Letztes Jahr feierte der österreichische Stahlbauverband sein 60-jähriges Bestehen. Heuer beging der österreichische Stahlbautag seinen 30. Geburtstag. Ein Grund zum Feiern. Das (inter)nationale Programm überzeugte Festgäste wie auch die mehr als 200 Teilnehmer.
Stahlbau benötigt eine intakte Bauwirtschaft. Für gute Stimmung sorgte daher gleich zu Beginn des 30. Stahlbautages Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria, mit der Feststellung, dass die Erholung in Europa angekommen ist. »Die Stimmung im Euroraum steigt seit Jänner, vor allem in Spanien und Italien. Auch unser wichtigster Exportpartner Deutschland ist optimistisch unterwegs, ebenso wie die Emerging Markets. Die Industrieproduktion gewinnt gewaltig an Dynamik«, stellte er fest, schränkte aber ein, dass in Österreich dieses Phänomen noch nicht akzeptiert wird. Dennoch ortet er hierzulande einen guten Wirtschaftsstandort, denn Österreich sei »eines der Topländer der Welt«.
Wirtschaftstreiber
Für den Erhalt und die Absicherung dieses guten Wirtschaftsstandortes gilt es, Forschung weiter voranzutreiben und Innovationen auf den Markt zu bringen. Forschung wird vor allem an den drei technischen Universitäten in Österreich betrieben. Josef Fink von der TU Wien berichtete am Stahlbautag von der Forschung am Schotteroberbau in Verbindung mit Brückenstrukturen und Mechanismen der Schubübertragung auf sogenannte Sandwichplatten. Gerhard Lener von der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck stellte ein Projekt zur Ermittlung der Ermüdungsfestigkeiten für Bau- und Maschinenbaustähle unter Berücksichtigung realer Kerbspannungen vor und verwies auf die zahlreichen kostenfreien Softwaretools seines Institutes rund um den Stahlbau. Harald Unterweger von der TU Graz beschrieb schließlich sein Institut als Dienstleister für die Stahlbaupraxis. »Wir sind auch eingebunden in die nationale Normung und arbeiten wesentlich bei der Erstellung und Weiterentwicklung der neuen europäischen Stahlbaunormen mit.« Weitere Forschungsfelder in Graz sind z.B. die Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit von Stahlbauten und das Stabilitätsverhalten von Stäben und Querschnitten aus Stahl. Innovationen gibt es natürlich auch in der Praxis, unter anderem von voestalpine. Hier stand besonders das thermomechanische Walzen im Mittelpunkt: TM-gewalzte Stähle weisen ein feinkörniges Gefüge auf, gute Kaltumformbarkeit, einen sehr geringen Kohlenstoffgehalt, damit eine geringe Kaltrissanfälligkeit beim Schweißen, beste Schneideignung durch geringere Materialdicken, minimale Eigenspannungen sowie eine Gewichtsreduktion um bis zu 70 Prozent.
Werkstoff mit Faszination
Hier wurde als gelebtes Beispiel das Stahlspektakel auf Saadyat Island, einer dem Zentrum Abu Dhabis vorgelagerten Insel, gezeigt. Die seit Sommer 2013 durch Waagner-Biro in Bau befindliche Kuppelkonstruktion der internationalen Dependance des Pariser Louvre, bestehend aus Stahlprofilen mit rund 180 Metern Durchmesser, wird derzeit oben und unten mit einem ornamentalen Muster aus Aluminiumprofilen belegt. 7.850 Sternelemente sorgen für einen fließenden Lichtregen.
Ober- und Unterseite der Kuppel der internationalen Dependance des Pariser Louvre in Abu Dhabi hat Waagner Biro mit ornamentalen Mustern aus Aluminiumprofilen belegt, die eine besondere Lichtqualität erzeugen.
Am 30. Stahlbautag wurde der 0-Test einer Stahl-Prüftätigkeit präsentiert, die künftig in den Projektunterricht von HTLs einbezogen wird.