Nach finanziellen Turbulenzen und dem Einstieg der ehemaligen Quanmax ist es um S&T ruhiger geworden. CFO Richard Neuwirth sieht den IT-Dienstleister wieder stabil.
Report: Herr Neuwirth, wie geht es S&T heute?
Richard Neuwirth: Sehr gut, denn operativ konnten wir in der neuen Konstellation bereits 2012 mit 340 Mio. Euro Umsatz und 10 Mio. Reingewinn beziehungsweise einem sehr guten Ergebnis aufwarten. Wohlverdient, denn natürlich gab es einige Baustellen aus der Vergangenheit zu beseitigen. Auch drückte die schlechte Wirtschaftssituation in einigen osteuropäischen Ländern, etwa in Slowenien, auf die Ergebnisse. Und gerade bei unseren vielen Auftraggebern im öffentlichen Bereich ist das laufende Geschäft ja stark von konjunkturellen Schwankungen abhängig. Schließlich dauerte auch die Fusion mit dem Quanmax-Konzern mit all den rechtlichen und organisatorischen Änderungen einige Quartale. Wichtig ist: Wachstum um jeden Preis ist nicht mehr das Ziel, sondern die Steigerung der Profitabilität und des Cashflows. Für 2013 haben wir uns deshalb nur ein leichtes Umsatzwachstum auf rund 350 Mio. Euro, wohl aber eine Steigerung der Profitabilität um gut 20 % auf 12 Mio. Euro Gewinn vorgenommen und liegen hier im Plan. Mit einer Eigenkapitalquote von 34 % und damit sehr solider Finanzierung befinden wir uns jedenfalls in einer guten Position. Ein an der Frankfurter Börse begebener Bond war binnen kürzester Zeit überzeichnet – nicht zuletzt damit wurde eine gewisse Unabhängigkeit von den Banken erreicht.
Report: Ist S&T immer noch breit in Zentral- und Osteuropa aufgestellt?
Neuwirth: Ja, der klare Fokus der S&T-Gruppe ist neben der Forcierung eigener Technologien das internationale Geschäft. Wir sind nach wie vor mit über 70 Niederlassungen in 19 Ländern präsent – und somit in allen Ländern in Osteuropa, ausgenommen die Türkei. Ich denke, es gibt immer noch kein vergleichbares Unternehmen mit einer solch starken Präsenz in der Region. Das behaupten zwar einige von sich, schauen Sie aber einmal an, wie es dort mit dem Geschäft außerhalb der Hauptstädte aussieht. Das schaffen die meisten gar nicht. Österreich ist weiterhin das größte Land in der Gruppe. Die Nummer zwei in Umsätzen war früher Slowenien, ist heute aber Polen, dahinter folgt Kroatien.
Report: Wie ist Ihr Portfolio für den Markt gerüstet?
Neuwirth: Wir besetzen unterschiedliche Segmente: Da ist zunächst die Herstellung von IT-Produkten, die aus unserer Geschichte mit Quanmax und Marken wie chilliGREEN kommt. Dann setzten wir auf Appliances und Applications – es ist unser Segment mit der derzeit besten Profitabilität und dem höchsten Wachstum. Hier werden sich noch viele Möglichkeiten etwa rund um das Thema Cloud Security eröffnen. Erweiterungen um Innovationen und neue Technologie sollen durch Akquisitionen oder auch über unser Forschungszentrum in Hagenberg passieren. Ziel ist es, diese eigenen Technologien mit der bekannten Servicekompetenz der S&T zu kombinieren. So zum Beispiel im Bereich Mobility, der ausgebaut wird. Im April haben wir die österreichische Firma amit übernommen. Sie beschäftigt sich mit einer Middleware, die unterschiedliche Datenbank- oder Enterprise-Ressource-Planning-Systeme verbinden kann, um Daten mit mobilen Endgeräten effizient und sicher zu synchronisieren. amit entwickelt zudem Mobile Business Applications. Ein großes Projekt wurde für die ÖBB umgesetzt. Dort arbeiten Zugführer mit digitalen Fahrdienstplänen auf Tablets. Ein einzelner Fahrdienstplan, der auch permanent etwa um Baustelleninformationen aktualisiert wird, hat eine enorme Größe von 8 GB. Die Herausforderung dabei ist es, eine zuverlässige Synchronisation zu ermöglichen – auch dann, wenn auf der Strecke einmal nicht die beste Datenverbindung herrscht. Im Mobility-Bereich wollen wir nun die gleiche Strategie über unsere Tochtergesellschaften in Osteuropa ausrollen und unser Know-how zur Verfügung stellen.
Report: Wie hat sich zuletzt Ihre Mitarbeiterzahl in Österreich entwickelt?
Neuwirth: Aktuell stehen wir bei 220 Mitarbeitern in Österreich. Vor der Umstrukturierung waren es 340. Der Hintergrund: Es wurden insgesamt vier Gesellschaften schrittweise verschmolzen, und heute ist vor allem unser Hauptquartier schlank organisiert. Weitgehend auch in der Mitarbeiterzahl gleich geblieben sind unsere Standorte Wien und Linz, Salzburg, Innsbruck, Graz und Lenzing. Es gibt Service-Spots in Spittal an der Drau und in Götzis, um auch Kärnten und Vorarlberg rasch versorgen zu können.
Über S&T
Mit 1.520 Mitarbeitern und Niederlassungen in 19 Ländern eines der größten Systemhäuser in Zentral- und Osteuropa, betreut S&T große und mittelgroße Unternehmen bei allen Herausforderungen im IT-Bereich. Das Portfolio umfasst unter anderem Beratung sowie die Entwicklung und Implementierung von individuellen Lösungen.