Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report spricht Wolfgang Rigo, Geschäftsführer Huppenkothen, über preisaggressive Händler, Erwartungen, die übertroffen wurden, und die Zurückhaltung der österreichischen Kunden bei neuen Technologien. Zudem kündigt er neue Maschinen an und erklärt, warum die Zukunft elektrisch ist.
Report: 2016 ist ein Bauma-Jahr. Sie waren im Vorfeld hinsichtlich der Kosten-Nutzen-Rechnung der Messe skeptisch, während der Messe selbst dann aber sehr positiv gestimmt. Wie fällt Ihr Fazit mit etwas zeitlichem Abstand aus?
Wolfgang Rigo: Das stimmt: Ich war im Vorfeld wirklich negativ gestimmt, was den konkreten Nutzen eines Bauma-Auftrittes anbelangt. Das hat sich während der Messe tatsächlich ins Positive gekehrt. Wir hatten sehr viele, stark interessierte Besucher und es gab auch ein paar Abschlüsse vor Ort.
Viel wichtiger als die Verkäufe vor Ort waren aber die zahlreichen Besucher, die nicht aus unseren Kernmärkten kamen. Wir setzen sehr stark auf den spanischen Markt und sind aufgrund der vielen spanischen Besucher auch sehr vom Potenzial dieses Marktes überzeugt. Wir hoffen auf ein langsames, aber kontinuierliches Wachstum. Auch aus dem Osten kamen sehr positive Stimmungsberichte. Das alles stimmt mich sehr optimistisch.
Report: Ist ein paar Monate später ein Anstieg der Verkaufszahlen spürbar?
Wolfgang Rigo: Nein, dahingehend haben wir nichts bemerkt. Die Zahlen sind so wie erwartet.
Report: Präsentiert wurde auf der Bauma auch der Elektrobagger TB1140E. Wie ist die Kundenresonanz ausgefallen?
Wolfgang Rigo: Diese Innovation, für die wir gemeinsam mit einem Partner die Suncar HK AG gegründet haben, ist sehr gut angekommen. Das gilt vor allem für ausländische Kunden. Österreich hinkt bei diesem Thema noch etwas hinterher.
Mittlerweile ist aber auch der Minibagger TB216E verfügbar, von dem wir einiges erwarten und auch fünf Stück in unseren Mietpark aufnehmen werden.
Report: Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Trends? Gab es Überraschungen?
Wolfgang Rigo: Große Überraschungen gab es keine. Ein ganz wesentliches Thema sind und werden die fossilen Brennstoffe sein, denn an alternativen Antrieben wird kein Weg vorbeiführen. Die Herausforderung ist, nicht zu früh zu viel zu investieren, sondern dann ein serienreifes Produkt zu haben, wenn die Nachfrage auch tatsächlich gegeben ist.
Report: Wie ist der aktuelle Stand der Entwicklung?
Wolfgang Rigo: Aktuell sind wir in der Entwicklung so weit, dass die Maschinen technisch funktionieren. Beim TB1140E wurden die Langzeittests bereits abgeschlossen, beim TB216E beginnen diese durch die Suncar HK AG jetzt. Unsere Herausforderung derzeit sind die hohen Batteriekosten. Ich gehe aber davon aus, dass sich da, getrieben durch den Elektroauto-Markt, in den nächsten Jahren einiges tun wird und dann auch die Kosten sinken.
Report: Seit einigen Jahren ist ein deutlicher Trend in Richtung kompaktere Maschinen erkennbar. Sie sind ausschließlich im Kompaktmaschinenbereich tätig. Spüren Sie zusätzlichen Rückenwind?
Wolfgang Rigo: Ja, die stärkere Nachfrage war in den letzten drei Jahren deutlich spürbar. Wir konnten sogar am österreichischen Markt, wo wir einen Marktanteil von – je nach Region – 70 bis 75 Prozent haben, die Umsätze steigern.
Report: Wie halten Sie es mit dem Spannungsfeld Marktanteil–Marge? Sind Sie bereit, in einen Preiswettbewerb einzusteigen, um Ihre dominante Stellung am Markt zu behalten?
Wolfgang Rigo: Wir finden einen gesunden Mittelweg. Verlorene Marktanteile zurückzukaufen, ist meistens sehr teuer. Das ist auch nicht unsere Strategie.
Report: Wie würden Sie den Baumaschinenmarkt in Österreich beschreiben? Ist der Wettbewerb noch gesund?
