Sonntag, Dezember 22, 2024

2015 brachte für die heimische Baumaschinenbranche nur eine leichte Erholung. Große Sprünge sind auch 2016 nicht zu erwarten. Die meisten Kunden setzen nach wie vor fast ausschließlich auf Ersatz-investitionen. Dazu gibt es den unverminderten Trend in Richtung Mietgeschäft. Ob ein Megaevent wie die Bauma tatsächlich zusätzliche Impulse bringt, bleibt umstritten.

Wie schon die Jahre zuvor war auch 2015 für die Baumaschinenbranche kein einfaches. Zwar gab es nach Jahren der Stagnation endlich wieder eine leichte Erholung und es konnten geringfügig mehr Baumaschinen verkauft werden, Grund zum Jubeln gibt es aber nicht. Dank der Mawev-Show ist das Jahr zwar gut angelaufen, der Markt hat im Laufe des Jahres aber deutlich nachgelassen.

Die allgemeinen Wirtschaftsdaten lassen auch für 2016 keine großen Sprünge erwarten. Zwar prognostizieren Wifo und IHS für 2016 Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent bzw. 1,5 Prozent und damit deutlich mehr als im abgelaufenen Jahr, in dem die österreichische Wirtschaft gerade einmal um 0,9 Prozent gewachsen ist. Allerdings entwickeln sich die  Investitionen in neue Maschinen schleppender als erwartet. Die Ausrüstungsinvestitionen sollen laut Wifo heuer nur um 2,5 Prozent steigen. »Ein so niedriger Wert bedeutet, dass Firmen nur altes Gerät tauschen und nicht neu investieren«, sagte Wifo-Ökonom Marcus Scheiblecker gegenüber dem Standard. Das gilt natürlich auch für den Bereich der Baumaschinen. »Es gibt bei vielen Firmen Nachholbedarf, aber mit Investitionen ist man nach wie vor sehr vorsichtig«, bestätigt auch Friedrich Mozelt, Vorsitzender der Geschäftsführung von Zeppelin Österreich. Das erklärt auch den anhaltenden Trend zur Miete.

Miete statt Kauf

»Knapp ein Viertel aller Maschinen kommt heute über die Miete in den Markt«, weiß Mozelt. Damit erreicht die Miete Wachstumsraten, die im Verkaufsgeschäft momentan nicht darstellbar sind. »Dass die Miete immer stärker gefragt wird, entspricht sicherlich auch einem branchenübergreifenden Trend, der weggeht vom klassischen Besitzdenken«, ist Christian Chudoba, Geschäftsführer der österreichischen Vertriebsgesellschaft von Wacker Neuson, überzeugt und geht davon aus, dass »die maximale Effizienz eines Industriegutes in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird und damit auch die Miete von Baumaschinen«. Auch Michael Hutterer, Geschäftsführer der Terra Austria GmbH, sieht einen klaren Trend in Richtung Miete, der »auch durch internationale Entwicklungen bestätigt wird«. Die Gründe, warum Kunden zur Mietlösung greifen, sind unterschiedlich. »Sehr oft geht es um kurzfristige Spitzenauslastung oder um Maschinen, die im eigenen Fuhrpark gänzlich fehlen«, erklärt Stefan Jonke, Geschäftsführer von Kohlschein Baumaschinenhandel. Ein Vorteil ist die direkte Abschreibbarkeit der Miete, das wird dann unmittelbar ergebniswirksam. Immer mehr Hersteller und Händler haben unterschiedliche Mietkonzepte im Portfolio. Zeppelin bietet etwa drei verschiedene Mietoptionen an.

»Es gibt die reine Projektmiete, dann die Miete mit anschließendem Kauf ohne fixe Laufzeit sowie mit fixer Laufzeit und garantiertem Restwert«, erklärt Mozelt. Auch Ascendum Baumaschinen hat die Langzeitmiete mit anschließender Kaufoption im Angebot. » Das erfreut sich bei manchen Kunden großer Beliebtheit, da man sich über einen längeren Zeitraum mit Maschine und Kundenbetreuung vertraut machen kann«, sagt Geschäftsführer Thomas Schmitz.  Beim Kompaktmaschinenspezialisten Huppenkothen hat sich das Verhältnis von Verkauf und Miete im letzten Jahr im einstelligen Prozentbereich in Richtung Miete bewegt. »Auffallend ist, dass das Mietgeschäft immer kurzfristiger wird«, ergänzt Huppenkothen-Geschäftsführer Wolfgang Rigo.  

