Freitag, November 22, 2024
KI kostet auch Geld
Martina Sennebogen ist Vorstandsvorsitzende bei Capgemini ­Österreich.

Umsatzsteigerungen und neues Geschäft sind für Unternehmen der wichtigste Treiber für KI-Projekte – sofern dieser Schritt überhaupt gewagt wird. Martina Sennebogen, Vorstandsvorsitzende bei Capgemini ­Österreich, im Gespräch.


Um KI-Technologien ist ein regelrechter Hype entstanden. Kritiker sprechen davon, KI eher als Marketing-Begriff zu verstehen.

Martina Sennebogen: KI wird derzeit etwas inflationär gebraucht. Ein reiner Marketingbegriff ist es aber sicher nicht. Dass KI unsere Arbeitswelt verändern wird, ist nichts Neues. KI, mit der Content generiert wird, hat das Ganze aber beschleunigt. Doch Unternehmen überlegen aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen derzeit sehr genau, ob und wann sie in neue Lösungen investieren. Für die Entwicklung von KI-Anwendungen braucht es Guidelines. Wie nutze ich KI überhaupt? Wie passt es in die Organisation, in die Unternehmensstrategie und auch in den laufenden Betrieb?

Wie viele Unternehmen beschäftigen sich tatsächlich bereits mit KI-Projekten?

Sennebogen: Laut unserer IT-Trends-Studie aus dem Vorjahr beschäftigen sich über 90 % der Vorstände in größeren Unternehmen damit. Allerdings haben im Schnitt erst 30 % mit einem »Proof of Concept« begonnen, davon geht wiederum nur gut ein Zehntel in eine Skalierung. Das ist in den letzten Monaten sicherlich gestiegen, generell ist die Wirtschaft aber noch in einer Phase der Einführung und des Ausprobierens. Denn KI-Projekte bringen auch Risiken mit sich: Umgehe ich damit eine Datenschutzrichtline? Denke ich das Thema ganzheitlich genug? Das verlangsamt die Prozesse trotz des großen Interesses.

Capgemini bietet übrigens für die Erstellung synthetischer Daten den »Artificial Data Amplifier«. Kunden wie etwa Banken oder die Energiewirtschaft nutzen diese Lösung, um Daten in hoher Qualität für Analysen und Prognosen zu bekommen, ohne personenbezogene Daten zu verwenden.

In welchen Bereichen wird am ehesten in KI-Lösungen investiert? Welchen Ratschlag haben Sie dazu?

Sennebogen: Es ist wichtig, sich damit auseinanderzusetzen und auch die Menschen heranzuführen. Ich rate allen Unternehmen, Anwendungsmöglichkeiten zu finden – auch abseits von IT, Marketing und Vertrieb, in denen klassische KI mitunter seit Jahren integriert ist. Es sind Bereiche wie Software-Testing, Coding, der Chatbot im Kundenservice oder für den Vertrieb, in denen die Offenheit für weitere Anwendungen mit KI besonders groß ist.

Interessanterweise hat man das Potenzial noch kaum im Risikomanagement, etwa bei Reviews zur Überprüfung von Dokumenten oder beim Erstellen von Entwürfen von Dokumenten, erkannt – obwohl hier Ergebnisse mit KI sehr schnell realisierbar wären. Generell sehe ich bei Gesprächen mit Kunden zu KI-Lösungen, dass eine Umsatzsteigerung und das Ankurbeln des Vertriebs mehr Interesse hervorruft, als eine reine Kostenreduktion.

Man darf nicht vergessen, dass KI auch Geld kostet und Ressourcen im Hintergrund benötigt. Unsere Studie zeigt, dass sich Unternehmen zunächst an kleineren Modellen orientieren werden, da sie so leistbarer und nachhaltiger sind. Zum Beispiel wurde in diesen Tagen mit Google Gemini Flash ein leichtgewichtiges GenAI-Modell vorgestellt. Einen »PoC« zu machen, ist immer gut. Trotzdem sehe ich die Arbeit an den Grundbausteinen in der Anfangsphase wichtiger, als gleich in eine Umsetzung zu gehen.

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