Im Angebot und der Nutzung von E-Government-Lösungen liegt Österreich voran. Einziges Manko: Vielen ist nicht bekannt, welche digitalen Behördenwege überhaupt verfügbar sind. Und: CSC warnt vor falschen Spargedanken in der Verwaltung.
In einer aktuellen Studie zur E-Government-Nutzung in den Ländern Österreich, Schweiz, Deutschland und Schweden kann die heimische Verwaltung neuerlich einen Spitzenplatz ergattern. Der deutsche Verein Initiative D21 befragte gemeinsam mit dem Institute for public information management an der TU München (ipima) insgesamt 4.000 Nutzerinnen und Nutzer. Präsentiert wurde die Untersuchung Ende September in Wien, gemeinsam mit den Partnern CSC und der Plattform Digitales Österreich. Die Studie wurde zum bereits fünften Mal durchgeführt.
Österreich liegt mit 72 % Nutzern von E-Government-Services weiterhin an der Spitze der untersuchten Länder. Ein Jahr zuvor waren es noch 65 %. Auch die Zufriedenheit mit den vorhandenen Angeboten ist in Österreich unverändert groß: 63 % schätzen die Services ihrer Behörden. Lediglich die Schweizer Bürger wähnen sich mit einem Spitzenwert von 87 % der Befragten deutlich zufriedener. Gleichzeitig geben 81 % in Österreich an, Onlineangebote nicht intensiver zu nutzen, da viele Services unbekannt seien. An zweiter Stelle der Nutzungsbarrieren werden Bedenken zu Datenschutz und Datensicherheit genannt, so die Ergebnisse des „E-Government-Monitor 2014“. Im Länderuntschied legen übrigens eher Deutsche und Österreicher Wert auf das Thema Datenschutz. In der Schweiz und in Schweden dominiert dagegen der Wunsch nach einem bequemen Zugang zu den Diensten.
Christian Rupp, Sprecher der Plattform Digitales Österreich, ist mit den Ergebnissen zufrieden. „Lösungen aus Österreich sind seit 2006 beispielhaft für E-Government in der EU. Diese starke Positionierung hilft auch der heimischen Wirtschaft beim Export ihrer Produkte.“ Laut Rupp verfügen derzeit knapp 400.000 Österreicherinnen und Österreicher über eine Handysignatur. Rund 100.000 nutzen die Authentifizierungsfunktion (Bürgerkarte) in Plastikkartenform, allen voran Berufsgruppen wie Rechtsanwälte und Notare. Im privaten Bereich wird die Bürgerkarte vor allem für den Einstieg im Portal FinanzOnline sowie für den Zugang zu den Sozialversicherungsdaten genutzt.
Auch im bundesweiten Open-Government-Data-Portal (data.gv.at) sieht der Sprecher großes Potenzial: „Open Government Data sind eine Chance für Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft, gemeinsam einen Mehrwert aus nicht personenbezogenen Daten zu erzielen“, so Rupp. Ein gutes Beispiel davor sei das Rechtsinformationssystem RIS, das zu 100 % auf OGD beruht.
"Nicht an der IT sparen"
Trotz grundsätzlich positiven Tendenzen in Sachen E-Government in Europa warnt Studienpartner Philipp Müller, Director Public Affairs CSC, vor falsch verstandenem Sparwillen in der Verwaltung. „Man hat noch nicht voll erkannt, dass IT ein Mittel ist, an dem man nicht sparen sollte, sondern mit dem man vielmehr einsparen kann“, spielt Müller auf Kürzungen europäischer Regierungen bei IT-Budgets an. Nötig dazu sei allerdings ein „radikaler Wechsel“ in den Prozessabläufen der Verwaltung. Die Organisationen müssten sich quasi „selbst umstrukturieren“. Auch sei das Management von Nutzerkonten und Authentifizierungen mittlerweile „nicht mehr territorial begründbar“ – bereichsübergreifende Lösungen sind künftig gefragt.
CSC hat zuletzt einem Baumkataster für die Stadt Wien ein Beispiel für moderne Verwaltungsprozesse geliefert. Die Anwendung wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Wirtschaftspreis eAward. Aktuell sind weitere Projekte mit Behörden auf Schiene, verrät Österreichsprecher Marcel Haar. Spruchreif werden die Arbeiten in den nächsten Monaten.
Quelle: E-Government-Monitor 2014