Jedes Jahr fragt der Bau & Immobilien Report führende österreichische Stahlbauunternehmen nach ihren Vorzeigeprojekten. Dieses Mal führt die virtuelle Baustellentour nach Österreich und Deutschland.
Hartl Metall: 3D-Technologie für die Staumauer Klaus
Das oberösterreichische Metallunternehmen Hartl Metall aus Waldneukirchen hat für die Ennskraftwerke Aktiengesellschaft in Steyr erfolgreich eine neue Stiege im Kontrollgang an der Talsohle der Staumauer Klaus errichtet. Die bestehende Betonstiege wurde durch eine fünf Meter hohe Wendeltreppe am Eingang des Kontrollgangs sowie circa 100 Stufen bis rund acht Meter unter den Wasserspiegel des Unterwassers ersetzt.
Die neue Stiege im Kontrollgang an der Talsohle der Staumauer Klaus verfügt über Sicherheits- und Ausweichpodeste sowie eine Rutschhemmung. Sie ist an den Grundriss der Staumauer sowie an die Gegebenheiten der Felsen maßgeschneidert angepasst. Der Kontrollgang wird für Vermessungen, Kontrollen und Beobachtungen zum Zustand der Staumauer genutzt. Bei dem Projekt setzte Hartl Metall auf moderne 3D-Technologie. Bereits in der Planungsphase konnte man die Stiege im Kontrollgang virtuell besichtigen. Die Komplexität des Projekts erforderte eine kontinuierliche Abstimmung mit dem Kunden. Bei der Montage vor Ort war dann Handarbeit gefragt.
»Die Montage war eine Herausforderung. Viele kleine Bauteile mussten von den Monteuren in den Kontrollgang getragen werden. Aufgrund der Gegebenheiten mit Fels und altem Beton war ein äußerst gut durchdachtes Montagekonzept notwendig«, erklärt Hartl Metall-Geschäftsführer Martin Hartl.
Projektbeginn: Herbst 2018
Projektende: Frühjahr 2019
Verbauter Stahl: 200 Gitterroststufen, 200lfm Geländer, ca. 10 to Stahlkonstruktion (händisch montiert)
PEM Buildings: Neubau eines Autohauses
Um dem kontinuierlichen Ausbau ihres Leistungsspektrum räumlich gerecht zu werden, ergänzt Mercedes-Partner Brunner & Blum den bestehenden Betrieb um ein Autohaus mit Werkstatt in Weil am Rhein (D). Im Jänner 2017 erhielt PEM Buildings den Auftrag für das Gewerk »Stahlbau, Fassade, Dach und Verglasung«. Auf einer Fläche von 1.783 m² wurden in drei Bauabschnitten eine Werkstatthalle, eine Annahmestelle mit Teilelager und eine Ausstellungs- und Verkaufsfläche erbaut.
Durch die Verwendung der gewichtsoptimierten SIN-Technologie (Stahlträger) konnte ca. 20 % an Stahlgewicht eingespart werden. Im Ausstellungsbereich kam ein Fachwerksträger zum Einsatz und der Dachaufbau wurde als Flachdach/Foliendach ausgeführt. Thomas Ennsberger, Geschäftsführer von PEM Buildings, resümiert: »Mit dem Planungsbüro M. Müller konnten wir eine optimale Hallenlösung für das Autohaus finden und diese auch im vorgegebenen Zeitrahmen umsetzen.« Im Jänner 2019 wurde das neue Gebäude nach zweijähriger Bauzeit in Betrieb genommen.
Projektbeginn: Q1 2017
Projektende: Q4 2018
Verbauter Stahl: 80 to
Unger Stahlbau: Feuerbeschichtungsanlage für thyssenkrupp
Am Standort Dortmund errichtet thyssenkrupp Steel eine neue und hochmoderne Feuerbeschichtungsanlage (FBA10). Die FBA10 wird Stähle für Innenteile und Außenhautwendungen von Fahrzeugen fertigen und auch die hochinnovativen Zink-Magnesium-Produkte anbieten, die durch eine geringe Auflagenstärke material-, kostensparend und nachhaltig zugleich sind. Für thyssenkrupp ist die Anlage ein zentraler Baustein für das Ziel, sich durch Hightech-Produkte im Wettbewerb zu differenzieren.
Mit den Stahlbauarbeiten wurde Unger Stahlbau betraut. Die Beschichtungsanlage umfasst eine Produktionshalle mit ca. 14.000 m², eine Halle für Beschichtungsmaterialien, Werkstätten mit ca. 1.700 m², eine Lagerhalle für Vormaterial und Fertigmaterial mit ca. 11.600 m² und diverse Nebengebäude. Die Produktionshalle, die Lagerhalle sowie die Werkstatt/Zinklager bestehen aus einer Stahlkonstruktion mit einer gedämmten Kassettenwandverkleidung. Die diversen Nebengebäude für Hydraulikanlagen, Chemielager, Aufbereitungen, Schalträume, Transformatoren, Kühlturmanlage usw. bestehen aus einer massiven Ausführung mit gedämmter Trapezblechverkleidung. Die Produktionshalle ist teilweise unterkellert bzw. mit Gruben versehen.
Die fertige Anlage wird eine Länge von rund 350 Metern aufweisen und an der höchsten Stelle etwa 65 Meter messen. Die einzelnen Stahlbauteile wiegen bis zu 30 Tonnen. Insgesamt werden rund 8.000 Tonnen Stahl und 24.000 Kubikmeter Beton verbaut. Darunter sind auch 180 Bohrpfähle, die bis zu elf Meter tief in den Boden reichen. Pro Jahr wird die Anlage rund 600.000 Tonnen feuerverzinkten Stahl herstellen. Die Investitionen belaufen sich auf einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag.
Projektbeginn: Q4 2019
Projektende: 2021
Verbauter Stahl: 8.000 to
Zeman & Co: Innovative Technologie für die ÖBB TS-Werkstätten
Zeman hat für die ÖBB Technische Services GmbH im Zuge der Modernisierung des Standortes der Werkstätten in St. Pölten neue Industriehallen errichtet. Im Zuge des Projekts hat Zeman auch ausfahrbare Dach-Arbeitsbühnen für TS Standorte in ganz Österreich entwickelt. Das macht den Zu- und Abstieg von Servicemitarbeitern bei der Wartung von Waggons durch moderne Mechanik sicherer und einfacher. Dies zeigt, dass die Firma Zeman nicht nur im Stahlbau, sondern auch im Bereich des Maschinenbaus innovative Technologien entwickelt.
Beim Bau der Hallen kam SIN-Technologie zum Einsatz. SIN-Träger sind Stahlträger mit gewelltem Steg, eine Eigenentwicklung von Zeman. Diese Träger haben bei gleicher Belastbarkeit bis zu 20 % weniger Gewicht und somit auch Materialkosten. Doch auch in Bezug auf die Gestaltung bieten gewellte Träger z.B. in Kombination mit Lichtbändern einen zusätzlichen Vorteil. Der Einfall von Tageslicht durchflutet die neuen Hallen mit natürlicher Helligkeit und die gewellte Oberfläche der Träger verleiht dem Raum eine ganz eigene Lebendigkeit. Innerhalb weniger Monate ist die Werkstätte in der niederösterreichischen Landeshauptstadt zu einer modernen Instandhaltungsdrehscheibe ausgebaut und gleichzeitig auch auf künftige Herausforderungen und Technologien vorbereitet worden.
Projektbeginn: August 2018
Projektende: November 2019
Verbauter Stahl: 600 to