2015 ist für die österreichische Zementindustrie nicht schlecht gelaufen. Sowohl Umsatz als auch Produktion konnten um rund vier Prozent gesteigert werden. Den Blick in die Zukunft trübt die Politik. Vor allem mit dem Emissionshandel und der nationalen und europäischen Standortpolitik geht die Branche hart ins Gericht. Zur massiven Kritik gesellen sich aber auch Verbesserungsvorschläge.
Die österreichischen Zementwerke haben im Jahr 2015 eine Steigerung ihrer Produktion um vier Prozent auf 4,6 Millionen Tonnen erzielt. Die Exporte stiegen gegenüber 2014 mit 446.000 Tonnen um fast 15 Prozent. Die Importe verringerten sich auf 832.600 Tonnen Zement um knapp elf Prozent. Auch der Umsatz konnte um 4,3 Prozent auf 388,3 Millionen Euro erhöht werden. Diese positiven Zahlen sind laut Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie VÖZ, vor allem den hoch entwickelten Produkten zu verdanken.
Einheitliche Richtlinie für Ersatzrohstoffe Die Freisetzung von HCB im Kärntner Görtschitztal veranlasste die Zementindustrie zur Erarbeitung eines wissenschaftlich fundierten Leitfadens zum Einsatz zukünftiger Ersatzrohstoffe. Dazu haben die Behörden eine strenge, technische Handlungsanleitung für Sachverständige entwickelt, um den einheitlichen Vollzug in Österreich sicherzustellen. Durch die österreichweite einheitliche Vorgehensweise sollen die Schnittstellenprobleme durch die Zersplitterung von Zuständigkeiten auf Bundes- und Landesebene verbessert werden und eine transparente und offene Kommunikation mit Behörden und Stakeholdern zu zeitnahen Lösungen führen. |
Kritik an der Politik
Dass der Blick nach vorne dennoch nicht ungetrübt ist, liegt vor allem an der Politik. Sowohl mit den europäischen als auch den nationalen Entscheidungsträger gehen Spaun und der VÖZ-Vorsitzende Rudolf Zrost hart ins Gericht. »Die globale Bedeutung Europas als Zementmarkt wurde innerhalb von zehn Jahren marginalisiert«, stellt Zrost fest. Zeichnete Europa im Jahr 2001 noch für 15,6 % der weltweiten Zementproduktion verantwortlich, waren es 2014 nur noch 5,7 %. »Die angekündigte Reindustrialisierung findet leider weder in Europa noch in Österreich statt«, bedauert Zrost. Während auf nationaler Ebene vor allem die hohen Kosten für Arbeit und Energie sowie eine mangelhafte Bildungspolitik kritisiert werden, ist es auf europäischer Ebene vor allem der Emissionshandel, der Zrost und Spaun unrund werden lässt.
»In der aktuellen Form ist der Emissionshandel ein überbürokratisches und wettbewerbsverzerrendes Verwaltungsregime, das den Wirtschaftsstandort massiv gefährdet«, fordert Zrost eine Reform des Emissionshandels 2021–2030. Die Zuteilung müsse auf Basis der aktuellen Produktion erfolgen. Damit soll eine massive Wettbewerbsverzerrung verhindert werden. Die Zuteilung soll laut Zrost ausschließlich im Vergleich mit den besten und modernsten Werken erfolgen. Damit könne auch die von der Zementindustrie seit Jahren geforderte Planungssicherheit eintreten. »Jedes Werk könnte Zertifikatkosten planen, Investitionsentscheidungen treffen und hätte einen hohen Anreiz, vorhandene Benchmarks zu übertreffen«, so Zrost.
Heimische Musterschüler
Schon heute zählen die Werke der österreichischen Zementindustrie zu den modernsten Anlagen Europas. Bereits Ende der 1980er-Jahre wurden Alternativbrennstoffe für den Energiebedarf eingesetzt – heute beträgt der Anteil daran fast 80 Prozent. Beim Ausstoß von NOx konnten die Werte gegenüber 2014 um 11,8 Prozent reduziert werden.
»Wir haben 2009 eine freiwillige Vereinbarung mit dem Umwelt- und Wirtschaftsministerium getroffen und den Behörden zugesagt, alles zu veranlassen, um bis 2013 einen Wert von 390 mg/Nm3 zu erreichen. Mit weiterer Intensivierung der Forschung liegen wir aktuell bei einem Wert von 302 mg/Nm3«, erklärt Spaun. Denn während die Gesamtinvestitionen der Zementindustrie 2015 um 5,7 Prozent gesunken sind, wurde das Investment in den Umweltschutz um fast 25 Prozent erhöht und erreicht damit 2015 einen Anteil von 46,3 Prozent. So wurden etwa zwei neue Forschungsgroßanlagen zur weiteren Senkung von Emissionen gebaut. »Die österreichische Zementindustrie ist im Innovationsbereich damit wieder international führend. Allerdings müssen wir uns bewusst sein, dass eine Nullemission nie möglich sein wird. Aber wir setzen auf intensivste Forschung, um die Emissionswerte so weit wie möglich zu minimieren«, so Spaun.
Emissionshandel: Premiere im Parlament Am 12. Mai kam es im österreichischen Parlament zu einer Premiere: Der Berichterstatter zur Emissionshandelsrichtlinie, Frederick Federley, informierte Nationalrat und Bundesrat über die Reformpläne Brüssels in Sachen Emissionshandel. Federley betonte, man brauche für den Emissionshandel einen faireren Preis, deshalb müsse der Markt straffer organisiert werden. Es sei daher vorgesehen, das System in verschiedene Sektoren zu unterteilen. Nicht mehr alle Industrien sollen kostenlose Papiere erhalten, sondern nur diejenigen, die effizient arbeiten und von Abwanderung betroffen sind (Carbon-Leakage gefährdete Sektoren). Das sollte man in fünf Jahren evaluieren. Einen Preiskorridor hält er erst dann für zweckmäßig, wenn das neue Emissionshandels-System etabliert ist. Darüber hinaus sprach sich der EU-Parlamentarier dafür aus, Umrüstungen zu fördern. Zudem soll es auch neue Regeln für den Modernisierungsfonds geben. |