Wenige Unternehmensnamen sind Teil der Alltagssprache – Kärcher hat es geschafft. »Kärchern« ist heute ein Synonym für Reinigen. Das bekannteste Verfahren ist die Hochdruckreinigung, aber Kärcher bietet mehr. Von Karin Legat, Aachen
»Unsere Erfahrung in der Reinigung reicht von Objekten aus dem ägyptischen Altertum wie den Memnonkolossen über die barocken Kolonnaden in Rom und die neoklassizistische Freiheitsstatue bis zum Mount Rushmore«, erläutert Frank Schad, Leiter des Kultursponsorings von Kärcher, anlässlich der Presseführung im Aachener Dom. Kärcher und Aachener Dom? Das Unternehmen reinigt derzeit im Rahmen eines Modellprojekts mit der deutschen UNESCO-Kommission die Karls- und Hubertuskapelle. Die restauratorische Reinigung soll die 540 Jahre alte Kapelle von steinschädigenden Verschmutzungen befreien. Die Ziele einer restauratorischen Reinigung sind laut Schad sehr unterschiedlich. »Manchmal soll der ursprüngliche Zustand hergestellt werden, wobei erheblicher Substanzverlust in Kauf genommen wird. Vielfach soll aber die Patina erhalten bleiben, damit die historischen Spuren am Objekt abgelesen werden können.« An einem Wirtschaftsgebäude werden die Spuren der Zeit weniger gern gesehen. Das Objekt muss lebendig und jung wirken. Das kann laut Richard Wonka, zuständig für die Zielgruppe Bauwirtschaft bei Kärcher Österreich, bereits durch regelmäßiges Abkärchern der Fassade erreicht werden. »Unterhaltsreinigungen an der Gebäudeaußenseite finden bis auf Fensterreinigung aber selten statt. Wir werden meist erst dann gerufen, wenn das Objekt komplett aufbereitet werden muss«, bedauert er.
Welt des Kärcherns
Die Bauwirtschaft ist ein maßgebender Kärcher-Kunde. Hier gibt es eine Vielzahl an Verschmutzungen – von mineralischen wie Grünspan und Flugrost bis zu organischen wie Algen, Moos und Vogelkot. In Großstädten gesellen sich zähe öl- und rußhaltige Schichten hinzu, die sich aufgrund des starken KFZ-Verkehrs auf Steinoberflächen absetzen. Reinigungen im Gebäudeinnenbereich helfen, die Produktion aufrechtzuerhalten und die optische Korrektheit des Arbeitsplatzes zu sichern, ebenso wie die Gesundheit der Mitarbeiter. »Bis auf die Lasertechnik nutzen wir alle maschinellen Techniken, die der Markt bietet«, informiert Frank Schad. Kärcher-Klassiker im Außenbereich sind Hochdruckgeräte, basierend auf Heiß- und Kaltwasser. Damit lässt sich festsitzender Schmutz wie Farben und Beton rasch beseitigen. Oft wird Hochdruck falsch gedeutet. »Es kann auch mit geringstem Druck gearbeitet werden«, hält Schad fest, der auch am Aachener Dom mit Hochdruckgeräten arbeitet. In der Dampfstufe erlauben Heißwasser-Hochdruckreiniger ein nahezu druckloses Arbeiten. Für die großflächige Fassadenreinigung wird v.a. das Partikelstrahlverfahren eingesetzt, dem häufig Wasser zugegeben wird, um die Staubentwicklung zu vermeiden. Quarzsand als Strahlmittel ist heute europaweit verboten – es gibt rund 2.000 Alternativen. Am häufigsten werden Glaspuder, Basalt-, Kalk-, und Steinmehl sowie Walnussschalen-Granulat eingesetzt. »Die große Kunst besteht darin, das richtige Strahlmittel für den zu bearbeitenden Fassadenstein zu finden«, so Frank Schad. Richard Wonka spricht hier auch den Ausbildungsbereich an. »Die Themen Hochdruck und Strahltechniken sind erst seit Ende 2012 im Bildungsprogramm für Gebäudereinigungsmeister. Wir schulen dazu, haben in der Innung zwei Gebäudereinigungsmeister, die an einem Samstag Theorie und Praxis anbieten – auch zur Arbeit mit Trockeneis.« Bei diesem Verfahren wird verfestigter CO2-Schnee mit Druckluft auf bis zu Schallgeschwindigkeit beschleunigt. Durch die hohe Geschwindigkeit und Temperaturen von minus 79 Grad Celsius gefriert der Schmutz und bekommt Risse. Die Eispellets dringen in die entstandenen Risse ein, sublimieren im mikroskopischen Bereich und sprengen die Verunreinigung ab. Für Staub, Späne und großvolumigen Schmutz bietet Kärcher Sauger und Kehrmaschinen, bei Risikostoffen wie Asbest, Kohle, Nickel, Teer und Schimmel stehen Sicherheitssaugsysteme bereit. Chemische Zusätze können die maschinelle Reinigung ergänzen. Dabei muss laut Wonka speziell auf das heimische Wasserrecht geachtet werden.
Die Herausforderung
Entscheidend bei jeder Reinigung ist der Untergrund. Am einfachsten ist es laut Kärcher, wenn er möglichst glatt und hart ist – Glas ist willkommen. Es wird mit demineralisiertem Wasser, das vollständig von Salzen befreit ist, gereinigt. »Stark strukturierte oder saugende Oberflächen bedürfen einer genauen Abstimmung aller Parameter«, so Wonka. »Sandstein etwa ist sehr komplex.« Bei denkmalgeschützten Objekten, die oft eine Vielzahl an Steinsorten aufweisen, sind umfangreiche Tests und Voruntersuchungen erforderlich. Auch moderne Gebäude sind nicht homogen. Jeder Stein benötigt ein anderes Reinigungsverfahren. »Unser Anwendungstechniker sieht sich das Objekt vor Ort an und empfiehlt eine Reinigungsmethodik.« Vorwiegend kleinere Bauunternehmen, die keinen eigenen Gebäudereinigungsmeister haben, wenden sich oft an Kärcher. »Die Einrüstung der Fassade obliegt dabei dem Dienstleister der Reinigung. Manchmal bezieht er uns auch mit ein, z.B. wenn er mit Hochdruck im 30. Stock reinigen muss«, erzählt Wonka aus der Kärcher-Welt.
Im denkmalgeschützten Bereich übernimmt Kärcher die gesamte Reinigung. In der Bauwirtschaft werden die Geräte und Produkte in der Regel von Baufirmen gekauft und im Rahmen eines internen Flottensystems vergeben.
»Leider werden wir meist erst gerufen, wenn das Objekt komplett aufbereitet werden muss«, bedauert Richard Wonka, zuständig für die Zielgruppe Bauwirtschaft bei Kärcher Österreich.
Kärcher reinigt im Rahmen seines Kultursponsorings in den nächsten beiden Monaten die 540 Jahre alte Karls- und Hubertuskapelle des Aachener Doms.