Ein revolutionäres Tablet aus Wien basiert auf einer neuen Sicherheitsarchitektur, die Daten-Endgeräte »cybersecure« auf Hardwareebene gestaltet.
Philipp Lechner ist Geschäftsführer von MUSE Electronics mit Sitz in Wien. Der Experte kommt aus dem militärischen Bereich und arbeitet derzeit mit Partnern wie dem österreichischen Bundesheer, AIT und der FFG an einem gehärteten Daten-Endgerät. Ziel ist ein besonders robustes und abgesichertes Tablet für den Außeneinsatz. Bei MUSE setzt man bewusst auf Know-how und Entwicklung aus Österreich – eine Besonderheit in einem global geprägten Herstellermarkt. Die Sicherheit der Daten auf dem Tablet mit dem Namen »Backbone« wird auf der physikalischen Schicht abgebildet, auf der Platine. Das Unternehmen hat ein PCB-Design patentiert (»Printed Circuit Board«), das den Ansprüchen militärischer Einsatzkräfte gerecht wird.
»Im Großen und Ganzen geht es um die sichere Verarbeitung, Speicherung, sowie Kommunikation von klassifizierten Daten«, erklärt CEO Lechner das Prinzip von »Secure Edge Computing«. Während in kommerziellen Cloud-Services bereits durchgehende Verschlüsselungen in der Datenübertragung angeboten werden, sei das schwächste Glied in dieser Kette meist der Daten-Endpunkt, sprich Endgerät und User. Mit der erstmals verfügbaren physikalischen Datentrennung und weiteren, auch softwarebasierten Features wie einer Geräteüberwachung (»Integrity Monitoring«) will man eine vollständige Absicherung auf allen Ebenen liefern.
Das geht bis zu einer über die Maße effizienten Prozessarchitektur bei Anwendungen und Betriebssystem. IT-Administratoren erhalten die Möglichkeit, Workloads zu optimieren und auch für einen Offline-Einsatz anzupassen – denn gerade im Feld ist die Netzabdeckung nicht immer gegeben. Und mit Prognose-Tools und Self-Service-Features kennt das Backbone Tablet seinen Sicherheits- und Gesundheitszustand selbst gut, und meldet diesen. »Wenn man es so nennen möchte, ist es der Versuch einer in die Zukunft gedachten ganzheitlich innovativen Hardware«, argumentiert Lechner.
Er sieht gerade bei diesen Features, die es nicht beim nächstbesten Daten-Endgerät gibt, die USPs von Backbone für sein Geschäft. Abhängig von den Einsatzszenarien – jede Industrie hätte ihre eigenen Anforderungen – würde die Geräteausstattung bei Bedarf angepasst werden, inklusive Wahl des Betriebssystems Microsoft, Android oder Linux. Neben dem primären Einsatzbereich Bundesheer und Behörden fokussiert sich Philipp Lechner mit seinem Team auf Unternehmen mit kritischen Infrastrukturen oder Industrieanlagen.
Bild: Philipp Lechner baut an einem supersicheren Daten-Endgerät »made in Austria« für die Industrie und für Betreiber kritischer Infrastrukturen.
Nach der Fertigstellung der Serienprototypen Ende 2023 soll es Ende 2024 die ersten Geräte für die Kunden geben. Zehn bis fünfzehn Leute bilden aktuell bei MUSE Electronics das Kernteam in der Entwicklung. Die Anbindung an Cloud- oder Server-Infrastrukturen wird man künftig den Kunden überlassen – das Produkt sei in erster Linie für die Datenverarbeitung und Speicherung am »Edge« konzipiert und ist damit nicht zwingend auf eine Datenverbindung nach außen angewiesen. Die Verknüpfung mit einer Server-Infrastruktur sei natürlich trotzdem möglich, betont Lechner.
Auch in der Massenfertigung soll das Produkt künftig in Europa assembliert werden. »Es bedarf dieser Anstrengung, denn die europäische Wirtschaft hat sich viel zu abhängig von Herstellern in Asien gemacht«, möchte Lechner ein Ökosystem in der Fertigung aufbauen. »Auslagern für eine Gewinnmaximierung werden wir sicher nicht«, verspricht er. Während man im Militärbereich gut aufgestellt ist, soll nun ein erster Industriekunde gefunden werden. Der Bedarf für sichere Gerätelösungen sei dort besonders groß.