Der zweite große Trend neben der Miete geht in Richtung kompaktere Maschinen. Rund 60 Prozent aller Baumaschinen sind heute kleiner als acht Tonnen Einsatzgewicht. »Was früher ein 8-Tonner gemacht hat, wird heute mit einem 5,-Tonner erledigt. Selbiges gilt für den 15-Tonner, der statt dem 21-Tonner zum Einsatz kommt«, weiß Jonke und liefert auch gleich eine mögliche Erklärung mit. »Das liegt unter anderem daran, dass unsere Kunden für die Regiestunde für einen 15-Tonner auch nicht viel weniger bekommen als für einen 21-Tonner.« Für Christian Chudoba liegt der Grund in der weltweit wachsenden Nachfrage nach Kompaktmaschinen in der zunehmenden Urbanisierung.

»Da braucht es Maschinen, die auf engstem Raum arbeiten können.« Auch Liebherr bestätigt den Trend zur Kompaktklasse und bietet in diesem Segment fünf Radlader, vier Mobilbagger und drei Raupenbagger an. »Kompakte Radlader und Hydraulikbagger aus dem Hause Liebherr sind ideale Helfer auf Baustellen im Straßen-, Tief-, Garten- und Landschaftsbau«, freut sich Liebherr-Geschäftsführer Otto Singer. Für Wolfgang Rigo ist dieser Trend ein klassisches Heimspiel. »Huppenkothen ist seit über 30 Jahren ausschließlich im Kompaktmaschinenbereich tätig. Ständig Umsatzzuwächse in der Miete und im Verkauf bestätigen den anhaltenden Trend zu kompakten Maschinen.« 

Traurige Marge

Probleme bereitet der Branche neben der geringen Investitionsfreude der Unternehmen auch nach wie vor die sehr schlechte Margensituation. Das Überangebot an Maschinen sorgt für einen Verdrängungswettbewerb, der die Margen stark unter Druck setzt. Eine Entlastung der Margen gelingt am ehesten noch über den Aftersales-Bereich, auch wenn der laut Jonke im Vergleich zu anderen Ländern in Österreich noch deutlich unterentwickelt ist. »Prinzipell ist der Fokus noch immer zu sehr auf dem anfänglichen Kaufpreis einer Maschine und nicht auf den tatsächlich anfallenden Kos­ten über die Lebensdauer der Maschine«, so der Kohlschein Geschäftsführer.

Dennoch setzen immer mehr Hersteller auf eine Ausweitung des  Dienstleistungsangebotes. Dazu zählen etwa bei Wacker Neuson neben der Finanzierung, Wartung und Reparatur auch Bereiche wie Telematik oder das Anbieten von Gebrauchtmaschinen.

Ausblick 2016

Gefragt nach den Erwartungen für 2016, zeigen sich die meisten Branchen-Player zurückhaltend. Friedrich Mozelt rechnet nicht mit »großartigen Marktveränderungen«. Auch Otto Singer geht von einer »moderaten Seitwärtsbewegung des Gesamtmarktes« aus,für Michael Hutterer gibt es »keine Bereiche, wo riesige Wachstumschancen für die Branche zu sehen wären«.

Ob eine Weltleitmesse wie die Bauma Impulse auch für den österreichischen Markt bringt, wird heiß diskutiert. Während Otto Singer, Christian Chudoba oder auch Thomas Schmitz sehr wohl von positiven Impulsen für die gesamte Branche und ihr Unternehmen ausgehen, glaubt etwa Stefan Jonke nicht an zusätzliche Impulse aus München. »Da ist für uns und unsere Kunden die Mawev-Show von größerer Bedeutung.« Erfrischend deutlich die Einschätzung von Wolfgang Rigo: »Leider sind keine zusätzlichen Impulse zu erwarten. Die Bauma wie alle anderen Messen auch bringen leider nie, was sie kos­ten. Dieses Geld könnte anderweitig viel besser genutzt werden.«

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