Samstag, Mai 04, 2024
GenAI: der nächste Sprung – nicht nur technisch
Christian Winkelhofer begleitet die Accenture-Studie zu Technologietrends selbst seit zehn Jahren. Mit GenAI kommen nun Herausforderungen und Chancen in einer neuen Dimension auf Menschen und Unternehmen zu. (Foto: Georg Krewenka)

Zuerst war es der PC, dann kamen Internet, Mobiltelefonie und Cloud-Infrastrukturen. Technologiesprünge in der Informationstechnologie haben stets die Wirtschaft verändert, neue Geschäftsmodelle hervorgebracht und alte abgelöst. Das Beratungs- und IT-Dienstleistungsunternehmen Accenture hat in der Studie „Accenture Tech Vision 2024“ (Link) wenig überraschend generative künstliche Intelligenz als nächsten wesentlichen Sprung mit Riesenpotenzial für Veränderungen ausgemacht. Generative KI wird eine neue Ära der Produktivität und Kreativität ermöglichen, betont Christian Winkelhofer, Managing Director für neue Technologien von Accenture Österreich.

„Generative KI steht in seiner Entwicklung und Entfaltung erst ganz am Anfang. Diese Technologie ist ein echter Wendepunkt, weil sie anders ist. Die Verwendung wird immer menschenähnlicher“, erklärt Winkelhofer. Die Dimension von KI spiegelt sich auch in den Investitionen wider: Die Ausgaben für Gen AI werden bis 2027 jährlich 140 Milliarden Dollar übersteigen. „Mit KI können wir Branchen, Unternehmen, Geschäftsmodelle und Prozesse vollkommen neu denken. Wir können Business neu erfinden, neu definieren und neu entwickeln“, unterstreicht Winkelhofer.

Die Umsetzung von GenAI in Unternehmen ist für den Experten kein technisches Projekt in erster Linie, das ein CIO oder CTO verantwortet, sondern klar Chef*innen-Sache. „Organisationen müssen die Menschen begleiten, die Anwendung erklären und den Nutzen darstellen können“, empfiehlt Winkelhofer das Kreieren eines „Benutzererlebnisses“. Rein technisch sei die Verfügbarkeit von AI gelöst, die Technik komme aus der Cloud und stehe jedem zur Verfügung. Dass KI-Lösungen nun den Menschen am Arbeitsplatz ersetzen werden, daran glaubt er nicht. In Zeiten des Personalmangels könne damit aber Beschäftigungslücken entgegengetreten werden. Trotzdem sind mit der Technologie Herausforderungen „in einer neuen Dimension“ verbunden.

Diese Trends macht Accenture rund um KI aus:

1. Neuer Zugang zu Wissen: Wissen steht im Zeitalter von KI in einer neuen Dimension zur Verfügung. Das Bereitstellen von Informationen wird neu definiert. Die Zeit des Nachschlagens und Suchens ist Geschichte. Daten werden auf eine neue Art und Weise zugänglich gemacht – sie bildet menschenähnliches Denken ab. Gemäß den menschlichen Anweisungen wird Wissen zusammengefasst, aufbereitet oder angewendet. Unternehmen, die KI-basierte Wissenstools zur Verfügung stellen, werden enorme Leistungssteigerungen und Wettbewerbsvorteile haben. Das hat bedeutende Auswirkungen auf die Arbeitswelt: 44 Prozent aller Arbeitsstunden könnten von generativer KI unterstützt werden. CEOs erkennen heute schon dieses Potenzial. 95 Prozent der Führungskräfte sagen, dass sich „die Art und Weise, wie wir mit Daten interagieren, ändern wird“.

2. Vom Assistenten zum Akteur: Heute verfügbare Gen AI-Technologien wie Chat GPT können die Rolle von persönlichen Assistenten einnehmen. Sie recherchieren, bereiten Informationen auf oder erstellen Texte, Präsentationen und Sheets. Künftig wird sich die Rolle vom Assistenten zu einem Akteur entwickeln. Der KI-Agent agiert mit den jeweils bereitgestellten Hintergrundwissen und Rahmenbedingungen, unterstützt und handelt eigenständig. Dies hat das Potenzial, Produktivität und Innovation auf ein neues Niveau zu heben. Denn KI-Agenten erledigen einfache Informationsanfragen genauso wie komplexe Themen wie z. B. Vertragsverhandlungen. Sie werden schließlich beginnen, miteinander zu interagieren. Diese Vision teilen die für die Tech Vision befragten Führungskräfte: 94 Prozent sind der Meinung, dass sich die Fähigkeiten der KI erweitern und von der Unterstützung zu eigenständigem Handeln übergehen werden.

3. Ein neues Universum: Bisher war alles in 2D. Die Zukunft liegt in immersiven Welten der persönlichen Interaktion, indem wir unsere physischen 2D-Welten in neue 3D-Umgebungen erweitern, die durch Spatial Computing, das Metaverse, digitale Zwillinge und AR/VR-Technologien entstehen. Gen AI beschleunigt die Entwicklung räumlicher Umgebungen und macht sie schneller und günstiger. Die Dimension „Raum“ wird relativ. Unternehmen überholen den Verbraucher mithilfe von digitalen Zwillingen, VR und anderen räumlichen Anwendungen. Jetzt geht es darum, ein größeres Ökosystem zu schaffen, in dem diese Erfahrungen miteinander verbunden sind.

4. Neue menschliche Schnittstellen: Tastatur und Bildschirm sind seit Jahrzehnten die Interaktionsmöglichkeit der Menschen mit Technologie. Diese Schnittstelle wird neu definiert. Innovative Technologien wie KI-Wearables und Gehirn-Computer-Schnittstellen können eine nahtlose Verbindung der Menschen mit Technologie ermöglichen. Körper sind Datenspeicher und können Technologie auf eine natürlichere Weise steuern. Verhaltensweisen und Nutzer-Absichten können künftig besser verstanden werden. Dies bringt den Unternehmen vollkommen neue Möglichkeiten für ihre Produkte und Services.

 

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