Während die meisten Unternehmen gut vorankommen, hinkt die öffentliche Hand in Sachen IT noch immer hinterher. Das größte Problem: Die mangelnde Flexibilität von Systemen und die Skepsis auf Führungsebene.
»Die Veränderungsfähigkeit von Unternehmen und Organisationen wird derzeit stark strapaziert«, schildert Carlos Ferrero Carre, Practice Head of Business & Technology Solutions bei Capgemini Deutschland und einer der Autoren der aktuellen IT-Trends-Studie. Gleichzeitig hinken sowohl Unternehmen als auch Behörden ihren eigenen Ansprüchen hinterher: »Vier von zehn IT-Systemen verfehlen die Anforderungen in Bezug auf ihre Anpassungsfähigkeit«, so Carre. Gefragt sind vor allem flexiblere Frontend-Systeme. Im Backend wiederum steht bei vielen Behörden noch die Migration in die (native) Cloud an. Aber nicht nur die Systeme, auch Mitarbeitende und vor allem die Führungsebene muss laut ihren Fachabteilungen flexibler und offener werden: Simon El Dib, Head of Capgemini Invent Österreich, kommentiert: »Unternehmen sind mit der Modernisierung ihrer IT-Lösungen bereits auf einem guten Weg. Allerdings verlassen sich immer noch viele Führungskräfte in unruhigen Zeiten auf altbewährte Strategien.« Für mehr Flexiblität empfiehlt El Dib, das Potenzial von Daten und KI zu nutzen: »Führungskräfte können so auch Entscheidungen in eine ungewohnte Richtung mit Fakten absichern.«
Generative KI wird populärer
Passend dazu ist 2023 der intensive Einsatz von KI-Diensten auf 41 Prozent gestiegen. In den kommenden zwei Jahren wird zusätzlich auch Generative KI vermehrt genutzt werden, prognostiziert Studienautor Thomas Heimann, Enterprise Architect Director bei Capgemini. Vor allem für den Bereich Forecasting und Content-Generierung rechnet er mit starken Zuwächsen. Allerdings steigt bei den Befragten auch das Risikobewusstsein beim Thema Generative KI: Sorge bereiteten neue IT-Sicherheitsrisiken (74 Prozent), der Verstoß gegen Datenschutzvorgaben (60 Prozent) sowie Unwägbarkeiten in der Regulierung (52 Prozent) und damit verbundene Haftungsrisiken.
Für Flexibilität - und KI - braucht es eine solide Datenbasis. Deren Verfügbarkeit ist zuletzt wieder gesunken, kritisiert Capgemini-Vorstandsvorsitzende Martina Sennebogen: »Die mangelnde Datenverfügbarkeit ist weniger ein technisches als ein kulturelles Problem.«
IT-Fachkräftemangel ade?
Überraschende Ergebnisse liefert die Umfrage beim Fachkräftemangel: »Offenbar werden die Auswirkungen des demografischen Wandels jetzt weniger negativ eingeschätzt«, so Carlos Carre. »Viele Führungskräfte erwarten, dass manche Kompetenzen nicht mehr benötigt werden. Außerdem reift die Erkenntnis, dass die Effizienz steigen muss, um weniger Arbeitskräfte zu benötigen.« Die höhere Belastung bei bestehenden Mitarbeitenden soll durch die Digitalisierung – besonders durch den Einsatz von KI – gedämpft werden. Vorstellbar sei auch, Mitarbeitende über das Rentenalter hinaus zu binden und stärker auf Low-Code-Anwendungen zu setzen. Den Bedarf an neuen Arbeitskräften wird das trotzdem nur bedingt decken können: Auf heute 19 Prozent unbesetzte Stellen kommen in zwei Jahren bereits 26 Prozent.
IT-Trends
In der IT-Trendschau von Capgemini stehen heuer mit Zero-Trust, dem Schutz gegen Angriffe mit KI-Lösungen und Multicloud drei Sicherheitsthemen auf den obersten Rängen. Hohe Bedeutungszuwächse erhalten auch Edge Computing und High Performance Cloud Computing. Letzteres wird vor allem für rechenintensive Prozesse wie Machine Learing genutzt. Profitieren werden davon besonders Cloud-Hyperscaler.
Die Umfrage
Für die Studie IT-Trends fragt Capgemini seit 20 Jahren die aktuelle und erwartete technologische Entwicklung in Wirtschaft und Verwaltung ab. Heuer wurden insgesamt 112 Entscheidungsträger*innen aus Unternehmen, Behörden und – das ist neu – auch NGOs im DACH-Raum befragt, die meisten davon aus Deutschland. Die Mehrheit der befragten Unternehmen erzielt mehr als eine Milliarde Euro Umsatz pro Jahr.
Die Ergebnisse der IT-Trends Studie 2024 finden Sie unter: www.capgemini.com