klassischen Bauens«, sagt Herzog. Es ist davon auszugehen, dass derzeit alle großen Bauunternehmen mehrere Baustellen am Laufen haben, wo die Last Planner Methode und Lean Construction zum Einsatz kommen. In der Planung ist diesbezüglich noch wenig passiert. Da dominiert noch stark der klassische Projektmanagementansatz. Die Idealvorstellung, die über Lean Construction hinaus geht, ist für Herzog und Delta Geschäftsführer Wolfgang Kradischnig die Projektallianz, das agile Projektmanagement.

»Agilität bedeutet bewegliche Teams, die nach Kompetenzen und aktuellen Themen durch ein Projekt geführt werden«, erklärt Kradischnig. Da müsse aber auch der Auftraggeber mitspielen. Dort dominiert aber oft die Vorsicht. »Viele Auftraggeber wollen für vermeintliche Sicherheit alles fixieren. Damit nimmt man sich aber viel an Qualität. Je enger das Korsett, desto geringer ist der Spielraum für Optimierungen«, erklärt Kradischnig.

Gemeinsame Zielerreichung

Bei Projekten mit einem klassischen Projektmanagement trennt laut Herzog und Kradischnig schon zu Beginn der Vertrag die Parteien. Ohne neue Vertragsmodelle arbeitet jeder für sich und seinen eigenen Vorteil. Wenn es für jeden Teilbereich Pönalien gibt, will jeder seinen Teil fristgerecht finalisieren, auch wenn es dem Gesamterfolg des Projekts zuwiderläuft »Es entstehen einzelne Inseln. Unser Ziel ist es, aus diesen Inseln eine gemeinsame Landschaft zu machen mit dem Commitment der gemeinsamen Zielerreichung«, sagt Kradischnig.

Auch wenn bei dem weitaus größten Teil der Bauprojekte in Österreich noch klassisches Projektmanagement zum Einsatz kommt, ist durch neue Methoden wie den Last-Planner-Ansatz oder Lean Construction in den letzten Jahren viel in Bewegung gekommen. Allerdings fehlt in den allermeisten Fällen der ganzheitliche Zugang. Unternehmen setzen in ihrem Bereich auf neue Methoden, aber ohne den Blick auf das Gesamtprojekt und den Gesamterfolg. »Was wir hier erleben, sind neue Methoden in einzelnen Silos«, sagt Herzog.

Die größten Vorteile

Kommen alternative Methoden des Projektmanagements zum Einsatz, kann der Bauherr den Ablaufplan mitgestalten. »Er bekommt einen Einblick und ein Gespür für die Abläufe, auch für die Probleme und Herausforderungen. Dadurch entsteht eine offene Diskussion«, erklärt Herzog. Ohne diese Transparenz wird der Bauherr immer nur vor Tatsachen gestellt und die Unzufriedenheit steigt.

»Mit den neuen Methoden treffen die Bedürfnisse des Auftraggeber auf die Lösungskompetenz der Auftragnehmer«, ist Kradischnig überzeugt.

Die neuen Methoden zu erlernen, ist nicht das Problem. Die große Herausforderung ist der nötige Kulturwandel. »Es gibt nicht mehr den einen Leiter, der alles entscheidet. Man begegnet sich auf Augenhöhe«, erklärt Herzog. Die Aufgaben des Projektleiters sind vor allem Moderation und Konfliktmanagement. Das fachliche Know-how kommt von denen, die arbeiten.

Die Umsetzung von agilem Management in der Praxis hängt sehr stark von der Lernfähigkeit des gesamten Teams ab. Möglich und sinnvoll ist auch eine Politik der kleinen Schritte und ein Mix der Methoden. »Mit jedem Schritt lernt man dazu und wird in der Anwendung sicherer«, sind Herzog und Kradischnig überzeugt.

 

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