Samstag, Dezember 21, 2024
Massive Herausforderungen
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Sowohl der Markt für Mauersteine als auch jener für Betonfertigteile haben sich 2018 entgegen dem Trend eher verhalten entwickelt. Warum die Wachstumsfantasien bei den Herstellern dennoch am Leben sind und wie man sich gleichzeitig auf einen drohenden Konjunkturabschwung vorbereitet, zeigt der Bau & Immobilien Report.

Die Baukonjunktur brummt. Das kommt natürlich auch der Baustoffindustrie zugute, die im abgelaufenen Jahr ein Plus von 4,6 Prozent verzeichnete. Gerade bei den massiven Baustoffen war das Wachstum sehr ungleich verteilt. Während etwa die Transportbetonbranche 2018 laut Branchenradar.com um satte 6,1 Prozent gewachsen ist, kommen die Hersteller für Fertigbetonwände und -decken nur auf ein Wachstum von 1,9 Prozent. Der Markt für Mauersteine war mit einem Minus von 0,2 Prozent sogar leicht rückläufig. Angesichts des generellen Wachstums der österreichischen Bauwirtschaft von laut WIFO 2,9 Prozent eine durchaus überraschende Entwicklung, für Gernot Brandweiner, Geschäftsführer des Verbands der österreichischen Beton- und Fertigteilwerke VÖB, aber erklärbar. »Die Entwicklung zeigt zum einen, dass die Kapazitäten der gesamten Branche nicht mit einem Fingerschnippen zu erhöhen sind. Viele Werke haben ihre Kapazitätsgrenzen erreicht.« Dazu würden fast chaotische Bestellungen die Situation weiter verschärfen. Dabei machen die späten, kurzfristigen Änderungen der Planungen oder falsche Liefertermine sowohl den Lieferanten als auch den Kunden zu schaffen.

Bild oben: »Der Trend geht weg vom Produkt- hin zum Systemlieferanten. Die Montage der Teile ist bei vielen Unternehmen schon zu einem wichtigen Geschäftszweig geworden«, weiß Gernot Brandweiner, Geschäftsführer des Verbands der österreichischen Beton- und Fertigteilwerke VÖB.

Wie ein Damoklesschwert hängen zudem die Engpässe in der Zementindustrie über der Fertigteilbranche. Zwar werden Stammkunden, zu denen die Fertigteilwerke zweifellos gehören, vorrangig beliefert, aber selbst hier gab es in den letzten Monaten den einen oder anderen Engpass. »Wir müssen die Maba Fertigteilindustrie in Wöllersdorf und Gerasdorf jetzt von Kirchdorf aus beliefern, weil es im Osten einfach keine Kapazitäten mehr gibt«, erklärt Matthias Pfützner, Konzernsprecher der Kirchdorfer Gruppe. Neben der Maba waren auch der Betonfertigteil-Spezialist Oberndorfer und die Rohrdorfer Gruppe von Lieferschwierigkeiten betroffen. Aktuell laufen die Produktionslinien der meisten Zementhersteller auf voller Leistung, um weitere Lieferengpässe zu vermeiden. Diese Anstrengungen werden von der Fertigteilbranche durchaus goutiert. »Die Fertigteilwerke haben volles Vertrauen in die Lieferfähigkeit der österreichischen Zementproduzenten«, sagt Brandweiner. In dieses Vertrauen mischt sich aber auch eine Portion Zweckoptimismus, schließlich hätte jede Verzögerung drastische Auswirkungen, die einen Rattenschwanz an Konsequenzen nach sich ziehen würde. »Produktionsausfälle, Lieferausfälle mit den damit verbundenen wirtschaftlichen Nachteilen für alle Beteiligten wären unausweichlich«, so Brandweiner.

Noch schlechter als für die Betonfertigteilbranche ist 2018 für die Produzenten von Mauersteinen gelaufen. Nach einer Steigerung der Herstellererlöse von 6,7 Prozent im Jahr 2016 ist der Markt schon 2017 auf ein Plus von 1,1 Prozent eingebrochen, um 2018 sogar um 0,2 Prozent ins Minus zu drehen. »Ursache für den Wachstumsstopp sind stabile Baubeginne bei Ein- und Zweifamilienhäusern, bei gleichzeitigen Marktanteilsgewinnen des Holz-Riegelbaus«, erklärt Andreas Kreutzer, Geschäftsführer von Branchenradar.com Marktanalyse. Im Objektbau werden hingegen etwas mehr Mauersteine nachgefragt als im Jahr davor. Das wiederum beflügelt die Wachstumsfantasien von Wienerberger-Geschäftsführer Mike Bucher. »Ich bin überzeugt, dass 2019 ein gutes Jahr für die Branche und auch für Wienerberger wird.« Das größte Wachstumspotenzial sieht er im mehrgeschoßigen Wohnbau im urbanen Bereich.

