Viele Unternehmen erwarten durch die fortschreitende Digitalisierung eine Steigerung des Umsatzes. Damit sich diese Erwartungen erfüllen, müssen die Betriebe aber einen Kulturwandel vollziehen und agiler werden. Denn neue Geschäftsmodelle auf Basis der digitalen Möglichkeiten findet man noch selten, aktuell dominieren Effizienzsteigerungen wie eine aktuelle Studie von Horváth & Partners zeigt.
Die Studie »Digital Value 2018 – der Beitrag der Digitalisierung zur Wertschöpfung« von Horváth & Partners zeigt, dass sich die Digitalisierung auf der Umsatzseite nur langsam auszahlt: Erst 52 Prozent der über 200 befragten Unternehmen im deutschsprachigen Raum können erste Umsatzsteigerungen auf die Digitalisierung zurückführen.
Dafür konnten nahezu alle Unternehmen durch digitale Maßnahmen ihre Produktivität steigern beziehungsweise Kosten senken. Am häufigsten gelang dieses typisch betriebswirtschaftliche Ziel branchenübergreifend im Bereich IT, gefolgt von Logistik/Supply Chain, Produktion sowie Vertrieb.
Jedes zweite Unternehmen konnte durch digitale Maßnahmen außerdem seine Produkt- und Servicequalität verbessern. Der größte Vorteil wird darin gesehen, Kundenbedürfnisse besser kennen und erfüllen zu können. Dahinter rangieren Zeitvorteile: schnellere Lieferzeiten und schnellere Fertigungszeiten. Die Digitalisierung leistet damit bereits einen großen Beitrag zur Unternehmenswertschöpfung. Dessen sind sich neun von zehn Entscheidern auch bewusst.
Flexibilität gefragt
Erstaunlich wenig Einfluss hatte die Digitalisierung laut Rainer Zierhofer, Partner bei Horváth & Partners und Leiter des Beratungsbereichs IT Management & Transformation, bisher auf das Produktportfolio der Unternehmen. »Lediglich 37 Prozent geben an, dass sie heute andere Produkte vertreiben als noch vor dem digitalen Wandel.« Für weniger als die Hälfte der Unternehmen haben sich durch den digitalen Wandel neue Zielmärkte, ein neues Erlösmodell oder weitere Kundensegmente aufgetan. Diese Ergebnisse legen laut Zierhofer den Schluss nahe, dass bisherige Umsatzsteigerungen durch die Digitalisierung noch in bescheidenem Ausmaß ausfallen.
»Wenn die Unternehmen ihre Hoffnungen auf relevante Umsatzsteigerungen wahrmachen wollen, müssen sie sich von den Regeln bestehender Geschäftsmodelle gedanklich lösen und völlig neu denken«, ist Zierhofer überzeugt. Dafür sind dem Experten zufolge viele Unternehmen in ihren Strukturen noch nicht flexibel genug, wie auch die Studie zeigt. In jedem dritten Betrieb gibt es zudem Verantwortlichkeitsprobleme. »Wenn die Führungsriege den weiteren Weg in die Digitalisierung klar vorgibt und Veränderung als Chance vermittelt, werden die Unternehmen einen großen Schritt vorankommen«, so Zierhofer.