Finanzierungen für Jungunternehmen zu bekommen, ist eine Riesenherausforderung. Welche Chancen haben aber Start-ups mit dem Fokus auf künstliche Intelligenz? Ein Kommentar und Tipps von Dorda Rechtsanwälte.
Künstliche Intelligenz hat sich in den letzten Jahren durch einen Technologieschub und daraus resultierenden Anwendungsfällen von einem visionären Konzept zu einem echten Umsatztreiber entwickelt. Von datengetriebenen Geschäftsmodellen und Serviceangeboten über ressourcen- und zeitschonende Automatisierungen, sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Wenig überraschend hat KI daher nicht nur das Interesse von Unternehmern, sondern auch von Investoren geweckt.
Das Jahr 2024 ist von Anwendungen im Bereich generativer KI geprägt, also KI, die verschiedenen Output generieren kann. Dazu zählen beispielsweise Texte, Bilder, Grafiken, Musik, Videos, Animationen oder Programmcodes. Das liegt daran, dass der Einsatz von Chatbots über automatisiertes Bugfixing oder Datenvisualisierung sehr vielseitig ist. Unterschiedliche Sektoren wie Gesundheit, Finanzen, E-Commerce oder Produktion haben daher generative KI in ihre Unternehmensstrategie und Budgetplanung aufgenommen. Das bietet Start-ups die perfekte Gelegenheit, auf den Bedarf zu reagieren und in den zukunftsträchtigen Markt einzusteigen.
Ein solcher Markteinstieg ist jedoch mit einigen Hürden verbunden – eine der größten ist die Finanzierung. Die Entwicklung von werthaltigen, proprietären KI-Technologien ist in der Regel ressourcenintensiv und zeitaufwendig. Die Kapitalanforderungen sind auf Grund der Forschung, Datenbeschaffung und Entwicklung zumeist hoch. Außerdem erfordern diese Schritte oftmals spezifisches Fachwissen. Start-ups in der KI-Branche müssen sich noch dazu auf einem von großen Technologieunternehmen dominierten Markt beweisen. Erschwerend kommt ebenso hinzu, dass der Einsatz von KI mit zahlreichen ethischen und regulatorischen Fragen verbunden ist, insbesondere in Bezug auf AI-Act-Compliance, Urheberrecht, Datenschutz und Haftung.
Da die Kosten für Forschung und Entwicklung meist höher sind, hält Bootstrapping – also Finanzierung durch die Gründer selbst – das Start-up selten lange über Wasser.
Zudem zeigen sich auch Business Angels, also vermögende Privatpersonen, die in junge Unternehmen investieren, zurückhaltender bei der Finanzierung von KI-Start-ups. Grund dafür ist die Präferenz dieser Investoren für sichere und schnellere Renditen. Auch das für Start-ups sonst beliebte Crowdfunding ist zur Finanzierung von KI-Start-ups suboptimal, da die Komplexität der KI-Technologie für einen nicht mit dem Markt vertrauten Investor nur schwer verständlich ist. Ihm können die Vorteile eines Investments oft nicht hinreichend kommuniziert werden.
Daher ist die für die Finanzierung von KI-Start-ups wohl am besten geeignete Möglichkeit das Risikokapital spezialisierter Funds. Hierbei investieren Venture-Capital-Gesellschaften in vielversprechende, junge KI-Unternehmen und erwarten im Gegenzug Anteile an dem finanzierten Unternehmen. Diese Art der Finanzierung birgt diverse Vorteile:
1. Horizont
Zunächst verfügen Venture-Capital-Investoren meist über erhebliche Mittel und sind daher in der Lage, größere Investitionen zu tätigen. Das ist gerade bei KI-Start-ups essenziell zur Deckung der Forschungs- und Entwicklungs- sowie Infrastrukturkosten. Zudem haben sie einen längeren Investitionshorizont und sind bereit, über längere Zeit zu unterstützen. Dies ist wichtig, da die Entwicklung der Technologien bis zur Marktreife in einigen Fällen über einen langen Zeitraum hinweg stattfindet.
2. Wissen
Venture-Capital-Investoren verfügen oftmals über Fachwissen im einschlägigen Bereich und bringen vielfach auch ein einschlägiges Netzwerk mit Kontakten zu potenziellen Kunden, Partnern und weiteren Investoren mit. Somit wird das Wachstum des Start-ups nicht nur finanziell, sondern auch strategisch durch Skalierung, Planung und Unternehmensentwicklung sowie durch externe Expertise gefördert.
3. Toleranz
Zuletzt haben Venture-Capital-Investoren eine hohe Risikotoleranz, da sie auf das eingegangene Risiko eingestellt sind. Sie wählen bewusst die Finanzierung von innovativen, aber auch potenziell disruptiven Technologien. Ein Venture-Capital-Investor versteht in der Regel die inhärenten Risiken der Investition, die er für potenziell hohe Renditen in Kauf nimmt.
Fazit
Venture-Capital-Investoren sind zusammengefasst die idealen Finanzierer für Start-ups in der KI-Branche. Der wesentliche Unterschied zwischen Corporate- und bloßer Venture-Capital-Finanzierung liegt darin, dass bei ersterer zusätzlich die spezifischen Ressourcen des Mutterunternehmens, wie Zugang zu Forschung, Produktionseinrichtungen oder Marketingkanäle, zur Verfügung gestellt werden können. Außerdem sind Corporate-Venture-Capital-Investitionen zeitlich flexibler, da sie nicht an die typischen Lebenszyklen von Venture-Capital-Fonds gebunden sind.
KI-Start-ups haben beste Chancen, erfolgreich zu sein. Mit Mut, dem richtigen Konzept und der passenden Finanzierung können Gründer ihre Visionen verwirklichen und den Markt erobern. Das Zeitfenster für Wachstum und neue Positionierung in der Start-up-Welt ist nach den letzten Jahren wieder gegeben. Am Investment sollte es bei der Fülle an Möglichkeiten neben den bestehenden Förderungen nicht scheitern, Visionen zum Leben zu erwecken.
Über die Autor*innen
Dr. Axel Anderl LL.M. ist Managing Partner bei DORDA und Head of DORDA Digital Industries Group. Mag. Lukas Herrmann ist Partner M&A und leitet die DORDA Start-up Group, Mag. Alexandra Ciarnau ist Rechtsanwältin mit Schwerpunkt IT Recht, Expertin für AI und Co-Head der DORDA Digital Industries Group.