Kinder zum Programmieren zu bringen, war die Idee hinter Raspberry Pi. Der Erfolg war enorm und brachte weitere Boards, wie
Hummingboard der Banana Pi.
»Wir dachten, dass wir maximal 1.000 Stück verkaufen«, gesteht Eben Upton, einer der Designer des Raspberry Pi. Aber verkaufen war gar nicht das Ziel. Die Computerspezialisten der britischen Universität Cambridge fürchteten schlicht um ihren Nachwuchs. Studienanfänger mit Programmiererfahrung wurden rar und so dachten sich die Lehrer, man müsse bei den Kindern anfangen und ihnen die Liebe zum Selbermachen einhauchen. Nicht nur Apps runterladen und Programme installieren, sondern tatsächlich mithilfe einer Maschine Abläufe und Dinge steuern zu können. Im Mai 2011, wenige Tage vor der Auslieferung der ersten Raspberrys, besuchten Upton und seine Kollegen eine Schule, um das Gerät Kindern vorzustellen. »Wir haben uns vorher gar nicht getraut, weil wir Angst hatten, die Kids können damit gar nichts anfangen. Aber sie waren total verrückt danach.«
Millionenauflage
Aus der geplanten Miniauflage wurde ein Renner. Mittlerweile sind mehr als drei Millionen Raspberry Pis verkauft und die Gründer hätten sich in ihren wildesten Träumen niemals ausgemalt, dass ein derartiger Hype entsteht und dass er solange anhält. Dabei schaut der rund 35 Euro teure Raspberry tatsächlich nicht nach einem Gassenhauer aus. Es ist ein nacktes Board mit vier USB-Anschlüssen, einem HDMI-Auslass, Video- und Audioanschlüssen, einem Stromanschluss, einem SD-Karten- Slot, bescheidenen 512 MB Hauptspeicher beim Model B+ und einem gemächlichen 700-MHz-Prozessor. Kein Keyboard, keine Maus, kein Bildschirm. Der Pi ist reduziert auf das Wesentliche.
Neues Leben
»Wir haben nie gesagt, jetzt bauen wir einen Computer«, sagt Upton. Es ist auch keiner, es verliert jeden Vergleich mit einem Laptop und eigentlich auch einem Handheld. Aber es ist ein vielseitiger Winzling, mit dem sich Roboter, ja sogar Drohnen steuern lassen. Geeks bauen ihre ferngesteuerten Funkmobile damit, zwei Freaks haben jetzt sogar einen automatischen Cocktailmixer gebaut, dessen Hirn der Raspberry ist.
Vintage-Spielkonsolen à la Raspberry erwecken »Super Mario« wieder zum Leben und die Stiftung, die das Gerät in die Welt gesetzt hat, investiert das gewonnene Vermögen in die Ausbildung der nächsten Generation von IT-Spezialisten, die dann vielleicht wieder eine Nische entdecken, von der keiner weiß, dass es sie gibt.
Der Erfolg von Raspberry hat einen Reihe anderer Anbieter inspiriert. Die israelische Solidrun (Solidrun.com) zum Beispiel hat mit dem Hummingboard ein Gerät auf den Markt gebracht, das den Raspberry in puncto Hardware-Ausstattung hinter sich lässt. Der Prozessor ist schneller – 1GHz und Dual Core –, der Einbau eines GSM-Moduls möglich, ein Platzhalter für eine SIM-Karte vorgesehen. Softwareseitig setzt Hummingboard stark auf Android, während Raspberry mit einer Reihe von Debian-Linux Derivaten läuft, aber besonders mit der optimierten Debian-Variante Raspbian seine Stärke entfaltet. Weil das Betriebssystem feingetunt ist, holt es aus dem schwächeren Pi mehr heraus.
Das Hummingboard hingegen wird mit Android zur richtigen Spaßbremse und die Fehlermeldung, dass die Applikation nicht geladen werden konnte, ist ständiger Begleiter. Android für Hummingboard birgt noch ein weiteres Problem: Es bringt den Nutzer unweigerlich dazu, die Performance mit jener auf einem Handy oder einem Tabloid zu vergleichen – und da schaut das nackte Board schlicht alt aus.
Freilich bietet Hummingboard mit Debian Jessi auch eine Linux-Variante als Betriebssystem an. Das ist die bessere Variante, aber auch hier bedarf es sichtlich der Feinabstimmung.
Pi aus China
Das stärkste Board unter den Raspberry-Epigonen liefert Banana Pi, das Produkt des chinesischen Herstellers Lemaker Team. 1 GB Ethernet, eingebautes Mikrofon, Infrarotschnittstelle für Fernbedienungen, und 1 GB DDR3 RAM. Dazu ein schmucker Dual-Core-Prozessor mit 1 GHz Taktfrequenz und das angenehme Extra einer Sata-Schnittstelle. Das macht den Banana Pi zu einem sehr attraktiven Herausforderer.
Über die Plattform lemaker.org werden eine Reihe von Betriebssystemen für den Banana Pi angeboten. »LUbuntu«, die leichtgewichtige Variante des beliebten Betriebssystems des südafrikanischen Millionärs Mark Shuttleworth, steht ebenso zur Auswahl wie Fedora, OpenSuse und das speziell auf das Gerät optimierte Bananian. Auch einen adaptierte Variante von Raspbian kann heruntergeladen werden.
Fazit
Was Banana Pi noch fehlt, ist die breite Fangemeinde und die gemeinsame Inspiration der Raspberrys. Sie wollten Kinder zum Programmieren bringen und der Branche zu Nachwuchs verhelfen – und haben eine Bewegung ausgelöst.