Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report spricht MAWEV-Präsident Gerhard Egger über Wachstumspotenziale, die Auswirkungen der Bauma auf das Geschäft in Österreich und den fehlenden Willen zur Veränderung.
Report: Wie hat sich der österreichische Markt für Baumaschinen in den letzten Jahren entwickelt? Welche Trends sind erkennbar?
Gerhard Egger: Nach Jahren der Stagnation ist eine leichte Erholung, d.h. geringfügiges Ansteigen der verkauften Baumaschinen erkennbar. Der Trend zu Spezialmaschinen hält weiter an.
Report: In welchen Marktsegmenten sehen Sie das größte Wachstumspotenzial? Wo ist der Plafond erreicht?
Egger: Betrachtet man die Situation im Hochbau, so ist zu erwarten, dass der stark zunehmende Bedarf an Wohnungen durch Zuwanderung eine erhöhte Bautätigkeit auslösen wird. Mit Impulsen der öffentlichen Hand ist aufgrund der angespannten Budgetsituation nicht zu rechnen. Im Bahn-und Tunnelbau fehlen ebenfalls größere Aktivitäten, vielfach auch verhindert durch übertriebene Umweltaktivitäten. Großes Potenzial ist im Bereich erneuerbarer Energie vorhanden, Windräder werden weiter in immer größere Höhen montiert. Langfristiges Planen im Bereich Wasserkraft ist leider nicht erkennbar. Interessante Projekte liegen fertig geplant und genehmigt in der Schublade, werden aufgrund kurzfristiger Erfolgsrechnungen aber nicht gebaut.
»Das Verständnis, warum investiert wird, ist der Schlüssel zu Wachstum und Entwicklung.« |
Report: Wird die Bauma zusätzliche Impulse für den österreichischen Markt bringen oder nur eine zeitliche Verschiebung der Investitionen?
Egger: Die Bauma als weltgrößte Baumaschinenmesse hat entsprechenden Showcharakter. Viele Besucher erfasst ob dieser geballten Energie Ehrfurcht und Schauer. Das Pflegen von Kundenbeziehungen und der Aufbau neuer Kontakte spielen hier eine Hauptrolle, mit zusätzlichen Vertragsabschlüssen ist nicht zu rechnen. Werden die Vorzeichen für Investitionen positiv beurteilt, kann die Bauma einen entscheidenden Anstoß für die Belebung der Baukonjunktur in Österreich bringen.
Report: Mit welcher Marktentwicklung rechnen Sie in den nächsten ein, zwei Jahren in Österreich?
Egger: In unserer Gesellschaft fehlt der Wille zur Veränderung und zur Entscheidung, denn der moderierte Stillstand schafft keine Arbeitsplätze. Daher müssen Politiker mutiger sein! Das Verständnis, warum Entscheidungsträger investieren, ist der Schlüssel zu Wachstum und Entwicklung. Zum Beispiel muss wieder Bewegung in das bestehende Arbeitszeitgesetz kommen, besonders im Dienstleistungsbereich ist die Erweiterung der maximalen Arbeitszeit auf zwölf Stunden notwendig, bei gleichzeitig flexibleren Wochenarbeitszeiten und Durchrechnungszeiträumen. Das große Kapital an hervorragenden Arbeitskräften in der Baumaschinenbranche soll erhalten und weiter ausgebaut werden. Die österreichischen Unternehmen sind sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst, das gilt besonders auch für ältere, erfahrene Mitarbeiter als Träger für Entwicklung und Erfolg. Mit viel Optimismus und politischem Verstand ist ein positiver Aufwärtstrend möglich, der starke unternehmerische Wille sowie motivierte Arbeitskräfte sind bereit.