Sonntag, Dezember 22, 2024

Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report spricht Mapei-Geschäftsführer Andreas Wolf über ehrgeizige Ziele, neue Geschäftsbereiche und -modelle und erklärt, warum er vom Bestbieterprinzip nicht viel erwartet.

Report: 2015 lag der Umsatz von Mapei bei rund 50 Millionen Euro, 100 Millionen sollen es laut Vorgabe aus der Zentrale 2020 sein. Wie realistisch ist dieses Ziel und wie wollen Sie es erreichen?

Andreas Wolf: Man muss diese Zahlen objektivieren. Die 50 Millionen beziehen sich auf Mapei, das 100-Millionen-Ziel bezieht sich aber auf die gesamte Gruppe. Dazu zählt auch die Firma Sopro. Gemeinsam liegen wir derzeit schon bei rund 65 Millionen. Die Differenz ist in den nächs­ten Jahren durchaus realistisch.

Wir starten in diesem Jahr mit dem neuen Geschäftsfeld Kunststoffabdichtungssysteme für Flachdächer. Dieser Markt ist in Österreich rund 50 Millionen Euro groß und aktuell gibt es hier nur wenige Anbieter. Dazu haben wir im letzten Jahr zusätzliche Vertriebsmitarbeiter eingestellt, die heuer so richtig durchstarten müssen. Und wir haben neue Vertriebswege etabliert. Wir werden künftig mit unseren Bauchemie-Produkten in den Baustoffhandel gehen, wo wir bislang nicht präsent waren. Und schließlich gehe ich davon aus, dass wir in der Betontechnik die Talsohle erreicht haben und es in den nächsten Jahren deutlich bergauf gehen wird. Das alles wird dazu beitragen, das sehr sportliche Ziel zu erreichen oder sich zumindest stark anzunähern.

Report: Seit letztem Jahr werden von Österreich aus auch die Märkte in Südost- und Osteuropa sowie Deutschland beliefert. Wie entwickeln sich diese Länder?

Wolf: Der Ostmarkt entwickelt sich sehr positiv. Da hat das Wachstum schon beinahe wieder das Niveau wie vor der Krise. Deutschland ist noch ausbaufähig, weil wir da auch durch einen ehemalige Mitarbeiter von Mapei, der sich selbstständig gemacht, einen zusätzlichen Mitbewerber quasi aus dem eigenen Haus haben.

Report: 2015 war für die heimische Bauwirtschaft kein wirklich gutes Jahr. Auch Mapei hat die selbst gesteckten Ziele nicht ganz erreicht. Woran liegt’s aus Ihrer Sicht? 

Wolf:  Das kann ich so nicht bestätigen. Die Mapei Austria GmbH in Nussdorf hatte sogar ein sehr gutes Jahr mit über zehn Prozent Wachstum. Vor allem im Bereich der Tunnel- und Betonsanierung konnten wir sehr stark zulegen. Bei den Beton-Zusatzmitteln haben wir die Ziele nicht erreicht, das ist richtig.

Dass 2015 für die gesamte Bauwirtschaft ein schlechtes war, höre ich immer wieder. Aber dem kann ich wie gesagt nur teilweise zustimmen.

Report: Was erwarten Sie von 2016?

Wolf:  Ich erwarte mir, dass die Saat, die wir etwa in Form von neuen Vertriebsmitarbeitern gesät habe, auch aufgeht. Einen ordentlichen Schub erwarte ich mir auch durch den Start im Flachdachbereich. Da sollten wir deutlich über eine Million Umsatz im ersten Jahr machen. Und auch bei den Zusatzmitteln erwarte ich mir einen ordentlichen Sprung nach vorne.

Report: Wie hoch muss der Umsatz sein, damit Sie von einem erfolgreichen Jahr 2016 sprechen?

Wolf:  Für ein erfolgreiches Jahr sollte der Umsatz bei 53 oder 54 Millionen Euro liegen.

Report: Große Hoffnungen setzen Sie in den Flachdachbereich. Welchen Marktanteil streben Sie mittelfristig an?

Wolf:  In den nächsten drei Jahren möchte ich schon rund zehn Prozent vom Gesamtkuchen haben, in fünf bis acht Jahren sollten 20 Prozent möglich sein.