Wachstumsfantasien in Grau und Rot 

Bild oben: »Vier bis fünf Geschoße sind mit Ziegeln kein Problem, trotzdem wird oftmals noch in Beton gebaut. Daran müssen wir weiter konsequent arbeiten«, sieht Wienerberger-Geschäftsführer Mike Bucher großes Potenzial im Objektbau.

»Vier bis fünf Geschoße sind mit Ziegeln kein Problem, trotzdem wird oftmals noch in Beton gebaut. Daran müssen wir weiter konsequent arbeiten«, sagt Bucher. »Mit dem Porotherm W.i Objekt Plan haben wir auch das perfekte Ziegelprodukt für den Bau in die Höhe.« Dieser massive, mit Mineralwolle verfüllte Planziegel kommt ganz ohne Zusatzdämmung aus. Die Lochbilder des Ziegels sind so aufeinander abgestimmt, dass die Längsstege mit dem gleichen Achsabstand angeordnet sind und sich somit decken. Durch diese Stegdeckung ist eine entsprechende Kraftübertragung auch im Übergang zwischen Sockelstein und aufgehender Wand gewährleistet. »Die hohe Mauerwerksdruckspannung schafft ein Höchstmaß an Tragfähigkeit und Statik des Gebäudes, eines der wichtigsten Kriterien im mehrgeschoßigen Hochbau«, so Bucher.

Auch Brandweiner ist für die Zukunft optimistisch. Die größten Wachstumschancen sieht er in einem Wandel des Geschäftsmodells. »Der Trend geht weg vom Produkt- hin zum Systemlieferanten. Die Montage der Teile ist bei vielen Unternehmen schon zu einem wichtigen Geschäftszweig geworden.« Zudem spiele der Facharbeitermangel den Fertigteilherstellern in die Karten, weil die Bedeutung der Vorfertigung weiter steigen wird. »Nach der Industrialisierung der Fertigteilproduktion wird auch der Bau an sich industrieller. Das alles sind Treiber für den Fertigteilbau«, ist Brandweiner überzeugt. 

Das Leben danach

Noch geht es der Konjunktur gut, speziell der Bau boomt weiterhin. Spätestens Mitte, Ende 2020 soll sich das laut vielen Wirtschaftsforschern aber ändern. »Wir blicken positiv in die Zukunft. Aber natürlich ist uns bewusst, dass wir am oberen Ende des Zyklus angelangt sind«, so Mike Bucher.  Für die Zeit danach bemüht man sich schon jetzt aktiv um konkrete Objekte und knüpft Kontakte zu geplanten Bauvorhaben. »Mit unserem neuen siebenköpfigen Objekt-Team sind wir seit knapp einem Jahr intensiv an neuen Projekten dran und sind in engem Austausch mit Investoren, Planern und Architekten«, sieht sich Bucher gerüstet.

Auch die Fertigteilwerke wappnen sich für den Konjunkturabschwung, wann immer der auch kommen mag. »Derzeit wird kräftig in Anlagen und Abläufe investiert«, erklärt Brandweiner. Das hat auch unmittelbare, positive Auswirkungen auf die Baustelle. »Mit dem Aufkommen des selbstverdichtenden Betons sind die meisten Rüttler weggefallen, die Arbeitsplätze wurden deutlich leiser. Oder LED-Lampen machen die Beleuchtung deutlich heller. Oder Großplotter machen die Fertigteile noch genauer.«


Forschung und Entwicklung

Um sich für die Zukunft zu rüsten, erhöhen sowohl die Ziegel- als auch die Betonfertigteilindustrie ihre F&E-Anstrengungen. Im Fokus von Wienerberger steht die laufende Weiterentwicklung von Produkten und die Optimierung der eigenen Werke. Zudem widmet sich der gesamte Konzern stark dem Thema Digitalisierung und experimentiert auch mit dem Einsatz von Robotern. Mit Hadrian X wird in Belgien ein Bau-Roboter getestet, der vollautomatisch Ziegel versetzen kann. »Bis das aber tatsächlich auf Baustellen möglich ist, wird noch einige Zeit vergehen«, zeigt sich Bucher realistisch.

Auch der Verband der österreichischen Beton- und Fertigteilwerke ist aktiv in Sachen F&E. Gemeinsam mit der TU Wien arbeitet man an einem neuen Brückenbausystem mit vorgefertigten Teilen. Mit der Smart Minerals Gmbh kümmert man sich um Fragen der Produktionstechnik. Dazu unterstützt man finanziell und mit Know-how ein Projekt, das sich mit Materialeigenschaften des Betons bei Verwendung von klinkerreduziertem Zement beschäftigt und arbeitet gemeinsam mit dem internationalen Verband BIBM an Kreislaufwirtschaftsprojekten.

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