Freitag, Oktober 25, 2024
Cable Days 2024: Wandel und ökonomischer Druck
Podiumstalk bei den Cable Days 2024 in Linz: Daniel Kendler (ServusTV), Ursula Siegfried (Sky Österreich), Fabian Knauseder-Wöhrer (JOYN), Marius Wolf (R9 Regional TV Austria), Stefan Pollach (ORF ON), Andreas Kunigk (RTR).

Die "Cable Days" des Fachverbandes Telekom|Rundfunk in der Wirtschaftskammer Österreich verdeutlichten Anfang Oktober, dass zwei österreichische Leitbranchen vor enormen Umbrüchen mit einer rasanten Veränderungsgeschwindigkeit stehen. Die zweitägige Fachveranstaltung für Kabelnetzbetreiber, Rundfunkveranstalter und Branchendienstleister im Design Center Linz beleuchtete die wichtigsten Themen und Herausforderungen der Medien- und Telekommunikationswelt.

Am ersten Tag der Cable Days 2024, die durch Gerhard Haidvogel, Obmann des WKÖ-Fachverbandes Telekom|Rundfunk, eröffnet wurden, drehte sich zunächst alles um die Rundfunk-Branche, die sich immer mehr internationalen Mitbewerbern und somit einem stärkeren Kampf um Werbegelder gegenübersieht.

Nach der Keynote von Matthias Settele folgte eine Podiumsdiskussion zum Thema „Digitalisierung in der Rundfunkverbreitung - vom Broadcaster zur Plattform?“. Spitzen-Vertreter:innen sprachen über ihre Strategien, um für Seher:innen und Werbende interessant zu bleiben oder gar an Relevanz zu gewinnen. Es herrschte große Einigkeit, dass lineares Fernsehen auch in Zukunft eine Art Trägerrakete für die Branche bleiben wird. Lokaler Content, Hintergrundinformationen und Live-Übertragungen sind wichtige Differenzierungsmerkmale gegenüber der globalen Streaming-Konkurrenz, die auch als Werbeträger im österreichischen Markt einen starken Aufwind verzeichnet. Für die heimischen Anbieter ist es längst nachrangig, über welchen Kanal ihr Content abgerufen wird, da sich lineare und digitale Angebote nicht zwingend kannibalisieren, sondern hervorragend ergänzen können. Wann, wo und wie TV-Inhalte genutzt werden, entscheiden die Nutzer:innen, die einem Überangebot gegenüberstehen, wo heimische Medienmarken durch Orientierung und Vertrautes punkten können.

Die zweite Keynote kam von Bertold Heil, dem Gründer und Eigentümer der Convergent Media Consulting, zum Thema „Radio Relaunched - Wie positionieren sich österreichische Radios im Wettbewerb?“. Er eröffnete seinen Vortrag mit den Worten “Hallo, hallo, hier Radio Wien auf Welle 530”, die vor genau 100 Jahren über den Äther gingen. Am anschließenden Podium diskutierten Vertreter:innen der RTR, des ORF und von Kronehit über die Entwicklungen im Radio. Die Tatsache, dass immer mehr Hörer:innen Radio über Smart Speaker konsumieren, könnte dazu führen, dass die großen amerikanischen Tech-Giganten als Gatekeeper eine Art Maut für ausgespielte Werbeinhalte verlangen werden und damit internationale Anbieter den nächsten Werbemarkt an sich ziehen.

Bemerkenswert ist, dass der Werbeanteil der Radiomacher seit Jahren stabil bei rund 6 Prozent liegt. Eine der größten Stärken des Mediums Radio ist es, dass Menschen Inhalte für Menschen machen und sich „Menschenradio“ wohltuend von „AI Generated Radio“ abhebt. Die Nutzung des Radios hat sich kaum verändert, auch wenn der Radioempfang immer öfter über neue Gerätegattungen erfolgt. Radio ist und bleibt für viele Menschen ein fixer Begleiter durch den Tag. Die Diskutant:innen unterstrichen den Wert des Radios für die Demokratie, die Meinungsbildung sowie Identität eines Landes.

Am Nachmittag gab Stefan Lechler von der Europäischen Kommission Einblicke in das Weißbuch „Digitale Infrastruktur“, das unter anderem darauf abzielt, Europa global wettbewerbsfähig zu halten. Amerikanische Technologie-Giganten haben in den vergangenen Jahren stark in eigene Telekom-Infrastruktur investiert. Vor allem die großen Seekabelinfrastrukturen werden von diesen Anbietern dominiert. So gesehen zählen sie längst zu den größten Telekom-Unternehmen der Welt. Diese Versorgungsnetze, die typischerweise Amerika mit Europa verbinden, stehen nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung und unterliegen auch nicht der Telekommunikationsregulierung. Nicht nur hier muss Europa aufholen, um seine Abhängigkeit von nicht europäischen Anbietern zu reduzieren.

Weiters standen die ökonomischen Herausforderungen der Betreiber und die Anforderungen bei der praktischen Umsetzung der Cybersicherheitsmaßnahmen und NIS2 am Programm.

Infos zu regulatorischen Updates

Der zweite Tag widmete sich aktuellen Themen der Telekom-Branche. In mehreren Vorträgen erfuhren die Teilnehmer:innen Neues über die Einrichtung der KI-Servicestelle in der RTR, die Umsetzung der Verbandsklagerichtlinie, fünf Jahre Ausbau im Telekom-Sektor, den Gigabit Infrastructure Act und über die Herausforderungen für die Diensteanbieter bei Nachhaltigkeit, ESG und CSRD.

Die Cable Days 2024 endeten mit einem Resümee von Helga Tieben, Geschäftsführerin des Fachverbandes Telekom|Rundfunk.

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