Laut einer Studie des World Economic Forum aus dem Jahr 2021 liegen 92 Prozent der Daten in der westlichen Welt auf Cloudservern, die meist von US-Anbietern bereitgestellt werden. Sie sind bequem, stabil und lassen auch eine schnelle Skalierbarkeit zu. Aber sind die Dienste von Amazon, Google, Microsoft oder Apple wirklich immer so eine gute Idee?
Text: Mario Buchinger
Viele Anwendungen sind bereits cloudbasiert, auch wenn das den Nutzer*innen oft nicht bewusst ist. Dabei muss man zwischen der eigentlichen Anwendung und dem Speicherort der Daten unterscheiden.
Anwendungen kaum noch stationär
Adobe hat den Trend vor etwa zehn Jahren groß gemacht, indem die Kreativapplikationen nur noch als cloudbasierte Dienste angeboten wurden. Heute ist das in vielen Fällen längst Standard, so genannte Stand-alone-Lösungen bilden eher eine Ausnahme. Für die Anbieter sind Cloudlösungen natürlich praktisch. Es entfällt der Aufwand, ständig Neuerungen zu großen Software-Releases zusammenzufassen. Stattdessen können Korrekturen jederzeit den Anwender*innen zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig generieren sie stabile Einnahmen und Abomodelle erzeugen bei Kund*innen mehr Abhängigkeiten als lokale Installationen.
Fast alles in der Cloud
Neben den Anwendungen, die man auch als »Software-as-a-Service« (SaaS) bezeichnet, kann heute fast alles in Form von Cloudanwendungen genutzt werden. Dazu gehören zum Beispiel Infrastructure-as-a-Service (IaaS) oder Containers-as-a-Service (CaaS). Letztlich vielleicht sogar Everything-as-a-Service (XaaS)? Allen Services ist gemein, dass die Nutzer*innen nur noch ein kleines Endgerät benötigen, mit dem auf die Cloudanwendungen, die ganz nach individuellen Bedürfnissen verfügbar sind, zugegriffen wird.
Wo ist der Haken?
Clouddienste können oft sinnvoll sein. Aber diese Benutzer*innenfreundlichkeit gibt es natürlich nicht ohne Gegenleistung. Man bezahlt am Ende, zusätzlich zur monatlichen und jährlichen Gebühr, mit Daten. Es wäre naiv anzunehmen, dass die Anbieter dieser Dienste das Verhalten der Nutzer*innen nicht auswerten. Darüber hinaus muss geklärt sein, inwiefern Daten auf Cloudsystemen wirklich gesichert sind. Es ist schon vorgekommen, dass nach Ausfall eines Rechenzentrums Daten von Kund*innen weg waren, weil diese vergessen hatten, einen Back-up-Dienst zusätzlich zu buchen. Außerdem sind Clouddienste häufig auf eine stabile Internetverbindung angewiesen, was gerade im operativen Bereich ein Problem darstellen kann.
Die »Private Cloud« als Alternative?
Man kann Clouddienste auch selbst aufbauen. Das mag zunächst ein gewisser Aufwand sein, aber dieser macht sich durchaus bezahlt. Man muss dafür auch nicht alles von Grund auf neu entwickeln. Es gibt bereits verfügbare Lösungen, die man nutzen kann. Wir als kleines Unternehmen tun das seit einigen Jahren, aber auch größere Unternehmen setzen auf das, was man als »Private Cloud« bezeichnet. Auch bei dem Thema geht es um Prävention. Man merkt den Vorteil meist erst dann, wenn man ein Problem hat, das durch Prävention hätte vermieden werden können. Aber wie heißt immer so schön: »There is no Glory in Prevention«. Dabei geht es nicht um Ruhm, sondern um Risikominimierung.
Der Autor
Mario Buchinger ist (Ökonomie-)Physiker, Musiker und Autor. Der Lean- und Kaizen-Spezialist war zehn Jahre als Angestellter und Führungskraft bei Daimler und Bosch tätig, bevor er 2014 das Unternehmen Buchinger|Kuduz gründete, das auf Strategie-, Prozess- und Klima-Transformation spezialisiert ist.