Freitag, Juli 05, 2024
Brandschutz der Zukunft
Foto: Thinkstock

Um Flammen im Gebäude keine Chance zu geben, braucht es umfassenden Brandschutz. Dabei werden digitale Lösungen und die Kooperation zwischen den Gewerken immer wichtiger.

Brandauslöser gibt es in Wohnungen und Gebäuden laut TÜV Austria zur Genüge. Wesentlich ist neben dem zunehmenden Anteil an Kunststoffen v.a. die Überelektronisierung. »Was sich in Haushalten als Brandpotenzial findet, ist gigantisch«, betont Martin Swoboda vom TÜV Austria. Elektronik ist nahezu in jedem Gerät enthalten. Statt darauf zu reagieren und den Brandschutz zu verschärfen, wird dieser vom Gesetzgeber zunehmend liberalisiert. Resultat: Dank der neuen Freiheiten entscheiden sich viele Planer aus Kostengründen für unzureichende Brandschutzlösungen. Laut TÜV Austria leben wir heute von den guten Regelungen der letzten Jahre.

Multi statt parallel

Die Lösung im Brandschutz gibt es laut Experten nicht. Vielmehr wird in Richtung Multidetektoren geforscht und entwickelt. Früher existierten Rauch-, Flammen- und Gasmelder parallel. Heute wird das in Multi- oder Mehrkriteriendetektoren kombiniert, um verschiedenste physikalische Größen an jedem Standort aufzunehmen und entsprechend auszuwerten. »Der Fortschritt liegt in der Integration«, betont Helmut Schröer, Geschäftsführer bei Tyco. Verändert haben sich nicht die physikalischen Größen, sondern die Sensibilität und Integration der Sensoren. Tyco-Mehrkriterienmelder sorgen etwa mit Streulicht und Wärmesensoren für eine schnelle und verlässliche Branderkennung und -lokalisierung. Christoph Karl, Leiter Produktmanagement Brandmeldesysteme bei Schrack Seconet: »Im Bereich Sensoren stehen immer die Brandfrüherkennung und die Vermeidung von Täuschungsalarmen im Vordergrund, um größtmögliche Sicherheit zu bieten, aber auch um die Kosten durch Täuschungsalarme zu reduzieren.«

Wie auch in anderen Branchen steht auch im Brandschutz das Thema Digitalisierung im Fokus. Die App Integral Mobile zur Anzeige und Bedienung der Brandmelderzentralen von Schrack Seconet auf mobilen Endgeräten ist bereits in der zweiten Generation verfügbar. Weiters gibt es mit Integral WAN eine weitere IP-basierte Technologie. Damit können bis zu 100.000 Datenpunkte und 254 Brandmelderzentralen auch standortübergreifend miteinander vernetzt werden.« Martin Swoboda nennt weitere digitale Innovationen: Brandmelder melden über das Handy, Brandschutzpläne können ebenso über das Handy aktiviert werden wie Schaltungen. Videokameras erkennen Rauch und Flammen.

Bild oben: Das fundierte Wissen von Schlüsselkräften ist für die Minimierung des Brandrisikos unerlässlich. Dazu veranstaltet TÜV Austria regelmäßig Brandschutztage. Der nächste: 24.10.2018, Salzburg. Anmeldung www.tuv-akademie.at/brandschutztag-2018

So früh als möglich

Einen Brand möglichst zu früh zu erkennen, ist das angestrebte Ziel. Eingesetzt wird Brandfrühesterkennung überall dort, wo die Intelligenz des Gebäudes zusammenläuft, in schwer zugänglichen Räumen, Datenschutzcentern und Rechnerräumen, im Kulturbereich mit einer Dichte an schützenswerten Gütern sowie etwa in Krankenhäusern, wo eine rasche Evakuierung nicht möglich ist. Im Wohnhausbereich ist Brandfrühesterkennung kein Thema, zumal die Systeme sehr aufwendig in der Installation und damit teuer sind. Bei der Brandfrühesterkennung saugen Brandsensoren aus zu überwachenden Räumen Luft ab und prüfen die Luftpartikel. Dazu wird durch das Gebäude ein Rohrsystem gelegt.

Die Luftpartikel zu prüfen ist wesentlich genauer als Melder an der Decke. Intelligente Branderkennung für den Wohnbereich bietet sich z.B. durch smarte Sensoren. »Wir haben ein Studentenheim, wo Freitag und Samstag abend Partys stattfinden. In der Küche entsteht dann eine höhere Dichte an Rauch. Da gab es früher häufig Auslösungen. Die intelligenten Melder erkennen die Peaks, lernen mit und geben zu diesen Zeiten Voralarm statt Feueralarm«, erklärt Schröer. Vom intelligenten Brandmelder berichtet auch Martin Swoboda. Die neue Generation der Brandmelder kann bereits zwischen Zigaretten- und Brandrauch unterscheiden. Nur bei Zigarrenrauch gibt es Nachrüstbedarf.
 

Melden in Bestand und Neubau

Rauchwarnmelder sind aktuell nur im Neubau vorgeschrieben. »Man ist der Meinung, im Bestand passiert nichts. Das ist aber ein Irrglaube«, stellt der TÜV Austria Fachmann fest. Nur in Kärnten muss jedes Gebäude nachgerüstet werden. Der überwiegende Teil der Melder sind batteriebetriebene Geräte. »Wenn auf die Kontrolle des Ladezustandes der Batterie vergessen wird, sind diese Melder nutzlos«, so Helmut Schröer. Tyco bietet daher fix installierte Einrichtungen an, die mit Strom versorgt sind. In Wohnungen werden diese allerdings selten eingesetzt.

Zum Punkt Brandmelder verweist Swoboda auf eine neue technische Richtlinie des Bundesfeuerwehrverbandes, die Anfang April publiziert wird und u.a. die richtige Positionierung des Melders regelt. Kritik übt er im Rahmen des TÜV Austria Brandschutztages an der Erleichterung der Abnahme von Brandmeldeanlagen. Bislang war das akkreditierten Inspektoren vorbehalten, seit 31.1.2018 sind auch technische Büros und Ziviltechniker dazu berechtigt.

Prävention im Kern

Der einfachste Brandschutz liegt in der Verwendung nicht brennbarer Baustoffe, in erster Linie natürlich Ziegel und Beton. Großen Wert auf Brandverhaltensklasse A1 legt man mit Produkten wie Ytong, Silka Kalksandstein oder Multipor Mineraldämmplatten auch bei Xella. In einem eigenen Technologie- und Forschungszentrum nahe Berlin betreibt das Unternehmen dazu Grundlagenforschung und Produktentwicklung.  Aktuell arbeitet Xella an der Entwicklung eines Deckendurchbruchsteins für Brandabschottungen. Weitere Baustoffe mit ausgezeichneter Brandverhaltensklasse sind Steinwolle, Glaswolle A1/A2 (bei Kaschierung), Faserzement: A1, WDVS mit nichtbrennbarem Dämmstoff: A2, WDVS mit brennbarem Dämmstoff: B, HPL (Hochdrucklaminatplatten)-Platten: B, A2 und Verbundgläser: je nach Folie B, A2.

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