Wolfgang Rigo: Das Problem ist, dass es immer wieder neue Händler gibt, die vor allem in den ersten Jahren sehr preisaggressiv sind. Viele sind dann nach kurzer Zeit wieder weg, hinterlassen jedoch preislich ihre Spuren. Wir haben da aber nie mitgemacht.
Wir arbeiten seit 30 Jahren mit Takeuchi zusammen und bewirtschaften ein Ersatzteillager von mehr als 15 Millionen Euro. Bei uns gibt es auch Ersatzteile für Maschinen, die 15 Jahre alt sind. Das schätzen die Kunden sehr und das ist auch ein maßgeblicher Grund, warum unsere Maschinen einen sehr hohen Wiederverkaufswert erzielen.
Report: Wie wollen Sie Ihre Marktposition langfristig halten?
Wolfgang Rigo: Die Kunden wollen noch mehr und besser betreut werden. Das war und ist auch die Stärke von Huppenkothen. Dennoch müssen wir das noch mehr forcieren, dem Kunden noch mehr Service bieten und ihn bei all den neuen Technologien unterstützen. Das betrifft die Motoren, aber auch die ganze Elektronik. Deshalb bilden wir auch immer mehr Lehrlinge aus. Wir haben heute 27 Lehrlinge, vor fünf Jahren waren es zwölf.
Report: Aktuell ein großes Thema ist die Digitalisierung: Welche Rolle spielt die IT-Unterstützung bzw. Digitalisierung von Baumaschinen bei Huppenkothen?
Wolfgang Rigo: Das ist ein großes Thema. Heute vor allem bei großen Maschinen, über kurz oder lang wird das aber auch im Kompaktbereich Einzug halten.
Report: Welche Lösungen hat Huppenkothen heute schon im Angebot? Woran wird noch geforscht?
Wolfgang Rigo: Wir haben derzeit mit HuppLog ein eigenes System im Angebot. Das kann der Kunde dazukaufen und dann auf alle wesentlichen Daten der Maschine zugreifen. Das soll in Zukunft serienmäßig ab einer gewissen Maschinengröße mitgeliefert werden.
Report: Wie stark werden diese Lösungen aktuell nachgefragt?
Wolfgang Rigo: Die Bauwirtschaft hinkt anderen Branchen immer ein wenig hinterher. Das ist auch in diesem Bereich so. Von den Kunden kommen noch wenig konkrete Wünsche, in der Regel bieten wir den Kunden diese Lösungen aktiv an.
Report: Wie sieht es bei Huppenkothen mit der innerbetrieblichen Digitalisierung aus?
Wolfgang Rigo: Auch da tut sich einiges. Wir haben etwa im Mietbereich vor zwei Jahren auf digitale Lieferscheine umgestellt. Das erleichtert die Arbeit beim Kunden ebenso wie bei uns. Zusätzlich stehen wir vor der Einführung von verkaufsunterstützenden Apps für den Neu- und Gebrauchtmaschinenmarkt.
Report: Was sind die größten Vorteile der Digitalisierung?
Wolfgang Rigo: Kürzere Wege, schnellere Reaktionszeiten und weniger Arbeit im Back-Office. Das heißt, es bleibt mehr Zeit für das Kerngeschäft. Es gab zwar auch Widerstände, aber es ist gelungen, unsere Mannschaft für die Notwendigkeit neuer Technologien zu sensibilisieren. Jetzt wissen alle diese Neuerungen auch zu schätzen.
Report: Es ist immer wieder die Rede davon, dass die Konjunktur jetzt bald anziehen soll. Spüren Sie eine steigende Investitionsbereitschaft der Kunden?
Wolfgang Rigo: Nein, definitiv nicht. Wir hatten im letzten Jahr eine sehr schöne Steigerung im knapp zweistelligen Prozentbereich und rechnen heuer mit einem ähnlichen oder leicht schlechteren Ergebnis wie im Vorjahr.
Report: Mit welchen neuen Maschinen darf man in nächster Zeit rechnen?
Wolfgang Rigo: Im November kommen, wie auf der Bauma angekündigt, 15-Tonnen-Kurzheckmaschinen TB2150R und im Sommer 2017 eine neue Zwei-Tonnen-Maschine.
Report: Wie geht es Ihrem Hauptlieferanten Takeuchi?
Wolfgang Rigo: Takeuchi geht es sehr gut. Vor allem auf dem amerikanischen Markt ist man aktuell sehr erfolgreich. Im letzten Jahr wurden 32 Millionen Euro in eine neue Fertigungslinie investiert. Das bedeutet natürlich auch für uns Planungs- und Zukunftssicherheit. n