Donnerstag, Juli 04, 2024

Wenn es um das Bauen und Einrichten geht, so werden in keinem Bundesland mehr Umsätze generiert als in Oberösterreich. Dahinter folgen Niederösterreich und weit abgeschlagen Wien. Zwölf Prozent des Marktvolumens werden aus dem Ausland gesteuert.

Der »Branchenradar« von Kreutzer Fischer & Partner zählt zu den führenden Markt- und Wettbewerbsstudien für den Sektor Bauen & Wohnen in Österreich. Alleine im ersten Halbjahr 2015 wurden 89 einschlägige Warengruppen analysiert. Das damit abgedeckte Umsatzvolumen liegt insgesamt bei über 8,4 Milliarden Euro, davon fallen knapp 7,2 Milliarden Euro alleine auf Baumaterialien.

In einer Sonderauswertung exklusiv für den Bau & Immobilien Report hat Marktforscher Andreas Kreutzer die erhobenen Daten nach Bundesländern ausgewertet. »Allerdings nicht bezogen auf die Marktverteilung, sondern auf die Standorte der Vertriebszentralen der Hersteller«, erklärt Kreutzer.Damit bekomme man ein Bild, von welchem Bundesland aus der Vertrieb gesteuert wird und wo mitunter wichtige strategische Entscheidungen gefällt werden.

12 % des untersuchten Marktvolumens können keinem österreichischen Bundesland zugeordnet werden, weil die diesbezüglichen Produzenten über keine Tochtergesellschaft oder Niederlassung in Österreich verfügen. Die Vertriebssteuerung erfolgt hier zumeist von der ausländischen Zentrale aus, wie etwa bei Ampack oder Kaldewei.  Besonders hoch ist dieses Ausland-Umsatzvolumen in den Segmenten Gebäudetechnik und Werkzeuge mit 21 % Marktanteil sowie Einrichtung mit 27 %. Der Grund für den vergleichsweise hohen Auslandsanteil in beiden Segmenten ist laut Kreutzer nicht zuletzt die konzentrierte Handelsstruktur, die eine eigene Verantwortlichkeit vor Ort nicht zwingend erforderlich macht. In der Gebäudetechnik wird der Großteil des Volumens über die mittlerweile überschaubare Anzahl von Sanitär- und Elektro-Großhändlern distribuiert.  Hingegen wird bei Bauelementen und im Fertigbau praktisch der gesamte Markt von Österreich aus gesteuert.

Ober- und Niederösterreich top

Innerhalb Österreichs hat Oberösterreich klar die Nase vorn. Der Marktanteil im Sektor Bauen & Wohnen liegt 2014 bei 27 %. Auf Platz zwei folgt Niederösterreich mit 21 %, Wien als Nummer drei ist mit
12 % Marktanteil bereits weit abgeschlagen. Die führende Position Oberöster­reichs resultiert laut Kreutzer im Wesentlichen aus der Stellung in zwei Marktsegmenten (siehe auch Interview folgende Seite). Zum einen dominiert das Land den Markt für Bauelemente, also Fenster, Türen und Tore und einschlägiges Zubehör. Im Jahr 2014 liegt der Marktanteil bei 40 %.

So stellt man etwa bei Fenstern mit Internorm, Josko und Actual nicht nur das Führungstrio, sondern bringt mit IPM-Schober und Wick zwei weitere Anbieter unter die ersten acht. Bei Innentüren dominiert man alleine mit Dana und der Herholz-Gruppe mehr als die Hälfte des Marktes. Ähnlich ist es bei Garagen- und Industrietoren. Auch in anderen Bereichen wie Feuerschutztüren, Lichtkuppeln, Sonnenschutz oder vorgehängten hinterlüfteten Fassaden haben die im Bundesland angesiedelten Unternehmen eine bedeutende Marktposition. Und schließlich ist das Land österreichweit führend im Einrichtungssegment. »Der Marktanteil liegt bei 29 %. Bei Küchenmöbeln sind mit DAN, der Nobia-Gruppe und HAKA die drei wichtigsten österreichischen Hersteller im Land beheimatet. Bei Polstermöbeln und Matratzen stellt man mit Sembella, Joka, Sedda und Optimo bedeutende Anbieter, bei Korpusmöbeln u.a. mit Team 7 und Anrei«, erklärt Kreutzer.

Auch die Stärke Niederösterreichs ist vor allem auf zwei Segmente zurückzuführen. In den Bereichen Baustoffen/Bauchemie und Fertigbau ist man mit jeweils 29 % klarer Marktführer in Österreich. Zur Marktführerschaft im Segment Baustoffe/Bauchemie trägt laut Kreutzer etwa die führende Rolle bei Dämmstoffen bei. Hier bringt man mit Austrotherm, Austyrol, Brucha, Isover und Swisspor zwei Hersteller unter die Top 3 und fünf Player unter die Top Ten. Aber auch bei Fassadenputzen stellt man mit Baumit, bei Mauersteinen mit Wienerberger, bei Transportbeton mit der Cemex-Gruppe und bei Boden- und Wandfliesen mit Lasselsberger u.a. den Leader. Bei Dachmaterial für geneigte Dächer kommen mit Bramac und Prefa zwei der Top 5 aus Niederösterreich. Die Marktführerschaft im Fertigbau basiert nicht zuletzt auf der starken Marktposition von ELK, Hartl und Variobau bei Fertigteilhäusern sowie Graf Holztechnik im Holz-Objektbau bzw. MABA bei Fertigbetonteilen.

Wien als Vertriebsstandort hat laut Kreutzer hingegen nur im Segment Gebäudetechnik eine wirkliche Bedeutung. Von den einschlägigen Warengruppen kommt etwas mehr als ein Fünftel des Marktumsatzes (22 %) aus der Bundeshauptstadt. Einen Marktanteil von 8 % errechnet der Branchenradar für Salzburg. Damit ist die Marktbedeutung des Bundeslandes im Sektor Bauen & Wohnen etwas höher als im gesamtwirtschaftlichen Kontext. Der Anteil Salzburgs am Bruttoregionalprodukt (BRP) liegt bei 7 %. Gestützt wird die Performance Salzburgs primär durch Anbieter im Segment Bauelemente, allen voran den Herstellern von Sonnenschutz-Systemen Schlotterer und Warema und den Bauglas-Produzenten Gasperlmair und Pilkington.

Die Nachzügler

Überraschend schwach schneidet indessen die Steiermark ab. Mit einem Marktanteil von 7 % liegt man deutlich unter dem gesamtwirtschaftlichen Referenzwert (BRP-Anteil 13 %). Lediglich im Fertigbau (19 % Anteil) ist die Performance dank Anbietern wie etwa Kohlbacher, Haas, Zenker oder Lieb Bau Weiz laut Kreutzer überdurchschnittlich. Eine vergleichsweise geringe Bedeutung als Vertriebszentralen haben alle anderen Bundesländer, wobei vor allem die Schwäche von Tirol und Vorarlberg, nicht nur im Vergleich zum BRP-Anteil, deutlich ins Auge sticht.


Zur Studie

Untersucht wurden insgesamt 89 Warengruppen. Die  Zuordnung der Erlöse nach Bundesländern, bezogen auf den Standort der fakturierenden österreichischen Vertriebszentrale der Hersteller. Bei ausländischen Produzenten werden Tochtergesellschaften, Niederlassungen oder Generalvertretungen in Österreich als Vertriebszentrale gewertet. Ausländische Anbieter, die Österreich vertriebsmäßig aus einem anderen Land steuern, werden unter Import gezählt.
Datenquelle: Branchenradar Österreich 2015

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