Im Rahmen einer von Fabasoft initiierten Breakout Session in Alpbach diskutierten gestern hochkarätige Vertreter der europäischen Wirtschaft und Politik, wie Europa als IT-Standort gegenüber den USA und Asien ins Hintertreffen geraten konnte und was getan werden muss, um diese wirtschaftsfeindliche Situation überwinden zu können.
Im Vergleich zu den USA und Asien ist Europas digitale Ökonomie merklich abgefallen. Als Gegeninstrumentarium forderte Europa-Parlamentarierin Viviane Reding in Alpbach eine flächendenkende Versorgung mit schnellem Internet, insbesondere für Dienstleistungen wie etwa im Bereich Gesundheit und Bildung. „Packen wir´s an!“, so Reding. „Ungleichheit darf nicht weiter Raum fassen. Jeder Europäer muss sich in der digitalen Welt zu Recht finden können, um von den Vorteilen dieser Technologien zu profitieren. Der Erfolg Europas im 21. Jahrhundert hängt davon ab.“
Auch Robert Madelin, seines Zeichens Senior Innovationsberater bei der Europäischen Kommission, leitet Chancen und Gefahren für die soziale Gerechtigkeit von der Digitalisierung ab. Digitale Werkzeuge seien ein großartiger Ausgleich gesellschaftlicher Unterschiede, da damit die Eigenkompetenz gesteigert und ein besserer Überblick bezüglich Verhalten und Bedürfnisse des Einzelnen und seiner Umwelt gewonnen werden kann. „Kollektives Bewusstsein hilft den lokalen Communities dabei, Probleme zu lösen und Chancen zu ergreifen“, sagte Madelin und hinterfragte gleichzeitig den Grad der digitalen Verbreitung: „Wie können wir sicherstellen, dass jeder Bürger digital eingebunden und die schon bestehende soziale Kluft im Zuge der Digitalisierung nicht noch vertieft wird?“
Fakt ist: Die Digitalisierung wird von den U.S.A. beherrscht. Aber wie konnten die U.S.A. seit den 1990er Jahren die digitale Führung übernehmen? Dazu Yvonne Hofstetter, IT-Unternehmerin und Autorin des Buches „Sie wissen alles. Wie intelligente Maschinen in unser Leben eindringen und warum wir für unsere Freiheit kämpfen müssen“: „Die Antwort gibt uns die amerikanische Regierung selbst: Die U.S.A. wollen ihre militärische und technologische Überlegenheit sichern. Dazu gehören die Elitenförderung und astronomische Investitionen in digitale Technologien. Europa muss seinen eigenen Weg in die digitale Ära finden, den Weg, der die europäischen Standards von Menschenwürde und sozialer Marktwirtschaft auch in der digitalen Zukunft wahrt.“
„Digitale Unternehmen fordern mit ihren datenbasierten, hochskalierbaren Geschäftsmodellen Europas etablierte Anbieter heraus – und das quer durch alle Branchen“, so Harald Schöning, Sprecher des deutschen Software-Clusters und Forschungschef der Software AG“. „Europa kann seine digitale Souveränität nur dann wahren, wenn es gelingt, den Digitalen Binnenmarkt, einen innovationsfreundlichen Datenschutz sowie eine länder- und branchenübergreifende Cluster-Politik zu etablieren! Wirtschaft und Politik stehen hier gemeinsam in der Verantwortung“.
IT-Eliten ebnen den Weg in die Zukunft
Ganz ähnlich sieht dies Helmut Fallmann, Co-Vorstand der Fabasoft AG, der in der sozialen und industriellen Ungleichheit ein Versagen der europäischen Digitalpolitik erkennt. „Gleichheit entsteht durch IT-Eliten, die unserer Gesellschaft den Weg in die Zukunft ebnen. Ich rege die Bildung einer europäischen IT-Stiftung an, um IT-Intelligenz in Europa aufzubauen und marktfähige Zukunftslösungen zu entwickeln“, so Helmut Fallmanns Vision. „Mit dieser Herangehensweise soll eine europäische Wertschöpfungskette begründet werden, die nicht sofort von globalen Investoren strategisch weggekauft werden kann.“
Fabasoft ist Generalpartner des Europäischen Forum Alpbach 2015.