Gleich einem Chamäleon, dem Maskottchen im Logo des Linux-Spezialisten, hat sich das deutsche Unternehmen SUSE in den letzten Jahren gewandelt – oder, vielmehr, seine Eigentümer.
1992 gegründet, wurde das Open-Source-Haus im Jahr 2004 von Novell übernommen. Der neue Eigentümer wiederum landete 2011 im Pool des US-Softwareanbieters The Attachemate Group. Die Linux-Jünger sind dabei stets eigenständig geblieben und wurden auch von Atachemate in ein eigenständiges Unternehmen ausgegliedert. Das grüne, wandlungsfähige Tier steht nun für ein weltweit operierendes Unternehmen, das spätestens an Bord von Novell auch am US-Markt erfolgreich Fuß gefasst hat. Im Business-Bereich matcht man sich mit dem Branchenprimus Red Hat, der weltweit, außerhalb Deutschlands, in den meisten Geschäftsbereichen die Nase vorne hat.
Für Michael Jores, Regional Director Central Europe, scheint der Wettkampf um die Unternehmenskundschaft dennoch bereits zugunsten SUSE entschieden. „Wir kommen anders als Red Hat direkt aus dem Geschäftskundensegment, und haben uns nie auf etwas anderes konzentriert“, erklärt der Manager. Auch bei SUSE Linux sind freilich Arbeitsplatzlösungen erhältlich, ihre größte Stärke spielen die Deutschen aber klar im Backend der IT-Systeme aus. Microsoft selbst ist einer der größer Reseller der Linux-Enterprise-Lösungen, um die heterogenen Serverumgebungen bei den Kunden bedienen zu können. Der Business-Software-Hersteller SAP entwickelt wiederum seit jeher auf SUSE Linux. Für die leistungsfähige Big-Data-Umgebung HANA ist das Betriebssystem überhaupt exklusiv im Einsatz. „Wer sich heute mit HANA beschäftigt, hat auch Linux an Bord“, bringt Jores eine der Eintrittsschwellen in die IT-Landschaften in Unternehmen auf den Punkt. Dies geschieht auch zum Wohle der IT-Kosten, bekräftigt er. In der SAP-Welt wird in „SAPS“ gerechnet, einer Leistungseinheit, die angibt, wieviele Anfragen ein System innerhalb eines Zeitraums verarbeiten kann. Mit Linux als Betriebsumgebung können gerade gegenüber Unix-Systemen Kosten eingespart, und die Performance in neue Höhen gehievt werden. Markus Wolf, neuer Vertriebsleiter für Österreich und Schweiz, berichtet von Erfahrungswerten, in denen Solaris-, HP-UX- oder IBM-AIX-Systeme in Sachen SAPS um ein Vielfaches übertroffen werden. „Jeder CIO, der heute Unix im Haus hat, macht sich Gedanken darüber, was damit in fünf Jahren sein wird“, dreht sich für Wolf nun alles um die Ablöse der Inselwelt rund um Unix in den Unternehmen. „Es kann sich auch kein Unternehmen mehr leisten, für die vielen verschiedenen Unix-Systeme eigene Spezialisten zu beschäftigen“, ergänzt Jores.
Mit dem Angebot einer einheitlichen Enterprise Linux Plattform will man das Management der unterschiedlichen Technologien effizient unter einen Hut bringen. Auch die Standardsierung in den Chipsets in den Rechenzentren und Serverbereichen hin zur x86-Plattform unterstützt diese Gleichschaltung auf Softwareebene, heißt es. Sogar Red-Hat-Lösung sind mit der Management-Konsole von SUSE automatisiert eingebunden. So einfach war es in der Maintenance, den Instandhaltungsaufgaben im Lichtermeer des Serverraums, noch nie.
Und: Kommt Michael Jores auf die jüngeren Standbeine Big Data und Cloud-Services zu sprechen, ist SUSE nicht mehr simpler Linux-Anbieter, sondern „Infrastructure Software Company“. 40 Prozent des Umsatzes werden in den USA generiert, 40 Prozent in Europa. Auch im wachsenden Cloudgeschäft fühlt man sich zuhause. Denn: Clouddienste anzubieten, heißt, den Unternehmen eine Schicht für die Steuerung von Ressourcen bereitzustellen, die auf offenen Standards basiert. „Es gibt genügend proprietäre Lösungen in der IT. Wir sind überzeugt, dass diese immer weniger Bedeutung im Markt haben.“