Eine Mitarbeiter-Plattform, die speziell auf die Bedürfnisse von Mitarbeitenden ohne Schreibtisch-Arbeitsplatz zugeschnitten ist. Im Gespräch Benedikt Ilg, CEO and Co-Founder of Flip.
Welche Herausforderungen haben Unternehmen heute in der internen Kommunikation und bei Geschäftsprozessen mit der Einbindung von Mitarbeitern, die ohne fixen PC-Arbeitsplatz tätig sind?
Benedikt Ilg: Das größte Problem, das Unternehmen auch heute noch haben in der Kommunikation mit operativen Mitarbeitenden ist schlicht und ergreifbar noch immer die digitale Erreichbarkeit. Die interne Kommunikation in vielen Unternehmen besteht auch heute noch aus einem schwarzen Brett oder Briefverkehr. Denn viele operativ Beschäftigte verfügen über kein digitale Anbindung wie etwa Emailadressen, um mit dem eigenen Unternehmen zu kommunizieren. Sie nutzen auch kein Slack oder Videokonferenzen. Interne Kommunikatoren verfügen also oftmals auch heute über keinen Kanal, in dem schnelle und direkte Kommunikation mit dieser Belegschaft möglich ist. Feedback-Möglichkeiten von der Operativen in die Zentrale gibt es auch nicht.
Was bieten Sie Unternehmen mit Flip? Wer sind Ihre Kunden?
Ilg: Flip ist eine Mitarbeiter-Plattform, die speziell auf die Bedürfnisse von Mitarbeitenden ohne Schreibtisch zugeschnitten ist. Damit digitalisiert Flip alle Schnittstellen dieser Belegschaftsgruppe mit dem eigenen Unternehmen. Für Bosch zum Beispiel bauen wir eine All-in-One Mitarbeiter-Plattform für die Beschäftigten in Fertigung und Logistik, um diese erstmals digital mit dem Unternehmen zu verbinden. Die App verfügt über einen personalisierten Newsfeed, Einzel- und Gruppenchats sowie zusätzliche Funktionalitäten wie ein Aufgabenmanagement oder die Schicht-und Urlaubsplanung. Wir bieten maßgeschneiderte Lösungen, die alle wichtigen Unternehmensprozesse für den operativen Mitarbeitenden in einer App zusammenfassen - DSGVO-konform und sicher. Zu den zahlreichen namhaften Kunden zählen Unternehmen wie die Porsche AG, REWE, Rossmann und Edeka aber auch der Fast-Food-Gigant McDonald’s.
Warum ist es sinnvoll, HR-, IT- und Kommunikationstools zu vereinen, um Unternehmen mit ihren Mitarbeitern vor Ort zu verbinden?
Ilg: Viele unsere Kunden stellen fest, dass ein Kanal für die Interne Kommunikation zwar wichtig ist, um wichtige Unternehmensbotschaften an die Belegschaft zu senden, Kommunikation allein jedoch nicht ausreicht, damit Mitarbeitende die Plattform ausreichend nutzen. So sendet der interne Kommunikator vielleicht eine wichtige Videobotschaft des CEOs über digitale Kanäle, was den Mitarbeitenden aber am Ende des Tages interessiert, ist der Kantinenplan für die Woche. Interne Kommunikatoren müssen also auch beim Empfänger ansetzen und überlegen, welche Kommunikation und Funktionalitäten dort konsumiert werden. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Kombination aus HR-Funktionen wie Schichtplanung oder Aufgabenmanagement, kombiniert mit der internen Kommunikation in beide Richtungen, Mitarbeitenden in der Fläche einen großen Mehrwert liefert. Interne Kommunikation und HR in der Kombination sind daher aus meiner Sicht ein starkes Dream-Team, um Mitarbeitende zu erreichen und zu binden.
Welche technologische Entwicklung sehen sie in diesem Bereich? Was ist in den nächsten Jahren zu erwarten?
Ilg: Ich bin der festen Überzeugung, dass Interne Kommunikation und HR noch näher zusammenrücken werden. Denn gemeinsam zahlen sie heute auf wichtige Unternehmensziele ein. Unternehmenskultur ist bei weitem kein „Nice-to-Have“ mehr. Angesichts des akuten Fachkräftemangel sowie demographischen Wandel müssen Unternehmen Themen wie Mitarbeiterbindung und Kultur neu denken, sonst fehlen morgen die Fachkräfte in der Wertschöpfung. HR und Kommunikatoren werden also zunehmend starke Business Partner, um den Erfolg des Unternehmens langfristig zu gewährleisten! Dazu erwarte ich, dass durch den technologischen Fortschritt durch Künstliche Intelligenz das Thema „Human Relationships“ deutlich an Relevanz gewinnen wird. In einer Welt, die zunehmend automatisiert sein wird, werden Menschen immer noch mit Menschen agieren und kommunizieren wollen. Der Faktor Mensch wird daher aus meiner Sicht nicht weniger relevant sondern viel wichtiger. Ich glaube, dass Unternehmen sich viel mehr mit den individuellen Bedürfnissen der Kunden aber auch der eigenen Belegschaft auseinandersetzen werden müssen, um im Wettbewerb auf dem Markt und im Wettbewerb um Talente bestehen zu können.
Persönlich gefragt: Wie ist es zur Geschäftsidee von Flip gekommen?
Ilg: Die Idee zu Flip kam während meiner Zeit bei Porsche. Dort war ich selbst im Data-Analytics-Team tätig und habe früh erkannt, wie schwer es war, die Kollegen in der Fläche am Band zu erreichen. In einer Welt, in der Social-Media-Plattformen unser Privatleben dominieren, schien es mir völlig unangebracht, mit den Kollegen am Band über das Schwarze Brett zu kommunizieren. Die Idee zu Flip entwickelte sich also ganz natürlich aus meiner eigenen Erfahrung und Problemfeststellung bei Porsche. Heute wissen wir: Punkto Digitalisierung im Blue-Collar-Bereich steht uns noch ein weiter Weg bevor. Diesen wollen wir mit Flip beschreiten und die Arbeitswelt für alle Mitarbeitenden gestalten und verbessern.