Radosław Kędzia, Senior Vice President European Region bei Huawei, über die Rolle von Informationstechnologie und KI-Lösungen auch für eine nachhaltige Wirtschaft.
Huawei ist seit Jahren einer der größten Hersteller für Mobilfunktechnologie und auch IT-Systeme, und auch für erneuerbare Energien – allen voran Wechselrichter und PV-Module. Welche Gemeinsamkeit sehen Sie bei diesen Produktpaletten?
Radosław Kędzia: Huawei ist nicht nur ein Technologieunternehmen. Wir wollen mit unserer Forschung und Entwicklung von Produkten und Lösungen an einer grünen Zukunft für alle mitwirken. Die wachsende Nutzung von Technologie wird nur sinnvoll sein, wenn wir dafür erneuerbare Energie zur Verfügung haben. Die Huawei-Geschäftseinheit Digital Power hat genau das zum Fokus – die Erzeugung und den Vertrieb von Photovoltaik-Modulen.
Sie betonen seit vielen Jahren das lokale Geschäft von Huawei in Europa, insbesondere auch in Österreich. Welche Projekte zeigen den smarten Einsatz von Technologie?
Kędzia: Ein Teil eines nachhaltigen Ökosystems zu werden, das geht nur mit Partnerschaften. Es ist wie in einem menschlichen Körper, in dem alle Teile nur miteinander funktionieren können. Wir haben in Österreich Initiativen, wie unsere langjährige Zusammenarbeit mit Universitäten oder ein Projekt in der Landwirtschaft in Kooperation mit lokalen Technologieunternehmen. Dabei wird mit Drohnentechnologie und 5G das Pflanzenwachstum im Weinbau überwacht. Mittels KI werden dann jene Stellen gefunden, an denen gedüngt werden muss – noch bevor das Wachstum stark beeinträchtigt ist. Mit „Smart Farming“ werden die Ernteerträge verbessert, bei einem gleichzeitig reduzierten Einsatz von Dünger oder Spritzmitteln – aktuell mit bis zu 40 % weniger Pestiziden. Und bei einem Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft können die Drohnen sogar fürs Versprühen von Dünger eingesetzt werden.
Für das Monitoring von PV-Anlagen, insbesondere einen Gesundheits-Check der Module, werden ebenfalls Drohnen eingesetzt. Unser Partner Dronetech Austria kann bereits vor einem Komplettausfall einen Leistungsverlust bei einzelnen Komponenten anhand von Wärmebild- und Infrarotaufnahmen erkennen.
Welche Rolle kann Technologie für Umweltthemen spielen?
Kędzia: In einem Forschungsprojekt im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel werden mit vernetzten Sensoren und Datenanalysen Erkenntnisse für den Umwelt- und Artenschutz gewonnen und Schutzmaßnahmen für die Biodiversität im Schilfgürtel abgeleitet. Bei Projekten wie diesem geht es also nicht rein um Effizienzgewinne, sondern auch um die Möglichkeit für die Forschung, Technologie in der Praxis zu erproben. Ohne Einsatz von KI-basierten Analysen würde es für unsere Partner mitunter Monate oder Jahre dauern, bis man zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommt. Übrigens stellt Huawei hier ausschließlich die Technologielösungen und Übertragungstechnologie bereit, die Daten selbst werden stets bei unseren lokalen Partnern verarbeitet.
IT-Unternehmen wird vorgehalten, auch selbst stark den Energiebedarf der Wirtschaft zu treiben.
Kędzia: Als Hersteller von Software, Hardware und von Technologielösungen benötigen unsere Produkte natürlich viel Energie. Wir arbeiten intensiv daran, die Rechnung „Bits pro Watt“ fortlaufend zu verbessern. So hat Huawei in den letzten zehn Jahren durch die eigene Forschungsarbeit den Stromverbrauch seiner IKT-Hardware um das 2,7-Fache reduzieren können. Wir arbeiten auch an einer Kreislaufwirtschaft in der Logistik, beispielsweise mit nachhaltigeren Materialien für Verpackungen.
Am Ende braucht es eine Balance und ein Abwägen zwischen Investitionen ins Business und klimaverträglichen Entscheidungen. Dank der Technologie, an der wir arbeiten, geht beides zugleich. Geld verdienen und Nachhaltigkeit – das sind keine Gegensätze mehr.