Report: Wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen für die Branche? 

Wolf:  Lassen Sie es mich positiv formulieren: Ich habe aktuell den Eindruck, dass die Stimmung in der Branche keine schlechte ist. Wir waren erst kürzlich auf der Domotex in Hannover und da war die Stimmung sehr gut. Ich geh davon aus, dass das auch nach Österreich überschwappt. Der einzige oder größte Unsicherheitsfaktor ist die aktuelle politische Lage, Stichwort Flüchtlinge. Die Zusatzkosten, die dadurch auf uns zukommen, konnte ja niemand voraussehen und wurden auch nicht budgetiert. Da wird man irgendwann zu rechnen beginnen und dann besteht die Gefahr, dass der Sparstift etwa bei Maßnahmen angesetzt wird, die nicht unbedingt sein müssen. Und da werden dann sicher Förderprogramme wie etwa die Wohnbauoffensive darunter leiden.

Report: Was erwarten Sie vom Bestbieterprinzip?

Wolf: Wenn es tatsächlich so kommt wie angekündigt, ist es eine gute Sache. Aber ich kann mir das aus heutiger Sicht nicht wirklich vorstellen. Ehrlich gesagt erwarte ich mir nicht sehr viel davon. In den letzten Jahren wurde so viel von Reformen gesprochen und passiert ist im Endeffekt wenig. Deshalb fehlt mir etwas der Glaube, dass es diesmal anders ist.

Report: Unter dem Motto »Green Innovation« setzt Mapei auf nachhaltiges Bauen und kennzeichnet Produkte, die internen Nachhaltigkeitsrichtlinien erfüllen. Welche Rolle spielt »Green Innovation« in Österreich?

Wolf: Eine sehr große. Wir werden in den nächsten Jahren viel Zeit und Geld in diesen Bereich investieren. Wir sind auch sehr stolz darauf, dass wir zwar ein italienisches Familienunternehmen sind, aber einen Großteil der Produkte hier vor Ort produzieren und damit die Transportwege enorm verkürzen können. Damit sorgen wir dafür, dass die Wertschöpfung im Land bleibt.

Report: Sind die Kunden bereit, für diesen »grünen Gedanken« auch mehr zu bezahlen?

Wolf: Lassen Sie es mich so sagen: Die Sensibilität steigt. Vor allem große Kunden verlangen von uns immer öfter Herstellererklärungen, wo unsere Produkte herkommen.

Report: 2015 haben Sie den Mapei Referenz Grand Prix ins Leben gerufen. Welche Überlegungen steckten dahinter?

Wolf: Die Idee kommt aus der Mapei-Welt, in der es seit vielen Jahren einen internen Referenz Grand Prix gibt. Diese haben wir aufgegriffen, da wir hier eine gute Möglichkeit sehen um mit den Kunden zusammen zu arbeiten und gute Referenzen gemeinsam zu bewerben. 

Unsere Kunden profitieren von kostenfreier Werbung ihrer Projekte durch Mapei und namhafte Fachzeitungen aus der jeweiligen Branche und wir freuen uns über schön dokumentierte Referenzen, die wir selbstverständlich auch gut für unsere eigene Kommunikation verwenden können.

Report: Wie zufrieden sind Sie mit der ersten Auflage?

Wolf: 2015 war der Start mit rund 50 Einreichungen. Damit bin ich durchaus zufrieden. Mit den Siegern der sechs Kategorien waren wir dann beim Skirennen in Kitzbühel, was natürlich auch für die Kunden spektakulär war und viel Spaß gemacht hat. Die Neuauflage des Referenz Grand Prix ist bereits ausgeschrieben. Dann wartet auf die Sieger ein Besuch beim Opernball.

Report: Welche Investitionen stehen 2016 an?

Wolf: In Nussdorf starten wir demnächst mit dem Bau einer neuen 1,5 Millionen Euro teuren Halle. In Langenwang haben wir eine zusätzliche Halle angemietet und unser Lager in Brunn am Gebirge wurde erweitert und zu einem 24-Stunden-Abhollager ausgebaut. Dieses Geschäftsmodell der Selbstabholer wird immer stärker, da haben wir schöne Zuwächse. 

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