Freitag, Februar 07, 2025

Angesichts zunehmender Komplexität sowohl in der IT wie in Organisationen erfreut sich Modellierung großen Interesses, da Modelle die Komplexität reduzieren. Die Vielfalt an Ansätzen und Methoden erschwert allerdings die einfache Einführung, auch müssen sich Menschen an das Denken in Modellen erst gewöhnen.

Von Rüdiger Maier

Die seit 1998 stattfindende Tagung "Modellierung" fand vom 19. bis 21. März 2014 an der Fakultät für Informatik der Universität Wien statt. Sie wird vom Querschnittsfachausschuss Modellierung der Gesellschaft für Informatik im zweijährigen Rhythmus organisiert und verzeichnete heuer mit 165 Teilnehmern wachsendes Interesse. Das zweitägige wissenschaftliche Programm ist besonders auch als Forum für eher jüngere WissenschaftlerInnen gedacht, die hier Erfahrungen in der Aufbereitung und Präsentation ihrer Forschungsarbeiten sammeln können. Heuer wurden aus 57 Einreichungen die besten 22 Beiträge ausgewählt, die eine breite Palette von Themen in den Bereichen Modellierungssprachen, -methoden und –ansätze, Prozessmanagement sowie Modellierung im Software- und System-Engineering behandelten. Abgerundet wird das Programm durch Workshops, Tutorien, eine Praxisforum und ein Doktorandenforum.

Menschen modellieren immer
Univ.-Prof. Heinrich C. Mayr vom Institut für Angewandte Informatik der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt bewegt sich seit 40 Jahren in der Modellierungs-Community und verwies ins einem Vortrag darauf, dass Menschen in vielen Bereichen modellieren, ohne das sie es so nennen. Auch die Erstellung von Software sei immer Modellierung, auch wenn keine entsprechenden Methoden zum Einsatz kommen. Allerdings modellierten Menschen bewusst offenbar eher widerwillig, was etwa in Klagenfurt dazu geführt hat, dass die Modellierung derzeit nur als Wahlfach geführt wird. In weiten Bereichen der Technik, insbesondere auch bei lebenskritischen Systemen, ist die Modellierung allerdings inzwischen eine verpflichtende Bedingung.

Beschränkung auf das Wesentliche
Mayr betonte auch die verwirrende Vielfalt an Methoden, Definitionen und Werkzeugen, die einen Einstieg in die Modellierung nicht erleichtern. In Bezug auf die heute dominierende Sprache für die Software-Modellierung, die Unified Modeling Language (UML), merkte er an, dass die für die Entwicklung zuständige Object Management Group (OMG) die UML nicht zu stark ausweiten solle. „Man sollte die Standardisierung nicht übertreiben. Auch die UML wird nämlich immer schwerer verständlich, was aber letztlich die Nützlichkeit für die Praxis einschränkt. Komplexe Modelle sind dann nämlich nicht mehr zu verstehen.“ An seinem Institut würde man sich auf Modellierungssprachen konzentrieren, die am jeweiligen Modellierungsziel orientiert sind. Für diese Sprachen könnte man mit Tool-Generatoren auch kleine Entwicklungswerkzeuge selbst bauen. Die Entwicklung und Pflege eigener, umfassender Entwicklungs-Werkzeuge an wissenschaftlichen Instituten sei heute nicht mehr sinnvoll. Allerdings vermisst Mayr auch bei den kommerziell verfügbaren Werkzeugen eine wirkliche Durchgängigkeit.

Wirtschaftliche Betrachtung der Modellierung verstärken
„Für die Praxis ist es von entscheidender Bedeutung, die wirtschaftliche Betrachtung der Modellierung zu verstärken“, so Mayr. Das sei bisher viel zu wenig geschehen und dabei würde man wohl feststellen, dass eine Beschränkung auf das Notwendige und nicht auf das Mögliche vorzuziehen sei. Viele der Absolventen des Instituts arbeiten nach ihrem Studium in kleineren und mittleren Softwarehäusern und setzen dort oft mehr auf agile Methoden als auf die Modellierung. Um dieser „Modellierungs-Abstinenz“ Einhalt zu gebieten, habe man kürzlich einen zweijährigen Lehrgang besonders für Mitarbeiter aus Softwareunternehmen gestartet, bei dem die Modellierung einen prominenten Platz einnimmt.

In etlichen der wissenschaftlichen Vorträge wurden die Thesen von Mayr untermauert. So sollte der Zugang zur Modellierung pragmatisch und mit geringen Hürden versehen sein, die Modellierungssprachen müssten sich mehr an die menschliche Sprache angleichen. Da Modelle gerne auch zur Kommunikation komplexer Inhalte und Anforderungen verwendet werden, sollten alle Beteiligten auch die im Modell verwendeten Abstraktionen leicht verstehen können. Modelle könnten nicht zuletzt auch wirtschaftliche Entscheidungen in Unternehmen erleichtern, wenn entsprechende Entscheidungstheorien Eingang finden.

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