Mittwoch, Juli 03, 2024

Technik allein ist noch nicht smart. Erst die intelligente Kommunikation zwischen Mensch, Technik und Umwelt bringt einen Mehrwert. So auch beim Smart Campus, der neuen Unternehmenszentrale der Wiener Netze, wo ein intelligentes Feedbacksystem und eine userfreundliche Technologie zu einem bewussteren Umgang der NutzerInnen mit dem gebäudebezogenen Energieverbrauch führen soll.

Können Menschen die Temperatur sowie die Luft- und Lichtqualität in einem Raum nicht selber steuern, so steigt ihre Unzufriedenheit. »Das wissen wir aus fundierten Studien und diese Erkenntnis müssen wir bei der Errichtung neuer Gebäude berücksichtigen«, so Bernhard Herzog, Partner bei M.O.O.CON, dem Beratungsunternehmen, das das Projekt Smart Campus umfassend verantwortet. Moderne Gebäude weisen jedoch eine immer kompliziertere Technologie zur Steuerung der Heizung, Kühlung, Lüftung und Beschattung auf, so dass dies oftmals einer zentralen Steuerung bedarf. »Wir sind davon überzeugt, dass Menschen nicht bewusst Energie verschwenden, sondern dass ihnen bisher das Feedback gefehlt hat, wie das Gebäude auf ihr Verhalten reagiert.«

Um diese Lücke zu schließen, wurde im Rahmen der Planung des Smart Campus ein Forschungsprojekt initiiert, das die Energieeffizienzpotenziale auf Ebene des NutzerInnenverhaltens untersucht und diese erstmalig im Betrieb eines Büroobjektes auch verwerten wird. Auf Basis der Einbindung von 200 MitarbeiterInnen der Wiener Netze wurden zunächst die Wünsche der künftigen NutzerInnen hinsichtlich Steuerung von Heizung, Kühlung, Lüftung, Beschattung und Fensteröffnung eruiert. Daraus wurden Feedback- und Steuerungskonzepte zwischen Nutzer-Innen und Gebäude erarbeitet und im Rahmen einer Befragung aller 1.400 MitarbeiterInnen der Wiener Netze abgesichert. Aus einer darauf folgenden Analyse wurden die Anforderungen an die Technologie definiert, die gerade in Entwicklung ist. Touchscreens in den Büros sollen dabei nicht nur als klassisches Raumbedienungselement fungieren, sondern auch Handlungsempfehlungen anzeigen, so zum Beispiel, ob Fenster oder Rollos geöffnet oder geschlossen werden sollen.

Warum dieses Feedback so wichtig ist, zeigte eine vorher durchgeführte Berechnung auf Basis einer thermischen Gebäudesimulation. Dabei wurde festgestellt, dass der Unterschied zwischen einem »sorglosen« NutzerInnen-verhalten – z.B. Heizen bei zu lange geöffnetem Fenster – und einem »sorgfältigen« Verhalten – Rollos im Sommer rechtzeitig schließen, im Winter nur stoßlüften – gewaltig sein kann: Der gesamte Energieverbrauch war beim »sorglosen« Typ um das Doppelte höher als beim »sorgsamen« Typ. 

Vergleich  Lebenszykluskosten

Um herauszufinden, welche technische Ausstattungsvariante die wirtschaftlichste ist, wurde ein Lebenszykluskostenvergleich durchgeführt, in dem jeder Ausstattungsvariante ein Mix an unterschiedlichen NutzerInnentypen zugeordnet wurde. »Dabei gehen wir davon aus, dass wir bei einem direkten Feedbacksystem mehr sorgsame NutzerInnen als bei einer Ausstattung ohne Feedback haben werden«, so Herzog. Das entwickelte Konzept hat zum Ziel, den jährlichen Energieverbrauch für Heizung, Kühlung und Lüftung um 25 % bis 30 % zu reduzieren, so die derzeitige Erwartung. 

Das Forschungskonzept, an dem der Bauherr, M.O.O.CON und fünf weitere Partner mitwirkten, soll Erkenntnisse liefern, die auch im Rahmen weiterer Projekte leicht implementiert werden können.'


Enormer Unterschied zwischen sorglosem und sorgfältigem Nutzerverhalten. Deshalb liefert der Screen Handlungsempfehlungen.


Das Smart-Campus-Forschungsprojekt untersucht Energieeffizienzpotenziale auf Ebene des Nutzerverhaltens und soll diese auch im Betrieb verwerten. 

 

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