Die Baupreise steigen kontinuierlich an. Die richtigen Maßnahmen dagegen zu finden, ist schwierig. Einen möglichen Ausweg bietet ein Wiener Unternehmen, das unter anderem auf einfachere Ausschreibungen und einen Einkaufspool setzt und damit bei drei Projekten Preisminderungen von 30 Prozent realisierte.
Die Preissteigerungen für Eigentumswohnungen flachen sich merklich ab, und auch die Mieten können mit der aktuellen Baupreisentwicklung nicht mithalten. Kurzfristige Steigerungen von bis zu 30 Prozent schicken so manches Projekt trotz des herrlichen Frühlingswetters in den Winterschlaf«, erzählt Johann Kaiser, Geschäftsführer Archinoa ZT GmbH. Preistreiber ist neben den gestiegenen Anforderungen durch Normen, Bauordnung und die Ansprüche der Bestandsnehmer nicht zuletzt eine Angebotsverknappung der Generalunternehmen. »Teilweise haben Baufirmen ihre günstigen Subunternehmer aus dem Osten vertrieben, und wenn nicht durch Eigenverschulden, dann sind jedenfalls die Verdienstmöglichkeiten in ihren eigenen Ländern teilweise so gestiegen, dass sie den Weg in den Westen nicht mehr suchen«, sagt Kaiser.
Diese Analyse ist nicht neu, neu hingegen ist die Antwort, die Kaiser auf die Misere hat. Dabei verknüpft er Vergangenheit und Gegenwart und präsentiert als Ergebnis das beste aus mehreren Welten. »Wir besinnen uns wieder auf die Vergabepraxis und Baustellenabwicklung der 80er- und 90er-Jahre und verknüpfen die Vorteile dieser Zeit mit den Erkenntnissen und Entwicklungen der letzten 20 Jahre«, erklärt Kaiser. Mit dieser Herangehensweise konnte Archinoa bei den letzten drei Projekten um 30 Prozent günstiger vergeben. Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen neben einer Vereinfachung des Ausschreibungsverfahrens und eine Erhöhung des Anbieterkreises durch Einzelvergaben und Teil-GU auch die Nutzung eines Einkaufspools, der zu erheblichen Rabatten auf Produkte und Dienstleistungen führt. Versuche von Baufirmen, sich zu einem Zentraleinkauf zusammenzuschließen, hat es zwar in der Vergangenheit bereits gegeben, sind aber an unterschiedlichen Interessen gescheitert. »Lediglich die Marktmacht kann einen Einfluss auf Einkaufspreise haben. Aus diesem Grund stellt das Einkaufspooling eine attraktive Alternative dar, da die daran beteiligten Unternehmen autonom agieren können«, erklärt Kaiser.
Aber natürlich zieht die Aufsplittung von Bauleistungen und deren Koordination unter Einbeziehung eines Einkaufpools rechtliche und versicherungstechnische Fragen nach sich. »Nur die durchgängig richtige Abstimmung von Verträgen auf die darauffolgenden Arbeitsprozesse der Baustellenkoordination und ÖBA sichern den Gesamterfolg eines Bauprojekts«, weiß Kaiser. Ein monatliches Monitoring durch einen Anwalt in der Bauphase soll die Einhaltung aller vertraglichen Vereinbarungen sicherstellen. Zudem will Archinoa in Zukunft auch eine All-Risk-Versicherung anbieten, die auch kleinere Projekte gegen alle Risiken versichert.
Aktuell betreut Archinoa vier Projekte mit einem Vergabevolumen von 65 Mio. Euro. Bis 2020 soll das Gesamtvolumen auf 250 Millionen Euro ansteigen.