2013 hat die Österreichische Bautechnik Vereinigung ein Merkblatt für kooperative Projekt-abwicklung erstellt. Jetzt folgt der theoretischen Abhandlung mit dem Koop Quick-Check ein Tool für die Praxis, das die Kooperationsqualität eines Projekts messbar macht und ein konkretes Handlungsportfolio definiert.
Seit einigen Jahren wird viel über die neue Art der Zusammenarbeit bei Bauprojekten diskutiert. Partnerschaftlicher sollte es werden, wertschätzender im Umgang miteinander, das weit verbreitete Gegen- einem Miteinander weichen, um gemeinsam zum Wohle des Projekts an einem Strang zu ziehen. Für dieses hehre Ziel wurden Leitfäden erarbeitet und ganze Verbände gegründet. Die gut gemeinten Ratschläge verstaubten aber meist in irgendwelchen Schubladen, in der Praxis änderte sich speziell am Verhältnis von Auftraggebern und Auftragnehmern nur wenig, wie eine Studie des Bau & Immobilien Report im Herbst letzten Jahres eindrucksvoll unter Beweis stellte. Vor allem Auftragnehmer empfinden die Zusammenarbeit als »unprofessionell« und »problemorientiert«. Fast 40 Prozent der Auftragnehmer sehen ihre Erwartungen an Auftraggeber nur »selten« erfüllt (siehe Ausgabe 10/2017; S.22).
Zusammenarbeit stärken
Nicht nur das Verhältnis von Auftraggebern und Auftragnehmern, sondern das Miteinander aller Projektbeteiligten verbessern will auch die Österreichische Bautechnik Vereinigung ÖBV. Dafür wurde schon 2009 eine Arbeitsgruppe gegründet, was für die ÖBV ein absolutes Novum bedeutete, beschäftigte man sich doch bis dahin ausschließlich mit technischen Fragen. »Man hat dann aber festgestellt, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen den Projektbeteiligten ist«, erzählt Wolfgang Wiesner, Abteilungsleiter Bauwirtschaft bei der Porr. Deshalb haben sich Auftraggeber, Planer und Bauunternehmen an einen Tisch gesetzt, um einen Ausweg aus der Misere zu finden. Greifbares Ergebnis war 2013 das Merkblatt für kooperative Projektabwicklung, mit dem der wachsenden Komplexität von Projekten, den steigenden Konfliktkosten und den höheren mentalen Belastungen für alle Beteiligten Rechnung getragen werden sollte. Eine der zentralen Erkenntnisse laut Wiesner: »Je größer der Druck ist, der auf die Unternehmen ausgeübt wird, desto geringer die Kooperationsbereitschaft.«
Koop Quick-Check
Ein Merkblatt ist das eine, handfeste Zahlen etwas ganz anderes. Um den Faktor Kooperation besser messbar zu machen, wurden deshalb im letzten Jahr sieben Pilotprojekte bei Asfinag und ÖBB gestartet. Anhand von monatlichen Befragungen wurde der Kooperationsgrad des Projekts analysiert. Anhand der Ergebnisse wurde der sogenannte Koop Quick-Check entwickelt. Dabei handelt es sich um ein Analysetool, das die Qualität der Kooperation in Zukunft viel einfacher und mit weniger Befragungsaufwand möglich machen soll. Mittels Fragebogen werden die wichtigsten Kriterien für eine erfolgreiche Zusammenarbeit abgefragt (siehe Kasten). Das Ergebnis ist ein Dashboard, das mit einem Ampelsystem die größten Problemfelder aufzeigt und ein Handlungsportfolio definiert. Dazu soll es moderierte Start- und Zwischensitzungen geben. »Jede Baustelle hat ihre eigene Soziologie und ihre eigenen Probleme, das können schlechte Pläne oder unerfahrene Mitarbeiter sein. Dieses Tool hilft, die Problemfelder zu identifizieren« ist man bei der ÖBV überzeugt. Zusätzlich sind auch projektübergreifende Halb- und Ganzjahresauswertungen geplant, sodass die Unternehmen eine Analyse all ihrer Baustellen bekommen.
Die Kriterien des Koop-Quick-Checks
- Entscheidungen
- Planungsqualität
- Bauzeitplan
- Konfliktbewusstsein
- Umgang mit Fehlern
- Flexibilität
- Vertrauensgrad
- Informationsfluss
- Interne Zusammenarbeiten
- Übergreifendes Wir-Gefühl
- Wertschätzender Umgang
- Konfliktlösung
Mit einem Fragebogen werden die wichtigsten Kriterien für eine erfolgreiche Zusammenarbeit abgefragt. Das Ergebnis ist ein Dashboard, das mittels Ampelsystem die größten Problemfelder aufzeigt und ein Maßnahmenportfolio definiert.