Samstag, Dezember 21, 2024

Martin Madlo: ''Mit 4.000 m2 Kundennutzfläche ist Interxion heute das größte Carrier-neutrale Rechenzentrum in Österreich.''Ein Interview mit Martin Madlo, Operations Manager bei Interxion.

Martin Madlo ist Operations Manager bei Interxion und verantwortet derzeit die Umsetzung von Security- und Business-Continuity-Richtlinien bei dem Colocations-Anbieter.


Report: Mit welchen neuen Methoden kann der wachsende Energiehunger der IT gestillt werden? Bringt eine Auslagerung von IT-Ressourcen in ein energieeffizientes Rechenzentrum zwingend auch Einsparungen im Stromverbrauch?

Martin Madlo: Das durchschnittliche Rechenzentrum in Österreich ist 25 m2 groß und die Energiekosten werden als Teil der Gebäudebetriebskosten geführt. In diesen kleinen Rechenzentren haben professionelle Kennzahlen für Energiemanagement keine Priorität und für deren Optimierung fehlt jegliche Basis. Colocation oder Outsoucing sind hier die besten Alternativen, um Kosten im IT-Betrieb zu senken. Würde ein Großteil der KMU seine Infrastruktur in professionelle Data Centers verlagern, wäre aus ökologischer Sicht mehr gewonnen als durch bessere Energiewerte in den ohnehin energieeffizienten Colocation Facilities. Ernsthafte Lösungen für den wachsenden Energiebedarf der IT bedürfen aber auch eines Blickes auf die Endgeräte. Sie machen einen beträchtlichen Teil des Stromverbrauches aus. Moderne Thin-Client-Konzepte, Cloud Computing und Virtualisierung eröffnen neue Chancen für die CO2-Bilanz.

Report: Wie sieht denn die durchschnittliche Serverlandschaft in Unternehmen von ihrem Einsparungspotenzial her aus? Was kann denn in der Regel durch eine Modernisierung von Hardware und durch Virtualisierung eingespart werden?

Madlo: Wir können im Wiener Interxion-Rechenzentrum sehr konkret beobachten, dass Virtualisierung und Konsolidierung kommerziell und ökologisch sinnvolle Maßnahmen sind. Nach der Umstellung benötigen die Kunden weniger Energie. Es werden höhere Leistungswerte bei messbar gleichbleibendem Energieverbrauch erzielt. Wie eine Analyse dazu ausfällt, ist in hohem Maße abhängig vom Zustand der Infrastruktur eines Unternehmens.

Report: Bei Interxion werden international 50 % des Energiebedarfs bereits aus erneuerbaren Energien gedeckt, wie sieht diese Strategie dazu konkret am Standort Wien aus?

Madlo: In Wien werden derzeit 50 % erneuerbare Energien verwendet, an manchen Interxion-Standorten sind es schon heute 100 %. Wir evaluieren eine Erhöhung des Anteils auch in Österreich. Das Energiemanagement in einem professionellen Rechenzentrum ist immer auch eine Frage der Vertrags- und Kostensicherheit. Die Stromversorgung ist einer der wichtigsten Aspekte für unseren Service und daher vertraglich abgesichert.

Report: Auch wenn Prognosen hier nur schwer möglich sind: Welche Erwartungen haben Sie zur Strompreisentwicklung in den kommenden Jahren?

Madlo: Prognosen sind nahezu unmöglich. Der Einkauf der Stromkapazitäten wird bei großen Rechenzentren wie Interxion über die Strombörse European Energy Exchange abgewickelt. Interxion steht in erster Linie für Sicherheit und Kontinuität, dazu sind wir unseren Kunden verpflichtet. Deshalb kaufen wir für Österreich Futures ein und können den Energiepreis über einen relativ langen Zeitraum kalkuliert stabil halten.

Report: Das Rechenzentrum in Wien wird ja jederzeit ausgebaut – welche Erwartungen haben Sie an das allgemeine Marktwachstum in der IT? Welche Trends und Markttreiber wirken sich auf Ihr Geschäft positiv aus?

Madlo: Diese positive Entwicklung ist unter anderem dem deutlichen Zuwachs an digitalem Content geschuldet. Wir leben im Zeitalter des Internet-TV, der Audio- und Video-Streams. Bis 2015 wird Experten zufolge das Gigabyte-Equivalent aller jemals produzierten Filme weltweit im Vierminutentakt über die globalen IP-Netzwerke laufen. Diese wachsenden Datenmengen treiben Outsourcing-Modelle in allen Facetten, von Colocation bis zu Cloud Services, voran. Hand in Hand steigt die Mobilität, sodass ein überproportionales Wachstum an Bandbreite entsteht. Interxion bietet durch den Zugang zu 400 Carriern und ISPs sowie 18 Internetaustauschknoten ideale Voraussetzungen dafür.

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